Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher

Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher

Titel: Die Zeitdetektive 02 Der rote Racher
Autoren: Fabian Lenk
Vom Netzwerk:
Die Spiele der Spiele

    Zwei Männer umkreisen sich lauernd. Jeder wartet auf einen Fehler des anderen: eine winzige Unachtsamkeit, eine Vernachlässigung der Deckung. Jeder wartet auf diesen einen tödlichen Fehler. Schweiß läuft über die Gesichter der Gladiatoren. Es ist heiß im Sand der Arena. Tausende von Zuschauern drängen sich laut schreiend auf den Rängen des Colosseums. Sie feuern die Kämpfer an oder brüllen sie nieder – je nachdem, auf wen sie gewettet haben.
    Der eine Gladiator, ein Retiarius, hat ein Netz in der linken Hand, in seiner Rechten ruht ein schwerer Dreizack aus Eisen. Leicht geduckt, jeden Muskeln angespannt, steht er da und lässt den Gegner keine Sekunde aus den Augen. Sein Gegenüber trägt ein Schwert und schützt sich mit einem Schild. Der Murmillo scheint eine Attacke seines Gegners zu erwarten. Jetzt macht der Retiarius einen Ausfallschritt, täuscht eine Attacke mit dem Netz an. Der Murmillo hebt den Schild und entblößt für einen Moment die Deckung. In dieser Sekunde trifft ihn der Dreizack, den sein Gegner blitzschnell geworfen hat, in die Brust. Das Schwert gleitet aus der Hand des Murmillos. Er sinkt in den Staub der Arena. Der Sieger reckt die Fäuste in den Himmel und wird vom Publikum gefeiert.
    Orchestermusik erklang, dann flimmerte der Abspann über die riesige Leinwand. Das Licht im Kinosaal ging langsam an. Kim, Leon und Julian erhoben sich aus ihren Sesseln.
    »Der Held hat mal wieder gewonnen«, sagte Kim beim Hinausgehen.
»Klar, was hast du denn erwartet?«, erwiderte Leon, während er die kümmerlichen Popcorn-Reste aus seiner Tüte fischte. »Mir hat der Film jedenfalls gut gefallen.«
»Mir doch auch«, antwortete Kim. »Aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass früher zehntausende bei diesen brutalen Kämpfen zugeschaut haben.«
Sie hatten das Kino verlassen und standen nun in der kleinen Fußgängerzone ihres hübschen Heimatstädtchens Siebenthann mit seinen vielen Fachwerkhäusern. Es war ein milder Sommerabend.
»Zehntausende? Du übertreibst«, sagte Leon. Er hatte Lust auf etwas Süßes und nahm die nahe gelegene Eisdiele ins Visier. Drei Euro seines Taschengeldes waren noch übrig, und im Venezia gab es ein sensationelles Nuss-Eis.
»Das tue ich nicht. Schließlich hat das Tebelmann doch heute Morgen im Unterricht erzählt. Hast du mal wieder gepennt?«, grinste Kim.
»Ich?« Leon fühlte sich ertappt. Gut möglich, dass er im Geschichtsunterricht nicht ganz so aufmerksam gewesen war wie sonst, obwohl ihn das antike Rom, das Lehrer Tebelmann gerade mit ihnen durchnahm, sehr interessierte. Gestern Abend war es spät geworden, denn der begeisterte Sportler hatte in einem spannenden Buch über die letzte Fußballweltmeisterschaft geschmökert. Erst gegen Mitternacht hatte Leon das Licht gelöscht. Er warf Julian einen Hilfe suchenden Blick zu.
»Kim hat Recht. Die Ludi waren immer ein großes Ereignis«, sagte Julian, und seine Augen glänzten. »Das wollte sich niemand entgehen lassen.«
Leons Gesicht mit den vielen Sommersprossen war ein einziges Fragezeichen. »Die Ludi?«
Lachend schlug Kim ihm auf die Schulter. »Du hast heute wirklich schwer gepennt. Ludi bedeutet Spiele. Die Spiele in der Arena!«
Leon wurde leicht rot. Er beschloss, das Thema zu wechseln. »Hat jemand Lust auf ein Eis?«
Im Venezia kamen sie schon bald wieder auf die Gladiatorenkämpfe zu sprechen.
»Das Colosseum war das größte Amphitheater der Welt, soviel ich weiß«, erzählte Julian, während er sich über seinen Becher mit Erdbeer- und Zitronen-Eis hermachte. »Es bot 50000 Menschen Platz!«
Plötzlich huschte ein Lächeln über Leons Gesicht. »Die Gladiatoren waren bestimmt richtige Helden. Tausende haben ihnen zugejubelt.«
»Helden? Von wegen!«, rief Kim. »Du lässt dich von dem Film blenden. Das waren in Wirklichkeit doch alle Gefangene, die in der Arena erschlagen wurden.«
»Glaube ich nicht«, widersprach Leon. »Im Film gab es doch auch Profis. Männer, die freiwillig zum Kämpfen in die Arena gingen und Stars waren.«
Kim tippte sich an die Stirn. »Im Film vielleicht! Aber auch nur da!«
Leon schüttelte den Kopf. »Woher willst du das wissen? Steht das etwa in unserem Gesichtsbuch? Das wäre mir aufgefallen!«
»Hört auf zu streiten«, rief Julian. »Wozu haben wir die beste Bibliothek der Welt zur Verfügung? Wir könnten doch mal nachschauen!«
Leon warf einen Blick auf die Uhr. »Von mir aus gern. Ich habe noch zwei Stunden Zeit.«
Auch Kim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher