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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3
Autoren: jemisin
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Wärme zu entspannen, fühlte mich alsbald schlapp und schläfrig. Vielleicht sagte ich deshalb, was ich meinte, anstelle dessen, was taktvoll gewesen wäre. »Ich wusste, dass ich nicht auf dich warten musste.«

    Ich sagte es, um ihn zu verletzen, aber er ließ sich nichts anmerken. »Das war eine weise Entscheidung.« Dann: Pause. Alles, was er tat, hatte eine Bedeutung. »Glee hat erwähnt, dass du seitdem keinen Ehemann hattest.«
    Das Mädchen war so schlimm wie ihr Vater. Ständig mischte sie sich in das Leben anderer Leute ein und erwartete, dass ihnen das nichts ausmachte. Ich verzog das Gesicht, als mir klar wurde, was er zwischen den Zeilen versteckte. Alles, was er sagte, hatte mehr als eine Bedeutung.
    »Nein. Und das hatte nichts mit dir zu tun. Ich wollte nur nicht noch einen Mann überleben, nicht noch einmal vorgeben, etwas zu sein, was ich nicht bin … Dunkelheit und Licht, du bist immer noch ein Bastard, oder?«
    Er antwortete nicht, denn sein Schweigen reichte. Ebenso wie seine Anwesenheit, obwohl ich mir sicher war, dass sie nicht das bedeutete, was ich am meisten fürchtete. Oder hofte? Nein, nein, nein. Aber ich kannte ihn, ich kannte ihn, und es lag nicht in seiner Natur, grundlos zu handeln. Früher hatte er das gelegentlich getan, damals, als er am Boden lag. Das waren Symptome einer schweren Krankheit gewesen. Nun stand er wieder aufrecht und war zu mir gekommen. Ich musste herausfinden, wieso.
    Ich hätte ihn einfach fragen können. Er hätte es mir gesagt. Aber ich war nicht mehr das furchtlose Mädchen von damals. Im Alter wird man vorsichtig, vielleicht auch feige. Ich wechselte das Thema. »Hat Glee gewusst, dass du das vorhast?«
    »Wir haben nie darüber gesprochen.«
    Ich nickte. Keine Antwort war auch eine Antwort. »Sie hat sich gut erholt, falls dich das interessiert. Ihre Magie ist noch schwach, aber körperlich geht es ihr fast so gut wie vor dem Koma.«
    Ich streckte meine Schultern. Es war mir unmöglich, die Wärme, die er ausstrahlte, nicht zu genießen. »An dem Mann, den sie angeschleppt hat, muss man noch arbeiten, aber er würde durch alle Höllen für sie gehen.«

    Ich hörte, wie er die Schultern hob. »Er ist ein Sohn von Nahadoth, also ist er … schwierig.« Der abfällige Tonfall in seinen Worten entging mir nicht. Ich musste lächeln, weil ihm die Wahl unserer Tochter ebenso wenig gefiel wie mir.
    »Du musst es ja wissen.« Der nächsten Frage konnte ich nicht aus dem Weg gehen. »Apropos Nahadoth … und Yeine, wie ich annehme …«
    Einen Moment lang wurde seine Stimme so sanft wie die Luft kurz vor Sonnenaufgang. »Wir trauern um unseren Sohn. Wir reparieren die Schäden, die der Mahlstrom angerichtet hat. Wir denken über die Komplexität unserer Existenz nach, da sie uns nun enthüllt worden ist.« Er machte eine Pause. »Nahadoth vergibt mir nicht, und Yeine vertraut mir nicht. Möglicherweise wird sich dieser Zyklus nicht in der erwarteten Permutation wiederholen.«
    »Tut mir leid«, sagte ich. Es war ehrlich gemeint. Auch wenn ich seine Worte nicht verstand, so hörte ich doch den Schmerz in ihnen. Tief im Inneren hing er an seiner Familie. »Aber wenn der Lord der Finsternis und die Graue Lady dir immer noch nicht wohlgesonnen sind, wieso …«
    Natürlich, er hatte es bereits gesagt. Prioritäten. Der Amoklauf des Mahlstroms. Verlust und Schrecken. In manchen Situationen, in wirklich entsetzlichen Situationen, war selbst ein abgewiesener Liebhaber besser als keiner. »Das tut mir wirklich leid.«
    Er hob die Schultern. Ich fragte mich, welche Kleidung er trug. Sie knarrte wie Leder, roch aber nur nach ihm –  diesen Geruch hatte ich nicht vergessen –, nach trockenen Gewürzen und heißem Metall.
    »Sie werden dir nichts tun«, fügte er hinzu. »Egal, wie lange ich bleibe.«
    Da. Er hatte es gesagt.
    Bastard. Dieser idiotische, dumme Sohn eines Dämons machte mich wütend.
    »Mach. Dich. Nicht. Lächerlich«, fuhr ich ihn an. »Das ist keine
Liebesgeschichte für adlige Damen. Ich habe dein Kind erzogen, mir ein neues Leben aufgebaut, bin selbst aus dem herausgewachsen … und all das ohne dich. Ich brauche dich nicht.«
    »Glee erfüllt uns beide mit Stolz. Und du hast mich nie gebraucht.«
    »Verdammt richtig.« Seine Zustimmung machte mich nur noch wütender. Ich drehte mich zu ihm um und orientierte mich an der Wärme, die er ausstrahlte. War er immer schon so groß gewesen? Vielleicht war ich geschrumpft? Ich hasste seine
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