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Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Titel: Rolf Torring 030 - Im wirren Land
Autoren: Hans Warren
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Gefahr heran, aber ich fürchte sie auch auf keinen Fall."
    "Das ist ja allerdings auch der richtige Standpunkt," gab der Mexicaner zu, „ich habe nur das Gefühl, als ob Sie Zacatecas unterschätzen. Und ich kann nur immer wiederholen, daß er sehr gefährlich ist. Ich gäbe wenigstens für mein Leben keinen Peso mehr, wenn ich in seine Gewalt geriete."
    „Auch dann muß man erst versuchen, sich zu befreien, ehe man sich verloren gibt", sagte Rolf, „und wenn nur der feste Wille da ist, wird es auch immer einen Weg geben."
    „Schade, daß Sie nicht mit mir kommen können," meinte Lorencez nochmals, „Leute wie Sie könnten wir bei uns sehr gut gebrauchen. Aber vielleicht sehen wir uns doch wieder, das Schicksal geht ja manchmal ganz wunderliche Wege. Doch jetzt muß ich mich rüsten, meine Herren, es kommt bald die Stelle, an welcher der Zug sehr langsam fährt, da muß ich mit meinem Gefangenen abspringen. Doch bitte ich Sie, auf keinen Fall aus dem Fenster zu blicken, damit Sie unter keinen Umständen gesehen werden. Und auch, damit Sie Zacatecas gegenüber behaupten können, Sie hätten meine Flucht nicht bemerkt, wußten auch nicht, wie der Zugbegleiter abhanden gekommen sei."
    „Gut," lachte Rolf, „das wollen wir zur Beruhigung unseres Gewissens machen. Ich wünsche Ihnen also alles Gute, Herr de Lorencez, und sage ,Auf Wiedersehen!', denn ich würde mich über ein solches außerordentlich freuen!"
    Wir verabschiedeten uns ebenfalls von dem liebenswürdigen Mexicaner, der darauf unser Abteil verließ. Als nach wenigen Minuten der Zug seine Geschwindigkeit infolge einer langen Steigung beträchtlich mäßigte, wußten wir, daß er jetzt mit seinem Gefangenen abgesprungen sein mußte.
    Endlich hatte der Zug die Steigung überwunden und rollte mit immer höherer Geschwindigkeit der nächsten Station entgegen. Jetzt konnten wir es wagen, vorsichtig aus den Fenstern zu blicken, denn wir mußten ja rechtzeitig unsere Plätze unter dem Waggon wieder einnehmen.
    Endlich war es so weit. Ganz weit hinten flimmerten kleine, weiße Gebäude in der heißen Luft. Wieder machten wir unsere Kletterpartie, die jetzt noch waghalsiger war, da der Zug die bisher größte Geschwindigkeit hatte. Aber wir gelangten mit eiserner Energie doch glücklich hinunter and klammerten uns wieder fest.
    Nach ungefähr zwanzig Minuten fingen endlich die Bremsen an zu kreischen, und nach den üblichen, schweren Stößen hielt der Zug. Und wieder dröhnten nach kurzer Zeit Schritte über uns. Aber zu unserem Schreck entfernten sich die Männer nicht wieder, sondern machten es sich offenbar bequem, wie wir aus dem Ächzen der Bänke, dem Füßescharren und dem Sprechen und Lachen entnehmen konnten. Und es waren schätzungsweise fünfzehn Männer, die da unseren Schlupfwinkel in Besitz genommen hatten.
    Erster Klasse durften aber in diesen wilden Zeiten doch höchstens Leute fahren, die bei den Rebellen in hohem Ansehen standen, also anscheinend Offiziere des neuen Regimes.
    Diesen Gedanken sprach auch Rolf aus, als er mir zuflüsterte:
    „Wenn ich genau wüßte, daß es Offiziere des Generals Zacateca sind würde ich nachher während der Fahrt in den Wagen gehen und mich einfach vorstellen. Ich habe eigentlich gar keine Lust, noch vier Stunden hier unter dem Waggon die Fahrt mitzumachen."
    „Das würde mir allerdings auch kein Vergnügen bereiten," gab ich ehrlich zu, „aber es ist meiner Meinung nach doch zu gewagt, plötzlich diesen Leuten gegenüberzutreten. Sicher wissen sie doch auch schon von unserem Auftauchen und der Hilfe, die wir dem feindlichen Offizier erwiesen haben. Da kann es sehr leicht sein, daß sie absichtlich eine ganz falsche Schilderung unseres Auftauchens geben, daß sie vielleicht behaupten, sie hätten uns unterwegs gefangen genommen. Und wie willst du dich gegen ein mehrfaches Zeugnis behaupten?"
    „Stimmt da hast du völlig recht" sagte Rolf nach kurzem Besinnen, „wir müssen unbedingt völlig freiwillig im Lager des Rebellengenerals erscheinen, sonst kommen wir doch in eine schiefe Lage. Also hilft es nichts, wir müssen die lange Fahrt in dieser Lage zubringen. Aber wir können jetzt versuchen, ob wir unsere Plätze nicht bequemer wählen können."
    Vorsichtig ließen wir uns auf den Boden hinab und betrachteten jetzt genau das wirre Gestänge unter dem Waggon Endlich fanden wir auch heraus, daß wir auf zwei Verbindungsstangen liegen konnten, zwar nicht sehr weich, aber doch insofern bequem, als wir uns
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