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Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)

Titel: Ro'ha: Teil 1 - Vernichtung (German Edition)
Autoren: K.T. Spreckelsen
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übervollen Regionalbahnabteil wie gebannt aus den Fenstern starrten und niemand einen Ton von sich gab. Der Feuerschein war nach einem Augenblick verschwunden und an seiner Stelle formte sich langsam eine gigantische Staubwolke, die sich zu einem Atompilz formierte und kilometerhoch in den Himmel zu steigen begann.
    " Mein Gott, ist Biblis hochgegangen?", unterbrach eine Frau mittleren Alters endlich die Stille.
    " Da hinten ist nicht Biblis – das ist Frankfurt..."

1
     
    Zweiundsechzig Tage waren vergangen, seit ganz Europa - vielleicht sogar die ganze Welt - in ein nie da gewesenes Chaos gestürzt worden war.
    Zweiundsechzig Tage, in denn Lillja nichts von ihrem Partner oder ihrer Familie gehört hatte, in denen man sie nicht nach Hause gelassen hatte, da alles im Umkreis von zwanzig Kilometern um Frankfurt herum vollkommen zerstört worden war. Ihr Haus existiere nicht mehr, hatten ihr die überforderten Soldaten nicht gerade schonend beigebracht und sie, zusammen mit hunderten anderer, in eines der spontan errichteten Auffanglager gebracht. Dort hatte man sie in Turnhallen schlafen lassen, hatte sie mit dem Nötigsten an Kleidung, Wasser und Essen versorgt - doch hatte es kaum Informationen gegeben. In den größten Teilen des Landes war der Strom ausgefallen und konnte über Wochen hinweg nicht flächendeckend wiederhergestellt werden, was ungeahnte Auswirkungen gehabt hatte. Die alltäglichsten Dinge hatten aufgehört zu funktionieren. Ohne Druck in den Leitungen war das Wasser- und Abwassersystem ausgefallen, es hatte weder Duschen, noch Toiletten gegeben. Tankstellen konnten kein Benzin mehr ausgeben - sogar das Internet war zusammengebrochen. Letzteres war auch nur noch von eingeschränktem Nutzen, da die meisten elektronischen Geräte schon am zweiten Tag keinen Akku mehr hatten und auch die sparsamsten unter ihnen stellten innerhalb der ersten Woche ihren Dienst ein.
    In den Lagern hatten sie hin und wieder Radio hören können und dadurch erfahren, dass die wildesten der vielen Gerüchte offenbar der Wahrheit entsprachen: es war tatsächlich eine fremde Spezies gewesen, die sie angegriffen hatte. Aber es hatte noch eine andere Rasse gegeben, die nur wenige Sekunden später aufgetaucht war und das fremde Schiff abgeschossen hatte. Aliens. Sie konnte es bis heute nicht wirklich begreifen.
    Die provisorische Kanzlerin hatte versichert, dass diese Fremden, die Xhar, wie sie sich nannten, nur freundliche Absichten hätten. Sie würden den Planeten vor einem erneuten Angriff schützen und die Bevölkerung könne dabei helfen, indem sich möglichst viele der freiwilligen Verteidigungsstreitmacht anschließen würden. Nachdem Lillja über Wochen kein Lebenszeichen ihrer Lieben erhalten hatte, war sie eine dieser Freiwilligen geworden und hatte sich am zweiundsechzigsten Tag bei einem der genannten Sammelpunkte eingefunden. Sie hatte dort alleine gewartet und war ins Zweifeln gekommen, ob es wirklich eine gute Idee war, doch schließlich war ein unauffälliger Sprinter heran gerollt und hatte sie aufgelesen.
     
    Einen Tag später war es so weit.
    Das Transportschiff war deutlich größer, als die junge Frau erwartet hatte. Man würde sie und die anderen Freiwilligen mit einem kleinen Shuttle zu einer Raumstation bringen, hatte der Gesandte der Xhar, ihrer neuen Verbündeten in diesem neuen Krieg, angekündigt. Der Vermittler war ein Schweizer Ende fünfzig gewesen, hoch gewachsen, Sicherheit und Autorität ausstrahlend. Die neuen Verbündeten, so wurde es allgemein erklärt, brauchten Truppen - Kämpfer, Soldaten, Techniker, medizinisches Personal. Sie stellten im Gegenzug die Verteidigung der Heimat, versorgten große Teile der Welt mit Strom - zumindest so weit, dass die erdeigenen Atomkraftwerke nicht unkontrolliert überhitzten und hochgingen - und sie hatten wieder etwas Ordnung in das Chaos gebracht, das dem Angriff gefolgt war.
    Lillja wusste nicht einmal, wie sich das Volk, das vor zwei Monaten wie aus dem Nichts aufgetaucht war und die meisten Metropolen und Handelszentren mit einem Schlag ausgelöscht hatte, selbst nannte.
    Jemand sprach sie von der Seite an. Es war ein Mann in den Vierzigern, der sie auf Französisch anredete und schließlich, als er zu begreifen schien, dass sie ihn nicht verstehen konnte oder wollte - tatsächlich war es eine Mischung aus beidem - aus dem Fenster ihres kleinen Busses deutete.
    Das Shuttle. Sie hatte es schon vor ein paar Minuten von der Zufahrtsstraße aus
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