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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant
Autoren: Hans Warren
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nach zu schließen. Sein Kopf mußte über drei Meter vom Erdboden hoch ragen, denn deutlich hörten wir die Stoßzähne am Mauerrand scheuern.
    Jetzt sog der Koloß die Luft tief ein, und dann stieß er ein helles, gereiztes Trompeten aus. Er hatte uns gewittert und warnte nun seine Herren.
    „Massers, fort", flüsterte Pongo scharf, „Tembo uns spüren."
    Schnell eilten wir an der Mauer entlang, bis wir auf das Dickicht stießen, das die Lichtung abschloß. Doch zu unserer Freude war ein schmaler Pfad an der Mauer entlang gebrochen, und - mit Pongo an der Spitze - glitten wir in den dunklen, feuchtwarmen Hohlpaß hinein. Innen im Tempel wurde es laut. Wir hörten metallene Türen kreischen, Stimmen klangen auf, und dazwischen dröhnte wieder das gereizte Trompeten des Elefanten. Der intelligente Riese hatte unsere Flucht gemerkt und verfolgte uns jetzt.
    Plötzlich war der dunkle Pfad zu Ende, und wieder lag eine kleine Lichtung vor uns. Wir waren an der Ecke der Mauer angelangt, die sich jetzt nach links weiterzog. Und wenige Schritte von der Ecke entfernt war ein mächtiges Tor.
    „Halt", kommandierte Rolf scharf, „wir dürfen nicht über die Lichtung. Die Priester werden bestimmt den Elefanten herauslassen."
    „Dann findet er uns hier sofort", flüsterte Hoddge, „da, das Teufelstier ist schon heran."
    Wirklich erklang der drohende Trompetenschrei direkt über uns.
    „Zurück", flüsterte Rolf wieder, „zehn Meter hinter uns habe ich die Zweige eines hohen Baumes entdeckt, der dicht an der Mauer stehen muß. Wenn sie den Elefanten herauslassen, müssen wir in den Baum klettern. Los, zurück!"
    Ich hatte unseren Zug beschlossen und machte sofort kehrt. Aufmerksam nach oben spähend, entdeckte ich auch bald die mächtigen Äste, die sich weit über die Mauer erstreckten. Ich blieb stehen und wartete auf meine Kameraden. Sie stießen bald zu mir, und jetzt warteten wir in atemloser Spannung, was wohl folgen würde. Plötzlich hörten wir das Kreischen schwerer Türangeln, und im gleichen Augenblick befahl Rolf: „Pongo, hinauf. Hilf den anderen. Ich komme als letzter." Sofort schnellte sich der schwarze Riese empor und saß in wenigen Sekunden auf dem Mauerrand. Er streckte seinen gewaltigen Arm tief hinab, ergriff Frau Ellens ausgestreckte Hand und zog sie mit leichtem Ruck zu sich hinauf. Ebenso schnell wurden Hoddge und ich hinauf befördert, während Rolf bereits neben uns emporgeklettert war.
    „Schnell in den Baum", befahl er. „Der Elefant wird unsere Spur bis zum Fluß hinunter verfolgen." Vorsichtig krochen wir auf dem untersten riesigen Ast des mächtigen Tamarindenbaumes bis an den vielleicht zehn Meter von der Mauer entfernten Stamm und verteilten uns dort auf die strahlenförmig herausragenden Äste. Wir verhielten uns völlig still, und da hörten wir auch den riesigen Feind draußen an der Mauer entlang stürmen. Wie Rolf vorausgesagt hatte, verfolgte er unsere Spur rückwärts, und bald hörten wir ihn auch in der Ferne wütend am Fluß trompeten.
    Es war kaum anzunehmen, daß er uns so bald auf dem Baum wittern würde, aber doch war es zu gefährlich, selbst wenn wir hoch in den mächtigen Wipfel geklettert wären. Wir mußten in den Tempel, denn wenn der Riese erst zurückkehrte, war uns jeder Weg abgeschnitten. Schnell musterten wir den hell erleuchteten Innenraum. Gut dreißig Meter entfernt wuchtete der Turm empor, von dessen Zinne immer noch das gewaltige Feuer leuchtete. Links neben ihm erhob sich ein weiter Bau, etwas niedriger, in dem ein großes Tor und eine kleinere Tür offen standen.
    „In die kleine Tür hinein", flüsterte Rolf. Es war kein Priester zu sehen, und so ließen wir uns schnell an dem riesigen Stamm hinab und liefen auf die kleine Tür zu. Aufatmend schlüpften wir in das kühle Halbdunkel hinein. Wir standen in einem schmalen Gang, der rechter Hand nach wenigen Metern einen Knick machte, während er links durch einen schweren weißen Vorhang abgeschlossen war. „Wo nun hin?" fragte Hoddge.
    „Wir wollen erst sehen, was sich hinter dem Vorhang verbirgt", flüsterte Rolf. „Es muß ein Saal sein, aus dem das breite Tor links neben dieser Tür führt." Er schlich auf den Vorhang zu und zog ihn einen kleinen Spalt auseinander. Ich stand dicht hinter ihm und konnte über seine Schulter in den mächtigen Saal blicken, der sich da vor unseren erstaunten Augen auftat. Rings an den goldig schimmernden Wänden waren in kurzem Abstand meterhohe, rechteckig behauene
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