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Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Rolf Torring 041 - Vogelfrei

Titel: Rolf Torring 041 - Vogelfrei
Autoren: Hans Warren
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doch jetzt ein Wild schießen könnten.
    „Ja, meine Herren," meinte der Araber, und ich sah ihm an, wie ihm die Antwort Freude machte, „wie wollen Sie das anstellen?"
    Rolf und ich sahen uns erstaunt an. Wollte er uns zum besten halten?
    „Na, ganz einfach," erwiderte mein Freund, „Sie haben ja ein Gewehr mitgebracht! Trauen Sie es mir nicht zu, daß ich ein Wild treffen werde, das mir vor die Büchse kommt?"
    „Das weniger," erwidert Mohammed mit grimmigem Humor, „aber wissen Sie denn nicht, daß in dem Gewehr keine einzige Patrone ist?"
    Ich war völlig verblüfft, und auch Rolf konnte seine Überraschung nicht verbergen. Nun hatten wir uns die ganze Zeit über in Sicherheit gewiegt, weil wir eine Schußwaffe bei uns hatten, und die hätte uns im Notfalle absolut nichts nützen können!
    Ich sah, wie der Araber sich an unserer Verblüffung weidete.
    „Na, das ist aber doch die Höhe," entfuhr es Rolf. „Wenn wir nun in der Nacht von einem Löwen angefallen worden wären?"
    Mohammed Tip zuckte die Achseln.
    „Das wäre in der Tat peinlich gewesen," erwiderte er mit großer Ruhe. „Aber ich habe mich immer im stillen damit getröstet, daß er uns ja nicht alle vier zugleich verspeisen kann. Einen oder zwei hätte es ja doch nur getroffen. Allah ist groß, weshalb hätte er mich gerade fressen lassen sollen? Es hat etwas für sich, wenn man in Gesellschaft reist!"
    „Sie sind ja ein Gemütsmensch," erwiderte Rolf. „Na, wie dem auch sei. Die Knarre hat trotzdem ihren Zweck erfüllt, indem sie uns eine gewisse Beruhigung gab. Also schießen können wir nicht damit, um uns eine Mahlzeit zu verschaffen, nun, dann müssen wir eben hungern, bis wir das Dorf erreichen. Das ist bedauerlich, aber nicht zu ändern."
    Ich griff plötzlich in meine Taschen.
    „Na, Rolf, fast scheint es, als ob uns die Sonne das Gehirn eingetrocknet hätte!" rief ich aus. „Wir haben doch unsere Schokolade."
    Allerdings wurde ich ziemlich kleinlaut, als ich merkte, in welchem Zustand sie sich befand.
    „Daß wir aber nicht gleich daran gedacht haben, begreife ich wirklich nicht," entgegnete Rolf vorwurfsvoll. „Da haben wir ja zu essen. Wenn es auch, auf uns alle verteilt, nicht viel für den einzelnen ist, aber es ist doch eine kleine Stärkung.
    Nanu, kannst du sie nicht aus der Tasche kriegen?" fügte er hinzu, als er sah, wie ich mich mühte.
    Die Sache war nämlich so: in meinen Hosentaschen hatte ich vier Tafeln. Als ich kurz vor unserer Flucht meinen Rucksack umgepackt hatte, fand ich es für richtig, die Schokolade, die die Askaris immer mit lüsternen Augen betrachteten, nicht zu zeigen. Deshalb steckte ich sie vorläufig in die Hosentaschen, was natürlich kein besonders günstiger Aufbewahrungsort war. Bevor ich mit dem Packen des Rucksackes fertig war, erfolgte die Flucht Mohammed Tips und gleich hinterher unsere eigene, und ich hatte die ganze Zeit über nicht wieder an die Schokolade gedacht.
    Nun kann man sich vorstellen, in welchem Zustand sich der Leckerbissen befand! Als wir im heißen Sand vergraben lagen, war sie völlig aufgeschmolzen und hatte sich im wahrsten Sinne des Wortes breit gemacht. Sie hatte sich überall hübsch in das Taschenfutter geschmiegt, und es war kein Wunder, daß ich sie nicht einfach herausziehen konnte.
    Doch wir wußten uns zu helfen. Ich riß die Taschen, die ich doch nicht mehr in diesem Zustand benutzen konnte, einfach heraus. Jede Tasche wurde zur Hälfte durchgeschnitten, und jeder konnte mit seinem Teil beginnen, was er für richtig hielt. Wenn auch allerlei von dem jetzt so begehrten braunen Leckerbissen verloren ging, aber es war immerhin eine kleine, wenn auch höchst bescheidene Erfrischung.
    „Wenn ich nicht irre, so müssen wir uns etwas mehr rechts halten," riet der Araber. „Ich habe das Dorf allerdings noch nie von dieser Seite aus erreicht, aber ich glaube, so wie wir jetzt gehen, kommen wir abseits."
    „Das kann man eben schlecht feststellen," erwiderte Rolf. „Ich bin auch noch nicht bis dahin quer durch den Wald gelaufen."
    Aber unser Pongo wußte schon, wo er zu gehen hatte. Aus irgendeinem Anzeichen mußte er wohl schon erkannt haben, wo das Dorf war.
    „Massers richtig gehen," sagte er kurz, zu mir gewandt. In Anwesenheit des Arabers sprach er noch spärlicher, als es sonst schon seine Art war.---
    Unser braver Schwarzer hatte sich nicht geirrt. Als wir uns — die Sonne brannte unbarmherzig, und der Marsch wurde uns sehr schwer, — zu einer längeren
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