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1062 - Und abends kommt der böse Mann

1062 - Und abends kommt der böse Mann

Titel: 1062 - Und abends kommt der böse Mann
Autoren: Jason Dark
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Es war breit und gelblich. Zudem sehr flach. Eine glatte Haut, wie künstlich geschaffen. Dazu die seltsamen, kalten und dunkelblauen Augen mit den helleren Punkten in der Mitte der Pupillen.
    Außerdem hatte dieses Gesicht eine ungewöhnliche Form. Nach oben hin war es schmal, in der Mitte breiter, nach unten hin wieder schmal. Es waren mehr die Umrisse eines Totenschädels, als die eines normalen menschlichen Kopfes. Monty trug graue Gefängniskleidung. Ein kittelähnliches Hemd, eine Hose aus dem gleichen Stoff und klobige schwarze Schuhe.
    Turner nahm dies wahr, ohne die Kleidung genau zu beachten.
    Etwas anderes war wichtiger. Der Mund des Mannes. Breit und schmal. Er zog sich fast von einer Kinnseite zur anderen hin und klaffte jetzt spaltbreit auf.
    Eine Flüssigkeit sickerte daraus hervor, die die gesamte Breite der Unterlippe eingenommen hatte. Farbe von Eiter, aber sie war nicht nur gelb. Etwas Rötliches hatte sich dazwischen gemischt.
    Dünne, blasse Fäden, die ihren Weg zitternd nach unten fanden und sich in die andere Flüssigkeit mischten.
    Monty glotzte seinen Bewacher an. Er würgte. Der Schwall dieser Flüssigkeit drückte nach. Sie bedeckte sein Kinn, und Monty schnappte ächzend nach Luft.
    Turner war durcheinander. Er wußte nicht, was er tun sollte oder konnte. Sie hatten wegen der Geräusche angehalten. Jetzt stellte sich die Frage, ob Monty simulierte oder tatsächlich krank war und unter diesen Schmerzen litt.
    Sie waren keine Neulinge im Job. Sie kannten sich aus. Sie wußten, um was es für die Gefangenen ging, wenn sie von A nach B transportiert wurden. Da hoffte jeder Häftling. Da suchten alle nach einer Chance, der Gefangenschaft zu entwischen. Sie kannten alle Tricks. Sie hatten sie von Mitgefangenen gehört um sie anschließend auszuprobieren.
    Monty auch?
    War das ein Trick? Hatte er das Zeug, daß jetzt aus seinem Mund rann, zuvor geschluckt, wieder hochgewürgt? Oder hatte er es am Körper versteckt gehalten?
    Das wolle Turner nicht glauben. Bevor die Gefangenen in den Transporter einstiegen, wurden sie genau durchsucht.
    Jetzt spuckte Monty das Zeug aus. Etwas würgte von seinem Magen her in die Höhe. So bekam das Zeug in seinem Mund genügend Fahrt, um auf den Boden zu klatschen.
    Russell Turner schwitzte. In diesen so langen Momenten war er überfordert. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Einfach weiterfahren?
    Was war, wenn Monty erstickte? Dann hatten sie den Ärger am Hals. Da konnte ein Verbrecher die dreckigsten Dinge getan haben, machten die Gesetzesbeamten einen Fehler, stürzten sich die Pressetypen wie Geier auf sie und gaben ihnen die Schuld in langen, anklagenden Artikeln.
    »He, Russell, was ist los?« Pete, der Fahrer, wollte nicht mehr länger warten. Er saß noch am Lenkrad, drehte sich aber jetzt um und schüttelte ärgerlich den Kopf.
    »Monty kotzt.«
    Pete lachte scharf auf. »Laß ihn doch kotzen, verdammt!«
    »Weiß nicht.«
    »Wieso?«
    »Sieh dir das mal an.«
    Pete war nicht begeistert. »Muß das sein?«
    »Wäre besser.«
    »Okay, ich komme. Soll ich in der Klinik Bescheid geben?«
    »Nein, noch nicht. Das können wir danach machen, wenn du ihn dir angesehen hast.«
    Pete brummelte etwas vor sich hin und verließ seinen Platz. Die Tür, die den Fahrerraum vom übrigen Teil des Transporters trennte, war nicht verschlossen. Turner hatte sie offengelassen. Der Schatten seines Kollegen fiel über ihn, und Rüssel streckte seinen Arm aus. »Da, schau dir den Mist dort an.«
    Pete reichte ein Blick, um den Mund zu verziehen. »Das ist ja widerlich, verflucht.«
    »Und wie.«
    »Meinst du, daß er uns was vormacht?«
    Turner zuckte die Achseln. Er wollte etwas sagen, doch Monty kam ihm zuvor. Er richtete sich auf, blieb auf dem Boden sitzen und drückte seinen Rücken gegen die Sitzbank. Seine Augen waren noch größer geworden. Das Blau darin schien zu strahlen. Die Haut des dünnen Halses zuckte, als Monty seinen Kopf bewegte wie ein Hahn. Die Hände hatte er ausgebreitet und gegen den Boden gestemmt. Seine langen Finger sahen aus wie dünne, graue Fäden. Die Nägel waren spitz. Sie hätten auch einer Frau gehören können.
    »Er… sticke …!« Keuchte Monty. »Das Zeug macht mich alle. Ich kriege keine Luft mehr …« Er schüttelte den Kopf. Einige Tropfen lösten sich von der Masse und spritzten durch die Umgebung. Die beiden Männer drehten hastig die Köpfe zur Seite, um nicht von dem Zeug erwischt zu werden.
    Sie schauten sich an.
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