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Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)

Titel: Roen Orm 4: Herrscher der Elemente (German Edition)
Autoren: Alexandra Balzer
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Morgen kam Chelsa zu ihnen, eine alte Ornfrau schubste sie heran.
    „Wusste immer, dass einer sie irgendwann holen kommt“, brabbelte die Alte. Ledrea schenkte den Dörflern Saatgut und Nahrungsmittel, die sie in ihrer Traumwelt entstehen ließ. Ausdrücklich nicht als Bezahlung für das Mädchen, doch niemanden kümmerte diese Erklärung. Chelsa stand derweil neben Pera, den Kopf gesenkt, und ließ sich mit keiner Frage dazu locken, auch nur ein Wort zu sprechen. Alles an ihr war scheu, zart und misstrauisch, stets bereit zur Flucht.
    Sora packte das Mädchen schließlich und bewies damit, dass die Fren sich durchaus schnell bewegen konnte, wenn es zwingend sein musste.
    „Chelsa, das sind Pera und Jordre. Sie werden dich begleiten und schützen.“
    „Sie werden mich in den Tod begleiten und nur beschützen, bis ich an der richtigen Stelle zu sterben habe, nicht wahr?“, stieß Chelsa unter Tränen hervor.
    „Die Prophezeiung ist nicht eindeutig, Chelsa“, widersprach Ledrea, aber das Mädchen schüttelte heftig den Kopf.
    „Es heißt: Ihr Tod wird die Erde zerreißen. Was ist daran nicht eindeutig?“ Ihre wunderschönen grünen Augen starrten die Elfe vorwurfsvoll an, sie atmete heftig, bis sie schließlich die gesamte Prophezeiung zitierte:
     
    „In fernen Tagen, wenn nicht viele mehr sind,
    wird den Orn ein Mädchen geboren.
    Unschuldig, zu schwach zum Kampf.
    Ihre Schwäche ist ihre größte Macht.
    Ihr Lächeln wird eine Rose gebären,
    ihre Träume die Verlorene Blume wandeln.
    Ihre Tränen werden einen Sturm entfesseln,
    der auch dich, Osmege bindet.
     
    Ihr Tod wird die Erde zerreißen.
     
    Zwei einander verbundene Orn führen sie, hierher.
    Sie wird auf dem Stein, der den Torweg versiegelt, tanzen.
    Der Siegelstein, die Macht der Erde.
    Marjcheog wird frei, sein Feuer frisst die Macht, die du nicht besitzt,
    gezähmt von der Macht, die er nicht kennt.
    Und die Elfen kehren heim, zu deiner Vernichtung.
    In fernen Tagen, wenn nicht viele mehr sind.“
     
    „Sagt es mir, was ist daran nicht eindeutig? Ich soll tanzen, was ich nicht kann, lächeln, was ich nicht will, und sterben, was ich auch nicht will. Was, wenn ich mich einfach weigere?“
    Ledrea betrachtete sie mit mitfühlender Traurigkeit.
    „Dann, kleine Orn, werden wir alle sterben. Pera und Jordre werden ihren Weg ohne dich gehen und im Kampf gegen den Finsteren versagen, die Magie, die ich als letzte Elfe Anevys wirkte, wird verloren sein. Sterben wirst du, Chelsa. Entweder in diesem Dorf oder in Osmeges Hallen. Welcher Tod schneller oder gnadenreicher sein wird, kann ich nicht sagen, denn ich bin keine Seherin.“
    Chelsa starrte sie weiterhin an, weinte allerdings nicht mehr. Plötzlich verklärte sich ihr mageres Gesicht, und sie flüsterte: „Ich hatte schon immer einen Traum. Ich stehe im Auge eines Sturms, in völliger Dunkelheit. Der Lärm um mich herum muss gewaltig sein, doch ich höre nur eine leise Melodie. Sie ist so wunderschön, schöner als alles, was es gibt. Wenn ich aufwache, erinnere ich mich nicht mehr an das Lied.“
    Sie starrte wieder Ledrea an, voller Wut diesmal.
    „Mir ist egal, was aus Merpyn oder dieser Welt wird. Nie hat jemand etwas für mich getan! Aber wenn die Prophezeiung dafür sorgt, dass ich dieses Lied besitzen kann, vielleicht nur in dem Augenblick, bevor es vorbei ist, dann auf. Gehen wir den Tod suchen!“
    Mit erschrockener Miene riss sie sich von Sora los und rannte fort, außer Sicht zwischen die Trümmer der einst großartigen Stadt.
    „Seltsames Ding“, flüsterte Pera Jordre zu. Er nickte, doch er konnte Chelsa nur zu gut verstehen. Niemand winkte dem Mädchen nach, niemand verabschiedete sich von ihr. Bei ihm hatte es wenigstens den einen oder anderen gegeben, der ihm zeigte, dass man ihn vermissen würde, die meisten allerdings hatten sich mehr oder weniger offen gefreut, den Fremden, den Eindringling loszuwerden. Oh ja, er verstand Chelsas Wut, und an Peras Gesichtsausdruck erkannte er, dass seine Liebste zumindest verstehen wollte.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

5.
     
    „Die Liebe brennt gleich verzehrenden Flammen, oh Herr, in meiner Brust. Die Ehrfurcht vor deiner Größe, mein Gott, raubt mir den Atem.“
    Gebet der Verehrung für Ti
     
     
    Rynwolf war gerade dabei, Janiels Kammer aufbrechen zu lassen, als Inani ihn zurückbrachte. Es hatte tatsächlich einen Tag und zwei Nächte gedauert, bis man ihn vermisste. In dieser Zeit hatte er sich der Aufmerksamkeit
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