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Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return
Autoren: Gillian Philip
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meinen Augen, ich musste Luft atmen, die nicht von Chemikalien, Kohl und Körpersäften schwanger war. Sofort. Ich zerrte an der Feuertür.
    Als ich den Sicherheitsriegel herunterdrückte, auf die Straße hinausstürzte und in tiefen Zügen frische Luft einsog, hatte sich das Wetter verändert. Der Herbst war nicht länger Herbst, dachte ich, als ich die kahlen Bäume vor dem eisblauen Himmel betrachtete. Ich war nur eine halbe Stunde in Lola Nans überheizter Zelle gewesen, doch während ich nicht hingesehen hatte, war es Winter geworden.
    Na gut. Es war Winter .
    Das erklärte wohl auch den kalten Schauer, der mir über den Rücken lief.

28
    Es war merkwürdig, in solch einer Menschenmenge zu stehen, und ich war mir nicht sicher, ob mir das Gedränge gefiel, aber ich hatte nicht etwa Angst. Es war nur so, dass ich das normale Leben nicht mehr gewöhnt war. In den Wochen, seit ich das Krankenhaus verlassen hatte, war ich nicht weit von zu Hause weggegangen. Ich hatte vergessen, dass sich Menschen in schubsenden Horden zusammenrotteten, lachend und fluchend, mit sprühenden Wunderkerzen in den Händen und erwartungsvoll rasselnden Spendenbüchsen. Hinter der schwarzen Menschenmasse war das Leuchten eines riesigen Feuers zu sehen, das wirbelnde Funken in den Himmel schleuderte. Über uns breitete sich ein Halloween-Himmel aus, mit düsteren Wolken, die von dem mal mehr, mal weniger sichtbaren Mond beleuchtet wurden, während sich das Gras im Park unter meinen Füßen in zertretenen Matsch zu verwandeln begann. Vom Burgerwagen her wehte ein überwältigender Geruch nach gebratenen Zwiebeln, zugleich ekelerregend und appetitlich.
    Ich suchte nach Allie und sah, dass Shuggie bei ihr war. Sie waren zu weit weg, als dass ich es hätte hören können, aber Shuggie schien ernsthaft an ihr Gewissen zu appellieren. Allie
schien ihn erst zu ignorieren, dann verdrehte sie die Augen, schüttelte den Kopf und versuchte, das Lachen zu verbergen. Nach einer Weile lachte sie laut und boxte ihn in die Rippen. Ich glaube nicht, dass ich jemanden schon einmal so zufrieden habe grinsen sehen wie Shuggie.
    Das lodernde Feuer, die gespenstischen Leuchtstäbe, der mondhelle Himmel: All das wurde plötzlich von einer Lichtexplosion überstrahlt. Noch eine Rakete stieg auf, dann noch eine, sie erfüllten den Himmel mit rotem und grünem Feuer und das Schubsen und Fluchen wandelte sich in Oohs, Aahs und Applaus.
    Mir brannten vor Ehrfurcht und Bewunderung die Augen.
    Feuerwerk. So normal, so prosaisch, so vorhersehbar. So wunderschön. Wer hatte sich nur Feuerwerke ausgedacht?
    Ich wette, es war jemand, der beinahe gestorben wäre.
    Eine Hand auf meinem Arm. »Hallo.«
    Ich wandte den Blick vom Feuerwerk ab. »Hallo, Orla.«
    »Es tut mir wirklich leid«, sagte sie, als wolle sie es schnell hinter sich bringen.
    »Was denn?« Ich hatte beschlossen, cool zu bleiben. Absolut. Wirklich cool.
    Außerdem brachte ich nicht mehr als einsilbige Wörter hervor.
    »Dass ich dich nie besucht habe.« Sie zog ihre Hand weg und verschränkte die Arme, den Blick über meine Schulter gerichtet.
    »Warum bist du nicht gekommen?« So viel zum Thema
cool sein. Ich hörte mich an wie ein geprügelter junger Hund, der zufällig sprechen konnte.
    Sie schwieg eine ganze Weile und sah über meine Schulter. Das gab mir Gelegenheit, ihr Gesicht zu betrachten, und ich spürte die Liebe, die mir bis ins Mark drang. Es war eine grausame Art von Liebe: Sie quetschte gerne meine Narbe. Autsch! Ach was. Ich würde darüber hinwegkommen. Wenn ich dieses starke, schöne Gesicht lange genug betrachtete, würde ich es leid werden. Ganz bestimmt. Sogar den Nasenring. Aber jetzt noch nicht.
    Orla machte den Mund auf, zwei Mal. Schließlich stieß sie hervor: »Es war wie bei Aidan. Irgendwie dasselbe. Und ich habe geglaubt, du würdest sterben. Das ist der Grund, und ich weiß, dass es keine Entschuldigung ist, und es tut mir leid. Klar?«
    »Klar«, wiederholte ich.
    »Außerdem glaube ich, dass ich nicht gut für dich bin. Durch mich fühlst du dich schlecht wegen Aidan.«
    »Nein, ganz und gar nicht.« Oops. Uncool. »Egal.«
    Sie zog ärgerlich an ihrer platinblonden Strähne. »Ich meine, wenn man Schuldgefühle hat, dann macht man so dumme Sachen. Du zumindest. Also war es irgendwie meine Schuld.«
    »Nein«, erwiderte ich.
    Am Himmel explodierten keine Feuerwerkskörper mehr, der Mond war wieder sichtbar, dafür zuckten jetzt weiße Lichtkringel heulend und wirbelnd am
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