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Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay

Titel: Rolf Torring 052 ~ An den Ufern des Paraguay
Autoren: Hans Warren
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nicht zu zweifeln. Beinahe war ich der Überzeugung, daß sich Rolf mit seinem Verdacht gegen Vicoras und den Indianer getäuscht hätte.  
      „Nun ja," nickte Rolf, „wir werden es ja sehen. Aber sagen Sie es mir sofort, wenn Sie Herrn Aguara sehen."  
      „Gewiß, mein Herr," sagte Huaina ruhig. Damit verneigte er sich leicht und ging an seinen Tisch zurück.  
      „Ich weiß nicht," sagte ich leise, als sich der Indianer entfernt hatte, „ich kann deinen Verdacht gegen ihn nicht teilen. Er benahm sich soeben so aufrichtig, daß ich ihm völlig Glauben schenke."  
      „Ja, aufrichtig war er soeben," lachte Rolf, „sogar etwas zu aufrichtig. Ich bin wirklich gespannt, ob er Herrn Aguara entdecken wird."  
      „Ah, du meinst, daß er ein eventuelles Zusammentreffen zwischen Aguara und uns verhindern will?" fragte ich erstaunt. „Dafür wüßte ich aber wirklich keinen Grund. Gerade Aguara ist doch sehr belastet."  
      „Nun, ich habe da meine eigene Meinung," sagte Rolf lächelnd, „vielleicht ist sie falsch, aber ich hoffe, daß ich doch noch recht behalte."  
      Ich zuckte nur die Achseln und schwieg. Wenn Rolf jetzt Detektivtalente entwickeln wollte, sollte es mir recht sein. Ich wollte mich wenigstens nur an Tatsachen halten und auf keine Kombinationen Wert legen.  
      Die Zeit bis zum Eintreffen des Anschlußzuges war endlich verstrichen. Leider benutzten diesen Zug sehr viele Reisende, die aus Rosario selbst gekommen waren. So herrschte ein dichtes Gedränge auf dem Bahnsteig, und ich hatte immer das unangenehme Gefühl, daß jetzt dieser Colo am leichtesten einen hinterlistigen Anschlag auf uns verüben könne.  
      Wenn wir ihn in Buenos Aires auch nicht gesehen hatten, so war diesem heimtückischen, gewandten Menschen doch zuzutrauen, daß er uns unbemerkt gefolgt war. Ich atmete erst auf, als wir endlich im Abteil saßen, das wir jetzt aber nicht allein hatten, sondern mit drei Herren, dem Äußeren nach reichen Hazienderos, teilen mußten.  
      Ich bekam sofort eine gelinde Wut auf sie, als ich die geringschätzigen Blicke sah, mit denen sie unseren Pongo musterten. Es waren eben Leute, die auf die Schwarzen herabsahen, weil ihre Vorfahren noch Neger als Sklaven gehabt hatten.  
      Pongo saß ganz ruhig da, als sähe er diese Blicke garnicht. Die drei Argentinier schienen völlig Luft für ihn zu sein, und das paßte den Menschen natürlich nicht.  
      Sie flüsterten erst zusammen, dann wandte sich der größte von ihnen direkt an Pongo und sagte in gutem Englisch:  
      „He du, Neger, zeige einmal deine Fahrkarte. Du hast hier nichts zu suchen, wenn weiße Gentlemen im Abteil sitzen."  
      Pongo blieb völlig ruhig und blickte nur Rolf an, der aber leise schmunzelte und diesen ungezogenen Zuruf garnicht gehört zu haben schien. Der Haziendero wurde purpurrot, als er diese Mißachtung sah, stand auf und stieß Pongo mit dem Stiefel gegen das Schienbein.  
      „He du . .."  
      Aber weiter kam er nicht. Unser treuer Riese war wie eine Stahlfeder emporgeschnellt, packte den Unverschämten mit der rechten Hand an der Brust, hob den riesigen Mann wie ein leichtes Bündel hoch und schüttelte ihn mit ausgestrecktem Arm, daß ich dachte, dem Argentinier flöge der Kopf ab.  
      Dann warf er ihn wie einen leichten Ball in seine Ecke zurück, wo der Mann reglos liegen blieb. Seine Genossen saßen erst ganz still, dann sprangen sie aber auf und drangen mit gezückten Messern auf Pongo ein.  
      Sie hätten es sicher nicht getan, wenn sie die Folgen vorausgeahnt hätten. Pongo lachte nur und schlug zweimal blitzschnell mit der flachen Hand zu. Es gab jedesmal einen lauten Knall, dann flogen die beiden schon rechts und links auf die Sitze zurück. Ihre getroffenen Wangen schwollen zusehends an. Die Ohrfeigen Pongos hatten ihre eigene Wirkung.  
      Wir betrachteten ruhig die Stöhnenden. Weshalb hatten sie unseren Pongo derartig provoziert, nun mußten sie auch die Folgen tragen. Als sie nach geraumer Zeit endlich wieder zum Bewußtsein kamen, warfen sie zwar wuterfüllte Blicke auf uns, wagten aber keinen Ton mehr zu sagen.  
      An einer der nächsten Stationen stiegen sie aus, aber wir sahen ihnen deutlich an, daß sie am liebsten noch im letzten Augenblick einen heimtückischen Überfall auf Pongo unternommen hätten.  
      Doch Pongo hatte seine Jacke zurückgeschlagen und spielte nur vielsagend mit den Griffen der beiden mächtigen Messer, während wir
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