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Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Titel: Rolf Torring 030 - Im wirren Land
Autoren: Hans Warren
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Lage herausreden."
    „Ja, dann werde ich ihm erzählen, daß wir infolge Ihrer reichen Kleidung dachten, Sie gehörten der augenblicklich herrschenden Partei an," meinte Rolf.
    „Ganz großartig," rief Lorencez lachend, „das wird seiner Eitelkeit kolossal schmeicheln. Ich merke schon, daß Sie sich aus allen Lagen gut herausziehen können."
    „Nun ja, man lernt es im Laufe der Zeit," lachte Rolf. „Aha, jetzt scheint der Tunnel zu kommen, der Zug verlangsamt seine Fahrt."
    „Nein," stieß Lorencez erregt hervor, „der Tunnel ist noch zu weit entfernt. Das muß irgend eine Teufelei sein. Schnell hinten hinaus, meine Herren, und unter den Waggon gekrochen. Wir wollen lieber vorsichtig sein!"
    Wir krochen über die Plattform, denn wir wollten uns naturgemäß möglichst wenig sehen lassen. Wußten wir doch nicht ob vielleicht an beiden Seiten des Bahnkörpers wieder Rebellen standen, die den Zug zum Halten brachten.
    Es war wirklich nicht leicht sich kopfüber hinabzuschwingen und das Gestänge unter dem stoßenden und schlingernden Wagen zu ergreifen. Aber wir hatten insofern Glück, als das Untergestell der Waggons sehr kompliziert mit Stangen und langen Blattfedern ausgerüstet war, an denen wir einen sehr guten Halt gewannen.
    Wir krochen ungefähr bis zur Mitte des Waggons. Dort war das Schlingern nicht so arg, und außerdem waren wir vor den Blicken außen Stehender besser geschützt
    Kaum hatten wir unsere Plätze gewählt und uns in eine möglichst bequeme Lage gebracht, als auch die Bremsen schon quietschend einschlugen und der Zug mit einigen harten Rucken stehen blieb.
    Laute Stimmen riefen befehlend, und de Lorencez flüsterte:
    „Es ist eine Abteilung Truppen des neuen Präsidenten Zacatecas. Hat er es also doch geschafft, diese Würde zu erringen. Und, meine Herren, gesucht werden wir. Die Truppen haben mit drahtloser Station den Bericht aus Chilpancingo aufgefangen. Aha, jetzt klettern sie in den Wagen."
    Über uns wurde es lebendig. Schwere Schritte polterten die Stufen hinauf, dann dröhnten die Vorderbretter des Waggons. Aber bald klang ärgerliches Fluchen von oben.
    Der junge Lorencez lachte leise auf.
    „Jetzt nehmen sie tatsächlich an, daß wir schon vorhin geflohen sind, als der Zug so langsam fuhr." flüsterte er, „jetzt sind wir in Sicherheit denn auch auf der nächsten Station werden sie nicht nach uns suchen. Die Insassen des Zuges sind ebenso empört wie die Rebellensoldaten."
    „Das ist wirklich ein sehr komischer Einzug in Mexico", lachte Rolf leise, „ich hätte wirklich nicht gedacht daß unsere Mission sofort mit derartigen Schwierigkeiten verbunden sein würde, und ich hoffe, daß das Ende um so besser wird."
    „Hoffentlich," flüsterte Lorencez, „aber ich glaube, daß die Schwierigkeiten, mit denen Sie bis jetzt zu kämpfen hatten, noch sehr unbedeutend gegen die kommenden sind. Alle Mexicaner sind in politischer Beziehung äußerst sonderbar, bei ihnen gilt ein Menschenleben wirklich nichts. Ebenso wie sie ihr eigenes Leben dabei ohne Besinnung opfern."
    „Das wußte ich schon," gab Rolf leise zurück, „und ich war mir bewußt, daß wir uns direkt in ein Wespennest begeben. Aber mein Versprechen dem alten Patterson gegenüber werde ich auf jeden Fall halten."
    Im gleichen Augenblick setzte sich der Zug wieder in Bewegung und hinderte durch seinen Lärm jedes weitere Gespräch. Während des Aufenthaltes hatten wir unsere Griffe etwas lockern können, Jetzt mußten wir uns aber mit aller Kraft anklammern, denn dieser Teil der Strecke, der jetzt folgte, schien sehr der Ausbesserung zu bedürfen.
    Es war ein Schaukeln und Stoßen, daß man beinahe seekrank werden konnte. Und ein Herabfallen hätte nicht nur Tod oder schwere Verwundung, sondern auch beim glücklichen Davonkommen ein Scheitern unserer Pläne nach sich gezogen. Den Zug hätte der Herabgefallene nicht mehr einholen können, und er hätte es wohl auf keinen Fall fertiggebracht, sich in der verhaßten Kleidung eines Amerikaners durch das aufgeregte Land zu schlagen.
    Mir waren schon die Arme erlahmt, als der Zug endlich seine Fahrt verlangsamte und nach verschiedenen Rucken stehen blieb. Der Lärm, der uns sofort umgab, belehrte uns, daß wir in der Station eingelaufen seien.
    Lorencez ließ sich vorsichtig auf die Erde hinab, spähte zwischen den Rädern nach der entgegengesetzten Seite des Bahnsteiges und schlüpfte dann hinaus.
    Wir lauschten jetzt ganz gespannt, denn erstens hörten wir wieder viele
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