Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Road of no Return

Road of no Return

Titel: Road of no Return
Autoren: Gillian Philip
Vom Netzwerk:
hatte. Er hat innegehalten. Das hatte Mickey jetzt auch getan.
    Trotzdem bedrängte ich sie weiter. »Du bist stehen geblieben, nachdem du die Schienen überquert hast. Das war dumm, Allie.«
    »Nun, Aidan hat es mir gesagt. Ich wollte nicht von dir weg, aber er …«
    »Allie …«, begann ich. Mir stellten sich die Nackenhaare auf.
    »Er wusste, dass es gut geht.«
    »Wie? Woher wusste er das?« Meine Stimme klang heiser und wurde schrill. »Was, wenn er dir gesagt hätte, du sollst auf den Schienen stehen bleiben?«
    »Das würde er nie tun«, behauptete sie liebevoll. »Und er wusste, was er tat, und er wusste, dass es gut geht, weil Mickey es selbst gesagt hat.«
    Ich starrte sie an.
    »Mickey hat es gesagt, weißt du noch?«, fragte sie. »Er würde nie ein Gesicht vergessen.«

    »Lass das!«, schrie ich. Der Mann im Bett gegenüber raschelte indigniert mit der Zeitung und sah mich böse an. »Lass das!«, verlangte ich flüsternd und mit zitternder Stimme. »Sag das nicht. Sprich nicht weiter.«
    Es war zu viel der Illusion oder Allie war besonders manipulativ gewesen. Ich würde sie nicht noch einmal fragen, ich wollte nichts mehr davon hören. Aber wie hatte sie Mickey dazu gebracht, stehen zu bleiben? Indem sie einfach das tat, was er am wenigsten erwartete? Mit einem toten Blick aus ihren furchterregenden Augen? Ja. Ja. Denn es gab keinen anderen Grund, aus dem er stehen geblieben sein konnte. Es gab keinen. Selbst wenn er nie ein Gesicht vergaß.
    Sie sah mich an und nickte sanft. Sie sprach es nicht aus. »Kev erholt sich. Hast du das gehört? Er ist aus dem Koma aufgewacht.«
    »Ja«, antwortete ich. »Das freut mich.«
    »Hält man es für möglich? Mich auch«, lächelte sie.
    Ich spielte mit dem Krankenhausarmband herum, das mein Handgelenk jucken ließ.
    »Vorhin war Dad da«, erzählte ich ihr. »Schon wieder.«
    »Ich weiß. Du bist fast so etwas wie Mahatma Gandhi. Du bist JFK und Nelson Mandela in Personalunion. Du bist der verlorene Sohn, ich habe nichts mehr zu melden. Er ist nach Hause gekommen und hat den fetten Hammel geschlachtet.«
    Ich grinste. »Gott bewahre. Riechst du diesen Gestank? Das ist das Essen. Kannst du mir einen Cheeseburger reinschmuggeln? «
    »Ich bringe dir alles, was du willst«, erklärte sie ernsthaft.
    »Orla Mahon«, verlangte ich.

    Traurig sah sie mich an. Allie wusste genau, dass Orla mich nicht besucht hatte. Nicht ein einziges Mal.
    Trotzdem liebte ich sie. Ganz und gar. Mir fiel ein, dass ich das gedacht hatte, als ich glaubte, sterben zu müssen. Ich liebte sie ganz und gar. Bis ins Mark meiner Knochen und noch tiefer, und ich hatte nur einmal mit ihr (nicht) geschlafen und das wollte ich immer und immer wieder tun. Während mein Leben in das Unkraut an den Gleisen sickerte, schien das das größte Bedauern in meinem frühzeitig endenden Leben zu sein. Ich wollte nicht mehr die Nebenrolle spielen. Ich wollte nicht wie Kev sein oder – Gott bewahre – wie Mickey. Ich wollte kein Typ mit einem Messer sein. Ich wollte jemand sein, der seine Freundin damit ärgerte, dass er während des Films quatschte.
    Sechs Wochen lang hatte ich den mürrischen alten Kerl im Bett gegenüber die Zeitung lesen sehen. Sechs Wochen lang hatte ich hier drin auf sie gewartet, zu Tode gelangweilt, liebeskrank bis in meine verwundeten Eingeweide. Ich wollte Orla lieber sehen als meine eigene Mutter, aber sie war nicht gekommen. Sie war nicht bei mir gewesen. Ich schätzte also, dass es aus war.
    Der Gedanke an Orla ließ mich plötzlich vor Schmerz winseln, und Allie biss sich besorgt auf die Lippe. Sie sah meinen Bauch an. »Tut es noch weh?«
    »Schrecklich«, erklärte ich. Das würde ich so lange wie möglich ausnutzen. »Aber kein Robbie Williams, klar?«
    Lachend streichelte sie meine Hand. »Ach Nick, mach dir keine Sorgen. Du wirst bestimmt mal steinalt.«
    »Tatsächlich?«

    »Ja, glaub mir. Ich weiß das. Ich weiß es einfach.«
    Aus irgendeinem bizarren Grund glaubte ich ihr. »Na gut, du mystische Irre. Kriege ich noch mehr Sex mit Orla?«
    Wenn sie mich nicht zum Lachen brächte, dann würde ich weinen müssen, aber Allie schüttelte missbilligend den Kopf.
    »Wofür hältst du mich? Für geisteskrank oder so?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Nun.« Sie tippte sich an die Nase, glitt vom Bett und stand auf. »Alles hat seine Grenzen. Ich bin doch kein Medium! «
    »Mir ist so langweilig«, jammerte ich, denn ich wollte gerne, dass sie noch blieb.
    »Du kommst bald hier
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher