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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers
Autoren: Justin Halpern
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150 Millionen potenzielle Bräute
    Als im Mai 2008 die dreijährige Beziehung mit meiner damaligen Freundin in die Brüche ging, zog ich wieder bei meinen Eltern ein. Nachdem er mir auf die Schulter geklopft und mich zur Ordnung ermahnt hatte, »damit es in deinem Zimmer nicht wieder aussieht wie nach einem Rudelbums«, lieh mein pensionierter, 73 Jahre alter Vater sich von morgens bis abends mein nicht immer geneigtes Ohr, wohl in der Hoffnung, dass die eine oder andere seiner Weisheiten bei mir Wurzeln schlug und reiche Früchte trug.
    Eines Tages beschloss ich, seine irrwitzigen Sprüche auf einer Twitter-Seite namens Shit My Dad Says für die Nachwelt festzuhalten. Was als der Versuch begann, mich von meinem Liebeskummer abzulenken und meine Freunde zum Lachen zu bringen, schlug ein wie eine Bombe: Binnen acht Wochen hatte ich über eine halbe Million Follower, und Verlage und Fernsehsender rannten mir die Bude ein, was umso absurder ist, wenn man bedenkt, dass ich lediglich aufgeschrieben hatte, was mein Dad den lieben langen Tag so von sich gab. Nichts davon war auf meinem eigenen Mist gewachsen.
    Das schöne Wörtchen »Glück« trifft es in meinem Fall nicht ganz. Glück ist, sein Portemonnaie wiederzufinden, nachdem man es in einer überfüllten Bar hat liegen lassen. Auf der Grundlage von nicht einmal fünfhundert Wörtern einen Autorenvertrag und eine TV-Serie angeboten zu bekommen, ist dagegen Glück in einem Maße, wie es normalerweise nur den Überlebenden eines Flugzeugabsturzes vorbehalten bleibt. Oder Leuten, die plötzlich feststellen, dass sie Oprah Winfreys verschollene Dreiviertelschwester sind.
    Doch nichts von dem, was mir in den vergangenen anderthalb Jahren widerfahren ist, wäre geschehen, wenn meine Freundin Amanda mir damals nicht den Laufpass gegeben hätte. Hätte sie nicht mit mir Schluss gemacht, wäre ich nicht wieder zu Hause eingezogen. Wäre ich nicht wieder zu Hause eingezogen, hätte ich die Sprüche meines Vaters nicht für die Nachwelt festgehalten. Weshalb ich vermutlich noch heute neben einem Obdachlosen in einer öffentlichen Bibliothek säße, wenn auch nicht, wie jetzt, um ein Buch zu schreiben, sondern um Klopapier zu klauen, weil ich es mir schlicht nicht leisten könnte.
    Zwei Monate nach meiner Zwangsumsiedlung, noch bevor ich den Twitter-Feed eingerichtet hatte, rief Amanda an, weil sie mit mir essen gehen wollte, um sich »auszusprechen«. Ich hatte seit unserer Trennung kein Wort mehr mit ihr gewechselt und wusste nicht recht, ob ich sie wiedersehen wollte. Wir waren fast drei Jahre zusammen gewesen, und obwohl mir klar ist, dass es sich anhört, als sei sie auserkoren, eine Rebellion gegen den bösen Herrscher der Galaxis anzuführen, wenn ich sie »Die Eine« nenne, war ich insgeheim fest davon überzeugt, dass ich mein Leben mit Amanda verbringen wollte. Da es mich genau diese zwei Monate gekostet hatte, mich wieder wie ein halbwegs normaler Mensch zu fühlen, war mir bei dem Gedanken an ein Wiedersehen nicht ganz wohl. Ein Treffen mit der Ex ist in etwa so beglückend wie ein Zusammenschnitt des Super-Bowl-Finales, das die Lieblingsmannschaft haushoch verloren hat: Der bloße Anblick trifft einen wie ein Schlag in die Magengrube und ruft einem obendrein ins Gedächtnis, in was für abgrundtiefe Depressionen einen diese Niederlage seinerzeit gestürzt hat.
    Nach dem Telefonat mit Amanda hievte ich mich von der Luftmatratze auf dem Boden meines Zimmers und schlurfte ins Arbeitszimmer meines Vaters. Ich erzählte ihm, Amanda wolle sich mit mir treffen, und fragte ihn, was ich tun solle.
    »Du bist nicht perfekt«, sagte er und widmete sich wieder den Papieren auf seinem Schreibtisch.
    »Was? Davon war ja auch nicht die Rede. Ich wollte bloß wissen, wie du darüber denkst«, sagte ich und trat in der Tür von einem Bein aufs andere.
    Er drehte sich von Neuem zu mir um. »Ich habe dir doch gerade gesagt, wie ich darüber denke. Ich denke, du bist nicht perfekt.«
    »Das ist zwar durchaus möglich«, wandte ich zaghaft ein, »aber danach habe ich dich nicht gefragt.«
    »Wir alle bauen Scheiße. Du baust Scheiße. Sie baut Scheiße. Jeder baut Scheiße. Und wenn wir zur Abwechslung mal keine Scheiße bauen, freuen wir uns ein zweites Loch in den Arsch und vergessen die ganze Scheiße, die wir gebaut haben. Mit anderen Worten: Es kann nicht darum gehen, jemanden zu bestrafen, nur weil er in deinen Augen Mist gebaut hat. Tu, was du willst, weil du es willst. Und jetzt
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