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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant
Autoren: Hans Warren
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jetzt ratlos dieser undurchdringlichen Wand gegenüber. Rolf lachte und blickte aufmerksam umher. Dann deutete er auf einige frisch abgeschlagene Dornenzweige und Rotangstücke, die vor einer schmalen Lücke lagen.
    Hier war unser Pongo eingedrungen und hatte sich mit seinem Messer einen Weg geschlagen. Nun muß ich erwähnen, daß dieses Messer ebenso außergewöhnlich war wie Pongo selbst. Er hatte sich in Singapore ein sogenanntes Haimesser gekauft, dessen haarscharfe Klinge wohl einen halben Meter maß.
    Wir hatten ja in Singapore genügend Zeit gehabt, alle Angelegenheiten zu regeln, so auch nach Sumatra zu telegraphieren und Sergeant Vaasen, den wir mit den beiden gefangenen Tigern am Rand des Todessumpfes zurückgelassen hatten, an die Küste zu beordern. Die beiden Prachtexemplare brachten uns ein schönes Stück Geld ein, und Pongo erhielt seinen angemessenen Teil; hatte er doch das meiste zum Fang beigetragen. Und anstelle des malaiischen Kris und des Klewang, die ihm verloren gegangen waren, hatte er sich dieses Messer erwählt. In seiner Hand eine furchtbare Waffe, aber auch ein sehr nützliches Instrument, wenn es - wie hier - galt, einen Pfad durch die Wildnis zu schlagen. Wir hatten uns mit kürzeren Haumessern begnügt, die wir jetzt auch kräftig gebrauchen mußten, um kleinere Dornenranken fortzuräumen. Denn es galt ja jetzt, für die junge Frau einen möglichst bequemen Weg zu schaffen, sollte sie uns nicht bald durch die körperlichen Anstrengungen zusammenbrechen.
    Rolf hatte sich an die Spitze unseres kleinen Zuges gesetzt, ich folgte ihm, um beim Abschlagen der unangenehmen Dornenranken zu helfen. Dann kam Frau Ellen, während Hoddge den Schluß machen mußte, um uns nötigenfalls den Rücken freizuhalten. Ich drehte mich von Zeit zu Zeit um, in Sorge, ob die junge Frau nachkäme, aber jedesmal nickte sie mir mit tapferem Lächeln zu. Und dabei herrschte unter dem grünen Laubdach eine Temperatur, die das Atmen beengte und das Herz schwer schlagen ließ. Und trotz des schmalen Pfades, den Pongo gebrochen hatte und den wir so gut wie möglich säuberten, war das Vorwärtskommen eine Anstrengung, die selbst uns hart zu schaffen machte. Wurzeln und Gräser hemmten den Fuß, oft glitten wir aus, traten in tiefe, feuchte Löcher oder mußten über sturmgefällte Urwaldriesen klettern.
    Gar oft beneidete ich die fünf Feuerpriester, die denselben Weg so bequem auf ihrem Sampan zurücklegten, und dachte im stillen, daß wir doch auch ruhig ein beträchtliches Stück den Menam hätten hinauf rudern können. Aber vielleicht hatte die geheimnisvolle Sekte Posten am Ufer aufgestellt, sonst hätte wohl der „Heilige" unseren Sampan nicht fortgeschickt und uns den Weg durch den Wald gewiesen.
    Über eine Stunde waren wir schon mühsam vorwärts gekommen, da stießen wir auf Pongo, der hinter einem dicken Busch kauerte und gespannt durch die Blätter lugte. Er drehte sich um, als er mit seinem feinen Gehör unser Kommen bemerkte, und legte warnend den Finger auf den Mund. Jetzt schlichen wir vorsichtig zu ihm hin und kauerten uns neben ihm nieder. Durch die Zweige konnten wir jetzt eine Lichtung überblicken, auf deren Mitte sechs Gestalten in gelben Gewändern eifrig beschäftigt waren.
    Es waren die Feuerpriester, denn sie hatten dieselbe Kleidung wie die Henker im Sampan. Bald erkannten wir auch, was sie dort machten. Eilfertig entfernten sie Zweige von einer Grube, dann erhob sich der Größte, schwang ein langes Messer über dem Kopf und warf es mit kräftigem Ruck in die Grube hinab. Sollte Sie wieder ein Todesurteil vollzogen haben?

    Zwei Priester sprangen jetzt in die Grube hinab, die vier oben Stehenden warfen ihnen Stricke hinunter - dann zogen sie einen starken Hirsch empor. Also hier jagten sie und sorgten für die Küche des Tempels. Dann müßte auch ein guter Weg zur Insel führen, denn mit der Last des schweren Hirsches konnten sie nicht einen schmalen Pfad entlang schreiten.
    Die beiden Priester kletterten jetzt aus der Grube heraus, sorgsam wurden die Zweige wieder aufgelegt und die Falle hergerichtet, dann schoben sie eine Bambusstange durch die zusammengebundenen Beine des Wildes und verließen die Lichtung am gegenüberliegenden Ende. In äußerster Spannung warteten wir geraume Zeit. Jetzt mußten wir ja bald den geheimnisvollen Tempel sehen, und dann begann die schwierige, vielleicht unlösbare Aufgabe, den Verschwundenen zu retten, wenn er dort gefangengehalten wurde.
    Zuerst glitt
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