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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant
Autoren: Hans Warren
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stillzustehen, denn jetzt war Valentini verloren.
    Doch Pongo lachte nur und zeigte nach vorn. Er hatte einen wunderbaren Wurf vollbracht. Dicht neben dem Wahnsinnigen war die Spitze gegen einen vorspringenden Stein der Wand geprallt, der kurze Schaft flog durch die Gewalt des Schwunges herum und traf mit hartem Schlag den Hinterkopf Valentinis.
    Der Getroffene stolperte, suchte sich zu halten, aber langsam knickten seine Knie ein, und langsam sackte sein Körper zusammen, bis zur letzten Sekunde immer das Bestreben zeigend, weiter zu flüchten. Dieser Mann mußte eine außergewöhnliche Energie besitzen, und Rolf hatte wohl recht, wenn er behauptete, daß dieser Geist nur durch einen Teufelstrunk der Priester zerstört sein konnte.
    Wir eilten zu den beiden reglosen Gestalten, und während Pongo ruhig seinen Speer wieder umschnallte, hoben wir die junge Frau empor. Rolf nahm sie auf den Arm, und gab Pongo einen Wink, den Wahnsinnigen hochzuheben. „Er darf nicht schreien", flüsterte er, und unser schwarzer Freund nickte. Wir konnten uns darauf verlassen, daß Valentini keinen Ton von sich gab, wenn er erwachte.

    „Hoddge, Hans, Pistolen heraus", zischte Rolf weiter, „jetzt müssen wir uns durchschlagen." Im Laufschritt ging es den Gang zurück. Ich war als Erster fest entschlossen, jeden Priester niederzuschießen, der sich uns in den Weg stellte. Hinter mir lief Rolf mit Frau Ellen, dann Pongo mit Hermann von Valentini, und den Schluß machte Kapitän Hoddge, um uns den Rücken zu decken. Schon waren wir nahe an der Tür, die Pongo aufgesprengt hatte, als sich lautes Stimmengewirr und viele Schritte näherten. Jetzt war guter Rat teuer, denn wie sollte ich uns einen Weg durch eine solche Menge fanatischer Priester bahnen?
    „In die nächste Tür", rief Rolf da leise, und sofort machte ich hält und hob den einfachen Verschluß an einer Tür linker Hand hoch. Ich hatte wieder erwartet, eine Zelle zu finden, und war sehr erfreut, als ich einen neuen Gang bemerkte. Vielleicht hatten wir Glück und fanden uns durch die geheimnisvolle, unterirdische Welt des Tempels ins Freie hinaus.
    „Hoddge, zuriegeln", rief Rolf, und schon hörte ich das leise Schnappen zweier Riegel. Jetzt konnten wir einen Augenblick aufatmen. Der Gang erhielt sein schwaches Licht durch einige kleine Öffnungen dicht unter der Decke. Es mußte ein großer, hell beleuchteter Saal an dieser Mauerseite liegen, und ich glaubte zuerst, es sei der große Tempel mit dem weißen Elefanten. Aber wir waren zu tief in den Tempel eingedrungen, es mußte also noch mehrere, vielleicht ähnlich eingerichtete Hallen geben. Auf dem Gang hinter uns stürmte jetzt ein ganzer Trupp Menschen vorbei. Sie ahnten wohl kaum, daß wir uns hier, ganz in ihrer Nähe versteckt hatten, denn ohne Aufenthalt stürmten sie weiter, immer wieder gellende Rufe ausstoßend.
    „Sie schreien: ins Feuer, ins Feuer", übersetzte Hoddge leise, „Gott sei Dank, daß wir hier sind." „Noch sind wir nicht in Sicherheit", meinte Rolf ernst. „Und es ist sehr fraglich, ob wir überhaupt herauskommen. Der Wahnsinnige ist eine schwere Last für uns." „Na, ich denke, wir gehen ruhig weiter", meinte Hoddge, „denn sie werden vielleicht bald zurückkommen und sicher die verriegelte Tür finden."
    „Ich überlege soeben, ob wir nicht einfach wieder hinausgehen und den uns bekannten Pfad zurück fliehen", meinte Rolf, „doch nein, da kommen sie schon zurück. Vorwärts!"
    Der Lärm der verfolgenden Priester, der bereits erstorben war, näherte sich wieder. Schnell eilten wir den Gang entlang, der leider keine Seitentüren aufwies. Doch nur dreißig Meter konnten wir vorwärts, dann standen wir vor einer Tür. Ich legte lauschend das Ohr an das Metall, doch konnte ich keinen Laut in dem Raum dahinter hören. Vorsichtig hob ich den Verschluß und zog den Flügel leise auf. Eine kalte Luft schlug mir entgegen und tiefe Dunkelheit gähnte mich an. „Vorwärts, Lampe heraus", rief Rolf ungeduldig. Der Schein meiner Lampe zeigte mir eine breite Treppe, die steil hinunterführte. Ruhig stieg ich hinab und hörte die Kameraden vorsichtig folgen. Und wieder stieß Hoddge leise zwei Riegel von innen vor. Die Luft wurde immer kälter, und als ich zwanzig Stufen gezählt hatte, standen wir in einem niedrigen, gewölbten Gang, dessen mächtige Steinquadern sich merkwürdig feucht anfühlten. „Wir sind im Keller des Tempels", meinte Hoddge, „bereits unter dem Wasserspiegel des Menam.
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