Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Robins Sommer

Robins Sommer

Titel: Robins Sommer
Autoren: Sjoerd Kuyper
Vom Netzwerk:
Sonntag

    Robin macht die Augen auf. Er blickt um sich. Er ist wach. Er liegt in seinem Bett, in seinem eigenen Bett. Die Schnauze von Knor, seinem Schweinchen, kitzelt Robin an der Nase. Alles ist in Ordnung.
    Die Vorhänge sind zugezogen, aber Robin sieht, daß es draußen schon hell ist. Und er weiß: Der Tag hat angefangen.
    Robin steigt aus dem Bett und läuft aus dem Zimmer. Er hat kalte Füße, aber sein Kopf ist warm. Denn auf dem sind Haare. Knor ist auch warm. Es ist still im Haus.
    Vorsichtig macht Robin eine Tür auf. Das ist das Schlafzimmer von Mama und Papa. Da steht ein sehr großes Bett. Mit zwei Kopfkissen. Auf dem einen Kissen liegt Mamas Kopf. Ihre Haare sind ganz verwuschelt. Auf dem anderen Kissen liegt nichts. Das ist Papas Kissen. Aber Robin versteht das gleich, denn er sieht den dicken Knubbel unter der Decke... Da hat Papa sich versteckt. „Buhhh!“ ruft Robin.
    Knor und Robin rennen zum Bett und springen oben drauf auf den Knubbel unter der Decke.

    „Umpfff“, sagt der Knubbel.
    Sonntag
    Genau, das ist Papa! Der streckt seinen Kopf raus. Robin lacht.
    „Papa“, sagt er. „Es ist hell.“
    „Wirklich?“ fragt Papa. „Ist die Zeitung schon da?“
    Er guckt um sich. Er ist noch nicht so ganz wach. „Gut geschlafen?“ fragt Papa.
    Robin nickt.
    „Schön geträumt?“
    Das weiß Robin nicht mehr.
    Papa setzt sich im Bett auf.
    Mama grunzt ein bißchen. Sie schläft. Sie schläft gut.
    Papa nimmt Robin. Mit seinen großen Händen. Er hebt ihn in die Luft, hoch in die Luft. Weit über Papas Kopf.
    „Brrrrrr...“ brummt Papa
    „Brrrrrr brummt Robin. Genau wie Papa.
    Er ist ein Flugzeug. Er breitet seine Arme weit aus und fliegt über Papas Kopf im Kreis. Robin hält Knor fest in der Hand. So fliegt Knor mit. Über Papas Kopf.
    Und über Mamas Kopf. Mama schläft noch. Gerade als sie über Mamas Kopf sind, werden das Flugzeug und das Schweinchen ganz still.
    Dann landen sie. Genau auf Papas Bauch.
    „Ach, natürlich“, sagt Papa. „Heute ist ja Sonntag. Laß Mama mal schön lange schlafen.“
    Papa schwingt die Beine aus dem Bett. Robin kullert nach hinten auf die weiche Matratze und gegen Mama. Mama grunzt wieder ein bißchen. Robin läßt sie schön lange schlafen. Er legt Knor vorsichtig neben ihre Backe und schlüpft aus dem Bett.
    Zusammen mit Papa geht er nach unten.
    „Es ist ganz hell draußen“, sagt Robin. „Es ist Morgen. Wir müssen alle Vorhänge aufziehen.“
    „Gut“, sagt Papa.
    „Zusammen?“ fragt Robin.
    „Zusammen“, sagt Papa.

Freunde

    Es ist Sonntag morgen. Sehr früh. Mama schläft noch. Aber Robin und Papa nicht. Die sind schon wach. Zusammen gehen sie die Treppe runter. Nach unten.
    „Es gibt was Lustiges“, sagt Papa, „und das liegt im Wohnzimmer. Geh mal gucken.“
    Vorsichtig macht Papa die Wohnzimmertür auf. Robin versteht überhaupt nichts. Im Zimmer riecht es nicht gut. Die Luft ist stickig. Es stehen Gläser herum und Aschenbecher voller Zigarettenkippen, und auf dem Boden liegen eins, zwei, drei, vier Schlafsäcke! Es ist ein bißchen eng. In jedem Schlafsack liegt ein Erwachsener — das sieht Robin. Aber wer sind die?
    „Das sind Freunde“, sagt Papa. „Freunde von Mama und mir. Sie kommen aus der großen Stadt.“ Papa legt einen Finger an die Lippen.
    „Pst“, flüstert er. „Ich muß dir noch sagen, wie sie heißen. Aber du mußt leise sein. Sonst werden sie noch wach.“
    Robin ist still, aber sehr gespannt.
    „Der hier“, sagt Papa und stupst sachte gegen einen grünen Schlafsack, „das ist Teun. Der lange Teun. Teun ist so lang, daß er sieben Autos hat.“
    „Wirklich?“ fragt Robin.
    Er kann es nicht glauben.
    „Ja“, sagt Papa. „Sieben Autos. Wenn er wegfahren will, stopft er seine Füße in ein Auto und seine Knie in ein anderes. Den Bauch stopft er in das dritte Auto, seine Brust in das vierte, seine Arme in das fünfte und seinen Kopf in das sechste Auto... So lang ist Teun.“

    Papa geht zum nächsten Schlafsack.
    „Er hat aber doch sieben Autos“, sagt Robin.
    „Hab ich das gesagt?“ fragt Papa.
    Robin nickt. Papa hat gesagt: Sieben Autos.
    „Ach, klar“, sagt Papa. „Jetzt weiß ich es wieder. In das siebte Auto steckt er seinen Hut. Seinen vornehmen Hut. Seinen schönen, glänzenden, vornehmen Sonntagshut...“
    Nun stupst Papa gegen den gestreiften Schlafsack. „Der hier“, sagt er, „ist Willem. Der dicke Willem.“
    Und Papa geht zum nächsten Schlafsack weiter. „Papa“, sagt Robin,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher