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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant
Autoren: Hans Warren
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Felsblöcke gereiht, die jeder die meterhohe Figur eines Elefanten aus weißem Marmor trugen. Vor jedem Bildwerk leuchtete ein Feuer und warf seinen zuckenden Schein über das Kunstwerk. Denn es waren wirklich Kunstwerke. In wunderbarer Naturtreue waren die Elefanten in allen Stellungen ausgemeißelt, die sie im Leben einnahmen. Im Trab, im Galopp, im Schritt, beim Angriff, beim Nahrungsuchen. Der oder die Künstler mußten das riesige Tier genau beobachtet haben, um in künstlerischer Vollendung das Erschaute in weißem Marmor wiederzugeben. Rechts im Hintergrund des rechteckigen Raumes befand sich das Standbild eines suchenden Elefanten in Lebensgröße. Hier leuchteten zwei mächtige Feuer und schienen dem wunderbaren Bildwerk Leben zu verleihen. Aber da merkten wir etwas, das uns zurück zucken ließ. Vor diesem mächtigen Steinbild standen sechs Priester in gelben Gewändern. Sie hatten die Arme zu dem steinernen Riesen emporgehoben und schienen etwas zu erflehen. Und ich hatte sofort das unangenehme Gefühl, daß sie wohl unsere Ergreifung von ihrem Gott erbaten. „Zurück." raunte Rolf, „wir müssen den Gang entlang. Hinter dem Vorhang ist der große Tempelraum, in dem wir sofort entdeckt werden."
    Schnell schritt er voraus - als hinter uns ein gellender Schrei erklang.
    „Hermann, mein Hermann."
    Frau von Valentini hatte es verstanden, unbeachtet an den Vorhang zu gelangen und hindurchzublicken. Und in dem einen Priester mußte sie ihren Mann erkannt haben, denn kaum hatte sie den schluchzenden Schrei ausgestoßen, als sie auch schon durch den Vorhang schlüpfte und jubelnd in den Tempelraum hineinlief. „Herrgott", zischte Rolf wütend, „da hätten wir aufpassen müssen. Jetzt ist unsere Aufgabe doppelt erschwert, wenn nicht völlig verdorben. Schnell fort, jetzt werden die Priester wissen, daß wir bereits im Tempel sind." In weiten Sätzen schnellten wir den Gang entlang. Als wir die Biegung passiert hatten, kamen wir an vielen Türen vorbei, die in regelmäßigen Abständen in die dicke Mauer eingelassen waren.
    Rolf blieb plötzlich stehen und öffnete eine Tür. Dann verschwand er in dem dahinter liegenden Raum und rief nur: „Kommt."
    Schnell folgten wir ihm und befanden uns in einer schmalen Zelle, die nur ein hartes Lager und ein kleines Abbild eines weißen Elefanten auf niedrigem Postament enthielt. Also die Zelle eines Priesters. Vielleicht hatte Rolf mit seinem kurzen Entschluß recht, denn hier würden uns die Priester sicher nicht vermuten. Und sollte der Bewohner der Zelle eintreten, dann würde Pongo ihn schnell unschädlich machen.
    Der schwarze Riese bezog auf einen Wink meines Freundes dicht an der Tür Posten. Rolf trat aber an das schmale vergitterte Fenster und blickte hinaus. „Wir müssen das Gitter lösen", flüsterte er dann, „hier hinten liegt ein kleiner Garten. Wir haben dann stets einen Notausgang. Komm, Hans, wir wollen versuchen, den Mörtel zu lockern."
    Etwas mißtrauisch trat ich mit gezücktem Messer neben ihn. Meist ist nämlich der Mörtel in so alten Gebäuden steinhart geworden. Aber hier hatten wir eine sehr angenehme Enttäuschung. Es mochte wohl an der feuchten Luft liegen, die ständig auf der Insel herrschte, wenigstens konnten wir mit Leichtigkeit die einzelnen Enden des Gitters vom Mörtel befreien. Und nach einer Arbeit von kaum zwanzig Minuten packte Rolf das Gitter und schob es mit kräftigem Ruck nach außen. Dann setzte er es vorsichtig wieder ein und drehte sich lachend um.

    „So", meinte er, „jetzt fühle ich mich hier bedeutend behaglicher. Jetzt wollen wir sehen, was wir zur Befreiung der jungen Frau tun können. Ich glaube nicht, daß sie augenblicklich in Lebensgefahr schwebt, denn sicher haben die sechs Priester, die wir sahen, nicht eine so große Machtvollkommenheit, um sie sofort zu richten. Ich vermute, daß dazu immer ein kleines Fest nötig ist." „Massers, still", sagte da Pongo.
    Wir traten dicht hinter ihn und lauschten. Ja, auf dem Gang näherten sich Schritte von mehreren Personen. Und jetzt - wir zuckten zusammen - jetzt klang ein Schluchzen auf. Das war Frau von Valentini, die von ihren Überwältigern in irgendeinen Kellerraum geschleppt wurde. Als die schlürfenden Schritte an unserer Zellentür vorbei waren, öffnete Pongo vorsichtig die Tür und spähte hinaus. Dann winkte er uns zu und trat auf den Gang hinaus.

    5. Kapitel
    In den Kerkern des Feuertempels

    Weit vor uns, im Halbdunkel kaum erkennbar, schritten die
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