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Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Rolf Torring 030 - Im wirren Land

Titel: Rolf Torring 030 - Im wirren Land
Autoren: Hans Warren
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gegnerischen Truppen erschienen wärest"
    „Na, so schnell wäre es doch nicht gegangen," lachte mein Freund, „Herrgott," unterbrach er sich, „das scheint wirklich eine sehr nette Gegend zu sein."
    Der Zug fuhr gerade durch einen tiefen Einschnitt in der Gebirgskette hindurch. Die hoch aufgetürmten Felsnasen zu beiden Seiten zeigten uns, daß hier reiche Lager an Eisenerzen vorhanden sein mußten, und gaben uns einen kleinen Beweis von dem bekannten Reichtum an Mineralen, den Mexico aufweist
    Und irgendwo aus diesen Felswänden erhielten wir plötzlich Feuer. Die Kugeln pfiffen unangenehm nahe um unsere Köpfe, und es war kein Zweifel, daß die versteckten, heimtückischen Schützen es nur auf uns abgesehen hatten. Denn wir hatten uns in Acapulco amerikanische Anzüge gekauft, waren also sofort als Fremde erkenntlich.
    „Schnell in den Wagen!' befahl Rolf, „hinlegen und hineinkriechen."
    Wir befolgten seinen Rat möglichst schnell, denn das Feuer wurde immer heftiger. Und wenn es auch recht miserable Schützen zu sein schienen, die uns da mit ihren bleiernen Grüßen bedachten, so hätte bei der Menge der Kugeln doch leicht eine treffen können.
    Als wir an die Tür herangekrochen waren, wurde sie von innen geöffnet, und der junge Lorencez rief lachend:
    „Man scheint Sie schon zu begrüßen, meine Herren, kommen Sie schnell herein. Aber richten Sie sich nicht auf, denn die Kugeln kommen auch durch die Fensteröffnungen."
    Wir beeilten uns, in den Wagen zu kommen, wo wir vor den singenden Todesboten sicher waren. In einer Ecke des Wagens hockte eine Gestalt, die ich zuerst nicht erkannte. Es war ein schmutziger, zerlumpter Kerl, und erst, als er lachte, erkannte ich Juan de Lorencez.
    »Ja, meine Herren," sagte er, „ich habe meinen Rock fortgeworfen und die Verzierungen meiner Beinkleider abgerissen. Dann habe ich mich hier auf den Boden des Waggons umhergewälzt und meine Kleidung ebenfalls etwas zerrissen. Jetzt werden mich die Gegner nicht so leicht erkennen. Natürlich muß ich Sie nachher, wenn wir diese Schlucht passiert haben, verlassen. Ich krieche auf dem Trittbrett des Zuges nach vorn."
    „Sehr gut," meinte Rolf anerkennend, "man wird Sie kaum wiedererkennen. Doch fällt es nicht auf, wenn Sie plötzlich vom Trittbrett aus in einen Waggon klettern?"
    „Nein, ich sage einfach, daß ich unterwegs aufgesprungen bin. Das kommt an Stellen, an denen der Zug langsam fahren muß, oft vor. Natürlich werde ich Sie benachrichtigen, wenn ich irgend etwas Wichtiges im Zug hören sollte."
    „Etwas Wichtiges?" fragte Rolf sofort, „meinen Sie, daß für uns unter Umständen eine Gefahr bereits im Zuge vorhanden ist? Doch ja, es kann sein, denn viele Reisende haben ja gesehen, daß wir Ihnen geholfen haben."
    „Das befürchte ich gerade", sagte Lorencez ernst, „ich muß deshalb die Stimmung in den unteren Klassen einmal aushorchen. Unter Umständen müssen Sie den Zug früher verlassen.'
    „Na, vielleicht irren sich die Rebellen doch, wenn sie meinen, daß sie mit uns so leicht fertig werden," lachte Rolf kurz auf, „sie sollen nur einmal probieren, unseren Pongo gewaltsam aus dem Waggon zu holen."
    „Alle Kräfte nützen nichts gegen einen Kugelhagel", sagte der junge Mexicaner ernst, „wenn die Horde durch alle Fensteröffnungen schießt, werden verschiedene Kugeln auf so kurze Entfernung doch treffen."
    „Nun, das ist erst einmal abzuwarten," gab Rolf zurück, »wir haben uns schon in unangenehmeren Situationen befunden. Doch jetzt scheinen wir den Engpaß hinter uns zu haben, ich höre kein Schießen mehr."
    Lorencez hob vorsichtig den Kopf, sprang dann empor und rief:
    „Ja, diese Gefahrzone liegt hinter uns. Ich würde Ihnen aber raten, meine Herren, sich vorläufig nicht wieder auf der Plattform sehen zu lassen, denn die Rebellen scheinen hier in dieser Gegend starke Vorposten aufgestellt zu haben.
    Offenbar befürchten sie ein Eingreifen fremder Mächte vom Stillen Ozean her."
    „Das wäre auch nicht zu verwundern," meinte Rolf, „denn die Amerikaner werden es sich nicht gefallen lassen, daß ihre Landsleute gefangen sind. Durch solche Sachen kommt leicht eine politische Auseinandersetzung und Amerika wird vielleicht gern die Gelegenheit ergreifen, sich hier im Land festzusetzen."
    „Das ist ja eben die ständige Furcht aller Machthaber, mögen sie noch so oft wechseln," bestätigte de Lorencez. "Nur General Ortega hat sich stets auf sehr guten Fuß mit den Amerikanern gestellt, und
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