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Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Titel: Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay
Autoren: Hans Warren
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uns an, blickten dann aber zur Tür, die hastig geöffnet wurde. Ein Herr kam herein, den wir schon in Rosario von weitem gesehen hatten. Er mochte vierzig Jahre alt sein, trug einen derben Touristenanzug, machte aber einen ziemlich schwächlichen Eindruck. Er ging mit kurzem Gruß auf den Wirt zu, den er an einen entfernten Tisch zog. Eifrig sprach er auf ihn ein, gab ihm dann Geld, und beide verließen ebenfalls nach hinten das Restaurant.  
      Aber vergeblich warteten wir auf den Indianer. Der Wirt kam zurück und fragte Rolf, ob wir fahren wollten. Er hätte das Kanu bereits zurechtgemacht und sechs Ruder hineingelegt. Da er einen ziemlich bescheidenen Preis nannte, bezahlte Rolf sofort. Dann fragte er:  
      „Kannten Sie den Herrn, der soeben mit Ihnen hinausging?"  
      „Nein, wenngleich es mir so ist, als hätte ich ihn schon einmal gesehen. Das muß aber sehr lange her sein."  
      „Es wird vor ungefähr einem Jahr gewesen sein," sagte Rolf, „und er wird sich mit verschiedenen anderen Herren in Gesellschaft des Indianers befunden haben, der auch mit uns gekommen ist."  
      „Richtig," rief der Wirt erfreut, „jetzt fällt es mir wieder ein. Es war irgendeine Expedition, und die Herren berieten hier noch, ob sie ein Stück per Kanu fahren wollten. Aber schließlich beschlossen sie, zu gehen."  
      „Was wollte der Herr jetzt, wenn ich fragen darf?" forschte Rolf. „Hat er Ihnen ebenfalls ein Kanu abgekauft?"  
      „Allerdings, er hatte es sehr eilig. Jetzt schwimmt er bereits den Paraguay hinunter."  
      „Dann wollen wir uns ebenfalls beeilen," sagte Rolf. „Sollte der Indianer zurückkommen, dann sagen Sie ihm nur, daß wir nicht länger warten konnten. Er hat ein reichliches Handgeld von mir bekommen und kann ruhig wieder nach Buenos Aires zurückkehren."  
      „Oh, damit werden Sie sich aber einen erbitterten Feind schaffen," sagte der Wirt ernst. „Die Führer setzen ihren ganzen Stolz darein, daß sie die Expeditionen gut führen. Wenn er jetzt allein so schnell zurückkommt, ist es eine große Schande für ihn."  
      „Dann soll er nicht eigenmächtig davonlaufen," sagte Rolf kurz. „Jedenfalls nehme ich keine Rücksicht auf ihn, fürchte mich auch nicht vor seinen Rachegelüsten. Vorwärts, wir haben Eile!"  
      Wir folgten dem Wirt nach hinten. Eine Tür führte in den schmalen Garten, an dessen Längsseite der Paraguay entlangschäumte. Am Landungssteg tanzte bereits das Kanu auf den schnellen Wellen. Wir verstauten unser Gepäck, zogen vor allen Dingen unsere Büchsen aus den Futteralen, ergriffen dann die Ruder, und der Wirt band das schwankende Fahrzeug los.  
      Mit großer Geschwindigkeit schossen wir den breiten Strom hinab. Pongo ruderte auf der linken Seite, wir beide auf der anderen. So waren die Kräfte am besten verteilt.  
      „Das macht doch Spaß," rief Rolf gut gelaunt. »Ich bin froh, daß wir bald wieder in der Freiheit sind. Weiß Gott, die Städte gefallen mir auf die Dauer nicht mehr."  
      »Ja, du hast recht," stimmte ich bei, „die wilde Natur ist doch am schönsten."  
      Bald hatten wir die Stadt hinter uns. Es war wirklich eine Wonne, auf dem breiten Strom, dessen Ufer von dichten Gebüschen und hohen Bäumen eingesäumt waren, dahinzufahren. In der Stadt selbst war die Strömung stärker gewesen, jetzt traten die Ufer weiter auseinander, und der Fluß war ruhiger. Trotzdem kamen wir sehr schnell vorwärts, denn wir ruderten in dem schönen Freiheitsgefühl aus Leibeskräften.  
      „Wenn wir so schnell weiterfahren, sind wir ja schon in einigen Stunden an Ort und Stelle," rief Rolf wieder, »dann können wir vielleicht noch eine tüchtige Strecke in den Wald vordringen. Ich befürchte nur, daß uns sowohl Vicoras als auch Huaina falsch Bescheid gesagt haben. Am liebsten würde ich mich mehr nach den Angaben des Professors richten und nicht einen westlichen, sondern süd-westlichen Weg einschlagen."  
      „Das Verschwinden des Indianers ist allerdings sehr merkwürdig," gab ich zu. „Vielleicht ist deine Idee ganz richtig. Wir können ja, wenn wir in südwestlicher Richtung nichts finden, wieder nach Norden gehen. Doch sieh einmal die Enten dort. Wie wäre es, wenn wir uns zum Abendbrot zwei Stück schießen?"  
      Dabei griff ich schon zur Flinte, und Rolf tat dasselbe. Nach kurzem Zielen krachten die beiden Schüsse, und zwei große Enten schwammen reglos auf den Wellen, während sich die anderen durch schleunige
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