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Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Titel: Rolf Torring 030 - Im wirren Land
Autoren: Hans Warren
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Schritte über uns — offenbar wollten sich die Rebellen auf der Station nochmals überzeugen, daß wir auch wirklich entflohen seien — und zweitens hatten wir auch um Lorencez Besorgnis, der vielleicht trotz seiner zerlumpten Kleidung erkannt wurde.
    Wir hatten den jungen, sympathischen Mexicaner trotz der kurzen Bekanntschaft schon sehr schätzen gelernt. Wäre er hier in die Hände der Rebellen gefallen, so hätte ich mich nicht bedacht, dazwischen zuspringen.
    Aber wir hörten zum Glück kein Geschrei oder Irgend einen Lärm, der uns einen Kampf verraten hätte, und endlich, mir waren die Minuten wie eben soviel Stunden vorgekommen, kroch Lorencez wieder unter den Waggon.
    „Es steht alles gut", flüsterte er, „Jetzt haben sich die Männer auch hier auf der Station überzeugt, daß wir entflohen seien. Natürlich wird jetzt die ganze Gegend hinter uns durch Patrouillen abgesucht, das soll uns aber wenig stören. Wir fahren in einigen Minuten ab, dann können wir, wenn der Zug genügend weit entfernt ist, wieder in den Wagen kriechen."
    Bald fuhr der Zug auch wieder an und erhöhte langsam seine Geschwindigkeit. Wir konnten von unseren luftigen Sitzen aus die Station immer kleiner werden sehen.
    Endlich, als wir sie ganz außer Sicht verloren hatten, krochen wir wieder auf die Plattform zurück. War dieses turnerische Kunststück schon ein sehr gefährliches Unternehmen, so hatten wir jetzt noch die angenehme Aussicht vor uns, daß sich vielleicht einige Rebellen in den Abteilen aufhielten.
    Lorencez öffnete vorsichtig die Tür, lugte hinein und schlüpfte durch. In seiner Maske konnte er es ruhig wagen, und die eventuellen Insassen so lange hinhalten, bis wir zu seiner Unterstützung hereinkamen.
    Aber wir hatten Glück, der Wagen war leer. Jetzt machten wir es uns wieder im vorderen Abteil bequem, legten uns aber auf den Rat des Mexicaners lang auf die Bänke, damit der Zugführer, wenn er auf den Trittbrettern vorbeiklettern sollte, uns nicht sofort bemerkte.
    Wie gut dieser Ratschlag war, erwies sich schon nach einigen Minuten. Die Außentür des hinteren Raumes, die zur Plattform führte, wurde kräftig aufgestoßen. Wir hörten zwei Schritte, dann ein schnell ersticktes Röcheln und das Ringen zweier Körper, das aber auch bald erstarb.
    Nach kurzer Zeit kam Lorencez vergnügt lachend zu uns herein.
    „Das wäre auch gemacht, erklärte er zufrieden, „der Mann wird uns weiter nicht stören. Die nächste Station kommt erst in drei Stunden, da müssen Sie sich schon wieder unter dem Waggon verbergen. Dann geht es noch vier Stunden über den Kamm, und Sie sind in Mexico. Ich muß in ungefähr einer Stunde leider aussteigen."
    „Wird man aber nicht auf der nächsten Station den Zugbegleiter vermissen, wenn Sie ihn mitnehmen?" fragte Rolf.
    „Das schadet nichts, man wird dort glauben, daß er in der vorigen Station seinen Zug versäumt hat. Das kommt manchmal vor, entweder durch einen hitzigen Streit, oder Infolge des Alkohols. Danach fragt niemand, entweder kommt ein neuer Beamter in den Zug, oder er fährt ohne einen solchen ab."
    „Na, das sind ja hübsche Zustände," lachte Rolf, „aber für uns sehr angenehm. Schade, daß Sie uns verlassen müssen, Herr de Lorencez, ich glaube, Sie wären für uns eine sehr wertvolle Stütze, wenn Sie noch länger bei uns bleiben könnten."
    „Das schon," lachte der Mexicaner, „aber augenblicklich wäre ich nur eine große Gefahr für Sie. Ich möchte wetten, daß Zacatecas schon einen netten Preis auf meinen Kopf ausgesetzt hat"
    „Vielleicht blüht uns noch dasselbe Schicksal", sagte Rolf, „aber ich mache mir nicht viel daraus, ich werde mit diesem General Zacatecas schon fertig werden, sei es im Guten oder Bösen."
    „Das Böse möchte ich Ihnen aber wirklich nicht wünschen," sagte Lorencez ernst. .Sie ahnen nicht, wie furchtbar dieser Mann in seiner Wut werden kann. Seiner blutigen Grausamkeit verdankt er es nicht zuletzt daß er solche Macht und so viele Anhänger gefunden hat."
    „Ach, jeder Wolf läßt sich zähmen," lachte Rolf wieder, „da haben wir's schon mit anderen Leuten zu tun gehabt, die vielleicht noch gefährlicher waren."
    „Aber Sie dürfen nicht vergessen, daß Sie es hier mit Fanatikern zu tun haben," warnte Lorencez nochmals.
    „An solche Leute dachte ich ja gerade," meinte Rolf, „in Siam und Tibet hatten wir wirklich die gefährlichsten Abenteuer mit derartigen Männern zu überstehen. Ich gehe nie leichtsinnig an eine
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