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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return
Autoren: Gillian Philip
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raus. Und ich komme morgen wieder. Es ist Samstag.« Zögernd fügte sie hinzu: »Nick?«
    »Hm-m?«
    »Er ist weg, Nick.«
    »Oh, wirklich?«
    »Er kommt nicht wieder«, sagte sie. »Diesmal wirklich nicht.«
    Ich wollte ihr gerne glauben. Und ich tat es auch.

27
    »Hi, Lola Nan!« Ich küsste sie auf die welke Wange.
    Leer starrte sie mich an. Ich hatte erwartet, dass sie wieder die Luft tätschelte, aber das tat sie nicht. Sie saß ganz still und sah so schrecklich verloren aus, dass mir die Schuldgefühle wie ein Blitz in den Magen fuhren. Das tat vielleicht weh! Ich biss die Zähne zusammen und versuchte, ein Lächeln aus meiner Grimasse zu machen. Der Unterschied würde ihr nicht auffallen.
    Zumindest hatte sie ein eigenes Zimmer. An den Wänden hingen sepiafarbene Bilder von Großvater in Armeeuniform und ein altes Grundschulbild von mir und Allie, Allie ernst und dunkel, ich stirnrunzelnd mit den Armen um meine Schwester. Es war vielleicht nicht das beste Bild, was je von uns gemacht worden war, aber wir waren wahrscheinlich in einem Alter, an das sie sich am besten bei uns erinnerte. An so etwas denkt Mum.
    Es roch nach Kohl und Pisse und Desinfektionsmittel. Es erinnerte mich an ein Krankenhaus, was ich beunruhigend fand, aber Lola Nan schien es nicht zu stören. Der Fußboden war aus streifigem Linoleum, das aussah wie blauer Schinken, und das Bett bestand aus weißen Laken und Metallgittern
und der plüschigen rosa Wärmflasche, die wir ihr letzte Weihnachten geschenkt hatten. Es gab eine rote Notrufklingelschnur. Eigentlich sogar mehrere: eine am Bett, eine am Waschbecken und eine neben dem glänzenden Kunstledersessel. Ich fragte mich, ob sie wohl jemals klar genug sein würde, daran zu ziehen.
    Ich sah aus dem Fenster. Unter mir lagen eine Grasfläche und ein Blumenbeet, das leer war, nackt und lehmig, weil man es für den Winter vorbereitet hatte. Zwischen den Hausgiebeln konnte man jede Menge Himmel sehen.
    Ich setzte mich neben sie und legte meine Hand auf ihre Sessellehne. Sie lächelte mich von der Seite an, legte ihre Hand auf meine und begann sie rhythmisch zu tätscheln. Wie ich so ihre Hand beobachtete, wusste ich nicht, warum mich das so unruhig machte. Dann lächelte ich zurück.
    Sie runzelte die Stirn. »Du bist Nick«, sagte sie, und ihre Augen leuchteten auf.
    »Ja.« Ich war absurderweise geschmeichelt und froh. »Ich bin Nick.«
    Selbst wenn sie mich nie wieder erkennen würde, war das in Ordnung. Irgendwo ganz tief in diesem Flipper-Kopf war die Lola Nan, die mich kannte.
    »Du hast gesagt, du würdest mich besuchen kommen«, sagte sie.
    »Es tut mir leid, Lola Nan. Ich war … ich war nicht ganz gesund.«
    »Oh.« Sie schaukelte ein wenig in ihrem Sessel hin und her und tätschelte meine Hand. Tapp, tapp. »Oje.«

    Schweigend saßen wir eine Weile nebeneinander. Es war schön.
    »Was ist mit dem Jungen?«, fragte sie plötzlich.
    »Mit wem, Lola Nan?«
    »Dem Jungen.«
    »Ich, Lola Nan. Ich bin es. Ich bin hier.«
    »Nein, nein, nein.« Sie schnalzte mit der Zunge. »Der Junge. Dieser Junge, der sich immer mit mir unterhalten hat. Blond. Groß. Reizende Manieren hatte er.«
    Spinnen krochen meine Wirbelsäule rauf und runter. Ich beobachtete ihre Hand, die, die meine tätschelte. Und siehe da, wenn meine Hand unsichtbar wäre, dann würde es aussehen, als würde sie ein Luftkissen tätscheln. Ich nahm ihre Finger, damit sie sie still hielt.
    »Er hat sich immer mit mir unterhalten«, sagte sie und nickte. »Reizender Junge. Wo ist er hingegangen?«
    Ich fand meine Stimme wieder. »Ich weiß es nicht, Lola Nan.«
    »Wird er wiederkommen?« Sie entzog mir ihre Finger und begann wieder meine Hand zu tätscheln. Tapp, tapp. »Ich wünschte, er würde wiederkommen.« Tapp, tapp.
    Ich hoffte nicht. Heftig zog ich meine Hand weg. »Ich muss gehen, Lola Nan.«
    Ihre Hand blieb in der Luft hängen, dann ballte sie eine knochige Faust und sah mich traurig an. »Er wird nicht wiederkommen, nicht wahr?«
    »Nein«, erwiderte ich nach kurzem Zögern. »Aber ich. Ich komme dich wieder besuchen. Das verspreche ich dir.«
    Ihre Augen funkelten und sie lächelte mich an.

    So leise ich konnte, schloss ich ihre Zimmertür hinter mir und ging dann so schnell wie möglich fort. Ich konnte immer noch nicht wirklich rennen, aber ich tat mein Bestes. Wenigstens wohnte sie im Erdgeschoss.
    Die große Eingangstür war zu weit weg, und ich hatte wieder Schmerzen. Der kränklich gelbe Teppich verschwamm vor
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