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Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Titel: Rolf Torring 041 - Vogelfrei
Autoren: Hans Warren
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Begleiter unausgesetzt auf ein bestimmtes Ziel starrte. Ich folgte seinem Blick, und da konnte ich sehen, daß dünner Rauch kräuselnd emporstieg. Also waren wir der Stelle doch schon näher, als ich vermutet hatte! Nach längerem Warten, sah ich, wie Pongo vorsichtig zurückkam.
    „Feuer brennen, aber niemand da," flüsterte er mir zu. „Pongo nur sagen, dann wieder hingehen. Aber Masser mitkommen."
    Daß Pongo niemand gesehen hatte, behagte mir absolut nicht. Sicher mußten die noch in der Nähe sein, die das Feuer angezündet hatten, denn wenn sie den Lagerplatz endgültig verlassen hätten, so würden sie doch das Feuer gelöscht haben. Ich konnte mich eines unangenehmen Gefühls nicht erwehren, und meine Augen streiften besorgt das Unterholz, als ich hinter Pongo herschlich. Endlich hatten wir die Feuerstelle erreicht, und jetzt sah ich durch die Büsche deutlich ein schwelendes Feuer, dem erst vor kurzem neue Nahrung zugeführt sein mußte, denn die grünen Zweige waren erst zum Teil verbrannt.
    Pongo gab uns einen Wink, stehen zu bleiben, dann trat er furchtlos auf die Lichtung. Einen Augenblick sah er sich suchend um, betrachtete genau den Boden um die Feuerstelle, und als er jetzt seinen Blick zu dem Baum emporsandte, ertönte von oben her ein Zuruf. Ich sah, wie Pongo sich blitzschnell dicht an den Stamm stellte. Offenbar befürchtete er einen Angriff, da hörte ich, wie jemand von oben her sprach. Was er sagte, verstand ich natürlich nicht, aber mein schwarzer Begleiter trat jetzt unbekümmert auf die Lichtung hinaus, und auch Pongo gab seinen Schutz gewährenden Platz auf. Also konnte auch für mich keine Gefahr mehr bestehen, und so trat ich gleichfalls zum Feuer. Pongo sah meinen fragenden Blick. Er kam zu mir hin und erklärte:
    „Wanjamwesi im Baum sitzen, jetzt runterkommen. Askari in Bein schießen. Wanjamwesi nicht gehen können. Feuer anmachen, daß Freunde ihn finden."
    „Sind denn Askaris in der Nähe?" fragte ich betroffen.
    „Gestern hier gewesen. Schon wieder fortreiten."
    Das war ja eine schöne Bescherung! Wahrscheinlich würden es Buschreiter gewesen sein, von denen Pongo sprach! Na, da würde Rolf ja Augen machen, wenn ich ihm diese Neuigkeit mitteilte.
    „Warum ist der Wanjamwesi aber auf den Baum geklettert, wo er doch kaum gehen kann?" fragte ich erstaunt.
    „Wanjamwesi sehen, wer kommen," erwiderte Pongo. „Wenn sehen, daß schlechter Mann kommen, dann sich nicht sehen lassen. Wenn Freund, dann sich melden."
    Also so war die Sache. Eigentlich höchst einfach. Ja, man mußte schon ein Eingeborener sein, um alle Kniffe zu kennen!
    Inzwischen war der Schwarze vom Baum heruntergekommen. Seinen Fuß konnte er nicht aufsetzen vor Schmerzen, deshalb legte er sich auch gleich auf den Boden. Wiederholt sah er mißtrauisch zu mir herüber und stellte dringliche Fragen an unseren Führer, doch der schien ihm eine beruhigende Auskunft zu geben, denn bald nahm er von mir weiter keine Notiz, sondern erzählte heftig gestikulierend sein Abenteuer.
    Der Schwarze war ein riesengroßer Mensch, nicht viel kleiner als unser treuer Riese, und Pongo übersetzte mir, was er erlebt hatte.
    Gestern hatte er sich auf der Jagd befunden, sein Dorf war ungefähr drei Stunden von hier entfernt, da seien plötzlich fünf englische Buschreiter auf ihn losgesprengt, offenbar in feindlicher Absicht. Als er Miene gemacht habe, in den nahen Wald zu flüchten, hätten sie auf ihn geschossen. Er sei aber trotz seiner Verwundung weitergerannt und sei später, als er ihre Pferde durch den Wald brechen hörte, auf einen Baum geklettert und habe sich versteckt.
    Lange hätten sie nach ihm gesucht. Seien auch die Nacht über noch in der Nähe gewesen und hätten den Busch noch einmal durchstreift, aber sie hätten ihn nicht gefunden. Heute nun habe er ein Feuer angezündet, damit seine Angehörigen, die ihn sicher suchen würden, durch den aufsteigenden Rauch auf ihn aufmerksam würden.
    Es war mir eigentlich nicht recht klar, aus welchem Grunde die Buschreiter auf den Schwarzen geschossen hatten, doch da kam mir ein Gedanke: hatten sie in dem riesigen Neger vielleicht unseren Pongo vermutet? Und wo der war, mußten wir ja auch in der Nähe sein! Daß der Schwarze vor ihnen geflohen war und sich versteckt hatte, bestärkte sie sicher in ihrem Glauben.
    Es war gar nicht ausgeschlossen, daß sie nicht endgültig fortgeritten waren, sondern vielleicht kamen sie noch wieder zurück und beobachteten von weitem, ob die
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