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Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Titel: Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Autoren: K.T. Spreckelsen
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gesehen. Es war ein rechteckiger Kasten aus dunklem Metall, ohne Fenster oder Lackierung. Im hinteren Teil der Längsseite befand sich eine Öffnung, die ihr Bus nun ansteuerte und wenige Meter daneben anhielt. Als der Wagen zum Stehen gekommen war, stieg der Schweizer aus und deutete den Insassen, es ihm gleich zu tun. Lillja war die letzte, die in die Sonne hinaustrat und das fünf Meter hohe und gut doppelt so lange, fremd aussehende Gefährt kritisch betrachtete.
    " Sie werden gleich einsteigen und auf einem der freien Plätze Platz nehmen", erklärte der Schweizer in einem netten Dialekt. "Die Sicherungen dort sind selbsterklärend - befolgen Sie sie und bleiben Sie so lange sitzen, bis man Ihnen etwas anderes sagt! An Bord der Station wird man Sie empfangen und alles andere mit Ihnen besprechen." Er wiederholte seine Ansprache auf Englisch und Französisch und das gute Dutzend Freiwilliger betrat das Gefährt.
    Sie gelangten über einen nur schlecht ausgeleuchteten Gang von einem knappen Meter Länge in einen großen Frachtraum, der den größten Teil des Schiffes einnehmen musste. Es gab keine Verbindung zu dem Vorderteil, in dem Lillja das Cockpit vermutete - offenbar musste es einen zweiten Einstieg geben, der ihr nicht aufgefallen war.
    In engen Reihen waren Sitze angeschraubt, die aussahen, als hätte irgendjemand sie aus einem Flugzeug eines Billiganbieters kurzerhand ausgebaut und hier, mit noch geringeren Abständen, wieder eingesetzt. Lillja zählte sechsundfünfzig Plätze, von denen die meisten besetzt waren. Aus Gesprächsfetzen und der äußeren Erscheinung der meisten Menschen glaubte sie verschiedene europäische Nationalitäten zu erkennen. Außerdem waren unter den Anwesenden nur sehr wenige Frauen - aber das hatte sie erwartet.
    Sie suchte sich einen Platz zwischen zwei jüngeren Männern , zog die Sicherheitsgurte über die Schultern und verschloss sie mit einem dritten auf Hüfthöhe.
    Es vergingen quälende Minuten oder gar Stunden - Lillja besaß keine Uhr mehr und auch der Akku ihres Mobiltelefons hatte schon vor Wochen den Geist aufgegeben - bis endlich ein weiterer kleiner Strom von Menschen in den Raum kam und die verbliebenen Plätze füllte. Kurze Zeit später veränderte sich das Licht, es wurde dunkler, wechselte vom künstlich grellen Gelb-Weiß zu einem entspannenden Blau. Dann wurden die Motoren gestartet und ein kraftvolles Vibrieren erfüllte die ganze Konstruktion. Lilljas Herz begann schneller zu schlagen, als sie fühlte, wie das Shuttle an Geschwindigkeit gewann und sie leicht in den Sitz gedrückt wurde. Es war wie beim Start eines Flugzeuges, nur sanfter.
    Das Gefühl hielt eine Weile an und wurde schließlich von einem vollkommen anderen Empfinden abgelöst. Es war kaum in Worte fassbar, als würde die Zeit kurz stillstehen und dann deutlich träger fortschreiten. Vermutlich hatten sie gerade den Planeten verlassen und befanden sich nun im Weltraum.
    Zu schade, dass es keine Fenster gab, durchlief es kurz ihre Gedanken. Sie hatte sich schon seit den ersten Science-Fiction Filmen in ihrer Jugend gewünscht, die Erde einmal von oben betrachten zu können. Aber vielleicht war der Anblick zu dieser Zeit auch gar nicht so schön, wie in diesen Filmen, denn wer konnte schon sagen, was der neue Feind auf ihrem Planeten alles angerichtet hatte.
    Sie konnte nur hoffen, dass die Xhar wirklich die Guten waren. Natürlich hatte auch Lillja in den Auffanglagern, in denen sie nach dem Angriff untergekommen war, die Geschichten gehört, die berichteten, wie die Xhar das feindliche Schiff vom Himmel holten und wie sie daraufhin den Menschen halfen. Sie hatte auch die Ansprachen der provisorischen Kanzlerin gehört, die den Menschen versichert hatte, dass die Xhar ihre Verbündeten und Retter in der Not waren und ihnen nun gegen den übermächtigen Feind beistehen würden.
    Aber konnten sie sich denn wirklich sicher sein, dass das der Wahrheit entsprach?
    Für Zweifel dieser Art war es nun wirklich zu spät, rief sie sich selbst gedanklich zu Recht und zwang sich, vom Besten auszugehen.
    Immerhin würde sie mit ihrem Dienst etwas beitragen können, das war besser, als nutzlos abzuwarten. Wer einen höheren Abschluss hatte, konnte eine Kurzausbildung zum Feldsanitäter machen, so hatte man erzählt. Sie hatte Anfang des Jahres ihren Abschluss in Ägyptologie gemacht - war demnach also qualifiziert, wenngleich sie eher gelernt hatte, komplexe und ausgestorbene Sprachen zu entschlüsseln,
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