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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
Autoren: Alexandra Balzer
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Zumindest glaubte er das.
    „Maondny, sprich mit mir, ich bin hier!“ , dachte er. „Selbst, wenn ich jetzt noch auf den richtigen Augenblick warten muss, bitte, sprich mit mir. Ich habe Angst vor diesem Splitter. Es scheint nur ein Baum zu sein, aber wenn man ihm nahe ist, spürt man einfach, er ist so viel mehr!“
    „Das ist er, Thamar, er ist viel mehr.“
    Ihre Stimme beruhigte seine aufgewühlten Sinne, erleichtert atmete er auf.
    „Nur wer weiß, was er ist, kann ihn sehen. Vor einem Monat hättest du an diesem Splitter vorüber schreiten können, in seinem Schatten schlafen, und ihn niemals bemerkt. Kein Tier, kein Lebewesen, nicht einmal Regen oder Staub kann zu ihm vordringen. Neben mir und dir selbst könnte nur noch Ronlad diesen Ort finden und den Splitter erkennen.“
    Thamar lächelte bei der Erwähnung des alten Sonnenpriesters. Er hatte Janiel zum Tempel von Kashuum begleitet und den jungen Geweihten persönlich Ronlad vorgestellt, bevor er weitergezogen war. Hastig schob er den Gedanken an Janiel und Inani beiseite. Was diese beiden planten, war jenseits von Irrsinn und Tollkühnheit!
    „Es entspricht Inanis Natur. Auf diesem Weg kann sie zerstören, was jene bedroht, die sie beschützen will. Sie benutzt ihr eigenes Leben ohne Rücksicht als Waffe. Es ist auch für Janiel wichtig, er muss die Fesseln der Vergangenheit abstreifen, um sich seinem wahren Ich zu stellen.“
    „Werden sie sterben, Maondny?“, fragte er, ohne mit einer Antwort zu rechnen.
    „Ich weiß es nicht, Thamar. Wirklich nicht. Alles kann geschehen.“
    Thamar konzentrierte sich auf den Baum vor ihm. Dieses verkrüppelte, tote Ding strahlte schwache Magie aus, er kannte dieses prickelnde Gefühl auf der Haut. Für ein Artefakt von göttlicher Macht eigentlich ziemlich wenig, um genau zu sein.
    „In wenigen Minuten wird Pya das Auge von Ti teilweise verdunkeln, Thamar. Eine unvollständige Sonnenfinsternis, die auf Grund der dichten Wolkendecke kaum zu beobachten ist. Pya wird selbst blind sein in dieser Zeit, geblendet von dem Feuer ihres Himmelsbruders, dem sie wiederum die Sicht auf Enra versperrt. In diesem Zeitraum schläft die Magie. Sie verschwindet nicht gänzlich, eine Hexe, die im Nebel wandert, wird nicht ihren Weg verlieren, ein Sonnenpriester, der gerade das Feuer beschwört, nicht ohne Flammen zurückbleiben. So etwas würde nicht einmal bei einer vollständigen Sonnenfinsternis geschehen. Aber sie alle werden spüren, dass ihre Kräfte schwinden. Dieser Splitter wird seine ohnehin schon sehr geringe Energie für diesen kurzen Moment verlieren, und du kannst ihn berühren, ohne von seiner Kraft in den Strom der Zeit geschleudert zu werden.“
    „Und dann? Was soll ich tun, was wird geschehen?“, drängte Thamar, als sie zögerte, weiterzusprechen.
    „Der Splitter wird dich in sich aufnehmen, Thamar. Wenn Pya und Ti sich voneinander lösen, wird seine Magie wieder erwachen.
    Dein Körper wird an diesem Ort bleiben, dein Geist hingegen wird in den Zeitenstrom wandern. Dort werde ich auf dich warten“, flüsterte sie mit einem furchtsamen Ton in der Stimme.
    „Mit welchem Ziel? Was soll dadurch erreicht werden?“
    „Ich werde dich zurück an den Anfang aller Dinge dieser Welt führen. Es ist nur möglich, weil wir beide einander vertrauen. Ich kann dich vor dem Wahnsinn bewahren und davor, in der Unendlichkeit verloren zu gehen. Dort, am Anbeginn der Zeit, ist etwas geschehen, das den Splitter beinahe zerstört hätte. Wir beide gemeinsam können dies verhindern. Wenn das gelingt, gelangst du zurück zu deinem Körper, und du wirst dich von einem lebendigen, blühenden Baum lösen können. Von ihm nimmst du einen Zweig und bringst ihn mir. Es ist ein mächtiges Werkzeug reinster Magie, das einen neuen Zugang zur Heimatwelt der Elfen erschaffen kann.“
    Wie erschlagen starrte Thamar auf die tote Eiche.
    „Was bedeutet es für Enra, wenn der göttliche Splitter von Neuem zu voller Blüte erwacht?“, fragte er.
    „Für Enra nichts, keinerlei spürbare Veränderung, denn er gibt kaum Energien ab und nimmt nichts von dieser Welt für sich. Für die göttlichen Geschwister bedeutet es sehr viel. Nur wenn die Splitter lebendig sind, kann irgendwann einmal die Flöte der Pya wieder erklingen und die himmlische Sphärenmusik den Schöpfer beglücken. Für mich bedeutet es alles.“
    „Falls es nicht gelingt?“
    „Dann, Thamar, bleiben die Elfen auf Enra gefangen. Unsere Heimatwelt wird untergehen, du wirst
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