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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant
Autoren: Hans Warren
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Rolf an der abschließenden Metalltür und trat dann in den Quergang, in dem Pongo den Wahnsinnigen betäubt hatte. Die Tänzerin eilte auf eine Tür zu und zog sie hastig auf. Und im nächsten Augenblick standen wir aufatmend in einem großen Garten, dessen warme Luft vom Duft tausender Blüten erfüllt war.
    Leise rief die Tänzerin einige Worte, und Hoddge kommandierte:
    „Wir müssen uns die Hände reichen. Das Mädchen wird uns an die Pforte führen, die zum Wasser geht." Schnell folgten wir diesem Vorschlag, und vorsichtig setzte sich unser eigenartiger Zug in Bewegung. Außer dem wilden Lärm der Insekten war nichts zu hören. Überall zirpte, geckerte, schnarrte es um uns, große Leuchtkäfer und Zikaden taumelten von Baum zu Baum, und es war eine Stätte des Friedens, zu der die Feuerpriester mit ihren blutigen Opfern wahrlich nicht paßten. In leichten Schlangenlinien führte uns die Tänzerin durch dieses Paradies. Ich hatte nicht geglaubt, daß der Garten eine derartige Ausdehnung hätte, und atmete auf, als sich endlich eine hohe Mauer vor uns erhob. Wieder rief das Mädchen, und jetzt drängte sich Hoddge vor und ließ sekundenlang seine Taschenlampe aufflammen. Eine schmale Tür zeigte sich im Schein, und schnell zog der Kapitän zwei Riegel zurück. Dann schaltete er seine Lampe aus, und am Knarren der Angeln hörten wir, daß er die Tür geöffnet hatte. Er rief uns leise zu:
    „Hinter der Tür gleich rechts gehen. Es ist ein Steg, an dem die Sampans liegen", dann trat er als Erster durch die Öffnung.
    Und sofort erhob sich draußen ein wilder Lärm. Eine gellende Stimme schrie fremde Worte, und dazwischen klang das Fluchen des Kapitäns, der seinen Angreifer mit den gewähltesten Schmeichelworten bedachte. Auch Rolf fluchte und drängte sich schnell vor; aber Pongo war noch schneller. Er warf mir den bewußtlosen Valentini einfach zu: „Masser, halten", dann hörte ich nur seine Sätze, und wenige Augenblicke darauf verstummte die schreiende Stimme des Wächters. Gegen Pongos Griff gab es kein langes Wehren.
    „Solche Teufel", fluchte der Kapitän, „jetzt aber schnell! Da, die Bande ist schon los!"
    Wildes Geheul klang weit hinter uns im Garten auf. Die Schreie des Postens hatten die Feuerpriester alarmiert, die sich uns in rasender Schnelligkeit näherten. An den dumpfen Geräuschen hörte ich, daß meine Kameraden bereits in einen Sampan sprangen. Kurz entschlossen schleifte ich den Bewußtlosen hinter mir her und kam auch durch die schmale Tür.
    Da fing Valentini an, sich zu regen. Er sperrte sich plötzlich und fing gleichzeitig an wild zu schreien. Er hatte also mit der Schlauheit eines Wahnsinnigen bis zum letzten Augenblick den Bewußtlosen gespielt. Ich war einen Augenblick ratlos, schon wollte ich ihn loslassen, um mich wenigstens selbst zu retten, da langte ein Arm über meine Schulter, sofort schwieg Valentini, und seine Glieder fielen schlaff zusammen.
    „Masser, schnell ins Boot", flüsterte Pongo, schob mich nach rechts auf einen schmalen Steg und hob den Bewußtlosen hoch.
    In wenigen Minuten waren wir alle in einem Sampan, Pongo hatte den stillen Valentini auf den Boden gelegt und trieb jetzt das leichte Fahrzeug mit gewaltigem Schwung auf den Fluß hinaus. Sofort ergriff uns die Strömung, drehte unseren Bug nach Süden, und als die heulende Meute unserer Verfolger gerade die schmale Mauerpforte erreichte, schoß der Sampan unter den gewaltigen Ruderschlägen unseres schwarzen Riesen südwärts, dem rettenden Bangkok entgegen.
    Ich lachte hell auf vor Freude, als ich mir die enttäuschten Priester vorstellte, die uns jetzt nur ein ohnmächtiges Wutgeheul nachsenden konnten. Ich hätte wohl nicht gelacht, wenn ich vorausgeahnt hätte, daß wir uns bereits einige Minuten später doch in der Gewalt dieser fanatischen Mörder befinden sollten.
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