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Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant

Titel: Rolf Torring 009 - Der weisse Elefant
Autoren: Hans Warren
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mich kommen."
    „Es ist ja mein eigener freier Wille, mich in diese Gefahr zu begeben. Ich möchte noch folgendes wissen. Hermann von Valentini, der Mann unserer Begleiterin, hat ein auffälliges Mal. Eine breite, weiße Strähne in seinem dunklen Haar. Ist es möglich, daß ihn deshalb die Feuerpriester gefangen halten?"
    „Ein weißes Zeichen?" fragte Mongkut erstaunt, „dann werden sie ihn benutzen, um bei ihren Festen, an denen sich die Schuldner zu versammeln pflegen, ihre Macht zu festigen. Sie werden erzählen, daß ihr oberster Gott, der weiße Elefant, selbst diesen Fremden gekennzeichnet und ihnen gesandt hätte, um seine Größe und Macht zu beweisen. Dann wird es aber sehr schwer sein, ihn zu befreien, denn jetzt werden sie ihn sehr scharf bewachen." „Das ist allerdings unangenehm", meinte Rolf, „aber ich hoffe, daß er selbst unsere Bemühungen mit allen Kräften unterstützen wird. Ich wundere mich überhaupt, daß er nicht schon längst einen Fluchtversuch gewagt hat." „Von der Insel der Feuerpriester zu entkommen, ist fast unmöglich", murmelte der Heilige, „sie ist von Menschen und Tieren bewacht. Und der Gefangene darf den Tempel nicht verlassen."
    „So war es für ihn also auch unmöglich, seiner Frau irgendeine Nachricht zu senden?"
    „Niemand hätte es gewagt, einen Brief von ihm zu befördern. Ja, irgendein Schuldner, der ihn vielleicht gesehen hat, hätte nie gewagt, darüber zu sprechen. Die Gerichteten, die den Menam hinab schwimmen, schrecken auch den Kühnsten zurück. Und hätte jemand nur mit dem Gefangenen gesprochen, er wäre nicht lebend nach Bangkok gelangt."
    „Jetzt kann ich mir auch sein Schweigen erklären, und nun will ich nur noch einen Punkt wissen. Weshalb wohl haben die Feuerpriester unserer Begleiterin das rote Tuch geschickt?"
    „Sie konnten wohl damit rechnen, daß die junge Frau Nachforschungen nach ihrem Mann anstellen würde. Hätte sie sich nun an die Behörde gewandt und das rote Tuch gezeigt, dann hätte sie nie eine Unterstützung gefunden.
    Im Gegenteil, sie selbst wäre aufs schwerste gefährdet gewesen. Denn fast jeder Beamte, ja fast jeder Siamese hätte gewußt, daß die Feuerpriester den geringsten Wink mit dem Tode bestrafen würden. Oh, die oberen Priester sind klug. Sie wissen genau, daß die junge Frau das Tuch zeigen würde. Sie konnten aber nicht ahnen, daß so tapfere Männer ihrem Geheimnis nachspüren würden, sie konnten auch nicht ahnen, daß diese Männer auf den Befehl des Erhabenen mein Leben retten sollten, damit ich ihnen den Weg weisen sollte."
    „So ist die Sendung dieses Tuches also zu erklären", sagte Rolf bewundernd, „das ist allerdings sehr klug gehandelt. Und es war ein Glück für Frau von Valentini, daß sie nicht auf eigene Faust nach Bangkok gefahren ist, sondern uns traf."
    „Der Erhabene hat es so gelenkt", sagte Mongkut feierlich, „ihr sollt den Gefangenen retten oder dabei den Tod finden."
    „Nun ja, die Wege des Schicksals sind oft wunderbar", sagte Rolf ernst. „Mongkut, ich danke Ihnen von ganzem Herzen. Und ich gehe frohen Mutes der Gefahr entgegen, mit der festen Überzeugung, daß uns das Werk gelingt." Wieder blickte Mongkut uns lange an. Seine weit geöffneten Augen mit dem goldenen Schein schienen Visionen zu sehen, denn er bewegte lautlos die Lippen. Manchmal zog es wie furchtbarer Schreck über seine Züge, dann nickte er wieder, als erfreue ihn das Bild, das sein inneres Auge sah. Dann zuckte er zusammen, hob die Hand und senkte den Kopf.
    „Meine Gedanken sind bei euch", murmelte er, „meine Wünsche begleiten euch. Möge euch der Erhabene schützen und euch sicher zurückführen." Er machte eine kurze, verabschiedende Handbewegung, nickte jedem zu und ließ den Kopf wieder sinken. Fast scheu überschritten wir die Lichtung und drangen an der Stelle in den dichtesten Wald, an der Pongo verschwunden war.

    3. Kapitel
    Die Tempelinsel

    Es schien, als wollte die Natur selbst uns von unserem Vorhaben zurückhalten, so dicht und verflochten stellte sich uns das dornige Unterholz des Waldes entgegen. Die Palmen, die sich aus dieser verworrenen Masse emporhoben, waren bis zur breiten Krone mit Schmarotzern. Moosen, Farnen und Orchideen bedeckt. Und überall schlangen sich Lianen und Rotang in armdicken Tauen von Stamm zu Stamm.
    Hoddge, der als erster eingedrungen war, kratzte sich ratlos den Kopf. Er war wohl noch nie in die Lage gekommen, einen tropischen Urwald durchqueren zu müssen, und stand
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