Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3
Autoren: jemisin
Vom Netzwerk:
nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Die Natur besteht aus Zyklen, Mustern, Wiederholung. Doch nach unserem Glauben über den Anfang – so, wie ich ihn verstehe – gab es einst nur den Mahlstrom, das Unerkennbare. Über unzählige Äonen hinweg –  denn es war niemand von uns hier, der hätte
zählen können – schüttete er endlos Substanzen, Konzepte und Geschöpfe aus. Einige davon müssen großartig gewesen sein. Sogar heute noch bringt der Mahlstrom mit regelmäßiger Unregelmäßigkeit neues Leben hervor. Viele dieser Kreationen sind in der Tat wunderschön und erstaunlich, doch die meisten überdauern nur einen Lidschlag. Entweder reißt der Mahlstrom sie wieder entzwei, sie sterben umgehend an Altersschwäche, oder sie implodieren und werden selbst zu winzigen Mahlströmen, die dann in der größeren Kakophonie aufgehen.
    Doch eines Tages erschuf der Mahlstrom etwas, das nicht starb. Um genau zu sein, war dieses Ding auf bemerkenswerte Weise wie der Mahlstrom selbst: wild, aufgewühlt, ewig und dennoch ständiger Veränderung unterworfen. Dieses neue Ding war strukturiert genug, zu fühlen, zu denken und sich seinem Überleben zu verschreiben. Im Zuge dessen war seine erste Handlung, sich so schnell wie möglich vom Mahlstrom zu entfernen.
    Danach sah sich diese neue Kreatur einem schrecklichen Dilemma ausgesetzt, denn außerhalb des Mahlstroms befand sich nichts. Keine Menschen, keine Orte, keine Räume, keine Dunkelheit, keine Dimension, keine EXISTENZ.
    Selbst für einen Gott war das unerträglich. Also dieses Wesen – nennen wir es Nahadoth, weil das ein schöner Name ist, und der Einfachheit oder gar der Vollständigkeit halber betrachten wir es als männlich –  machte sich sofort daran, eine Existenz zu erschaffen. Dies tat er, indem er wahnsinnig wurde und sich selbst zerriss.
    Das war bemerkenswert wirkungsvoll. Und so fand Nahadoth sich umgeben von einer formlosen Unermesslichkeit gespaltener Substanz. Zweck und Struktur begannen sich um sie herum als Nebenefekt der vorhandenen Masse zu formen, aber nur ein gewisses Maß davon konnte spontan geschehen. Wie der Mahlstrom selbst, so war auch diese Substanz aufgewühlt; sie heulte und donnerte. Ganz anders als der Mahlstrom war sie in keiner Weise lebendig.

    Dennoch war sie die früheste Form des Universums und des Reichs der Götter, das es umschließt. Dies war ein Wunder, doch wahrscheinlich bemerkte Nahadoth es gar nicht, weil er ein brabbelnder Irrer war. Kehren wir also zu dem Mahlstrom zurück.
    Ich gehe davon aus, dass Er Bewusstsein besitzt. Irgendwann muss Ihm die Einsamkeit und die Qual seines Kindes aufgefallen sein. Zu dem Zeitpunkt spie Er ein weiteres Wesen mit Bewusstsein aus, dem es ebenfalls gelang, aus dem Chaos seiner Geburt zu entfiehen. Dieses neue Wesen –  das immer und ausschließlich männlich war –  nannte sich selbst Bright Itempas, weil es sogar damals schon ein arroganter, selbstverliebter Dämonensohn war. Und da Itempas außerdem ein riesiger, kreischender Schwachkopf war, grifer Nahadoth an, der … nun ja. Naha war zu dem Zeitpunkt sicherlich nicht der beste Gesprächspartner. Nicht, dass sie sich in diesen Tagen, bevor es Sprache gab, überhaupt unterhalten hätten.
    Also kämpften sie … und kämpften … und kämpften Millionen, Gazillionen, Zigillionen Mal, bis einer von beiden schließlich genug davon hatte und einen Wafenstillstand vorschlug. Beide behaupten, dass sie es waren, also kann ich nicht sagen, wer von beiden scherzt. Und dann, da sie irgendetwas tun mussten, wenn sie nicht kämpften –  schließlich waren sie die einzigen Lebewesen im Universum –, wurden sie zu Liebenden. Irgendwann zwischen all dem Kämpfen und Lieben –  bei den beiden machte das keinen großen Unterschied –  übten sie auf die formlose Masse der Substanz, die Nahadoth einst geboren hatte, eine gewaltige Wirkung aus. Sie erhielt weitere Funktionen, mehr Struktur. Alles war für eine weitere, sehr lange Zeit gut.
    Dann kam das Dritte, ein weibliches Geschöpf namens Enefa. Sie hätte eigentlich Ruhe bringen sollen, denn normalerweise ist drei von etwas besser und stabiler als zwei. Eine Zeit lang war das auch der Fall. Es war sogar so, dass EXISTENZ zum Universum wurde. Die Wesen wurden bald eine Familie, weil es Enefas Natur
war, allem, das sie berührte, eine Bedeutung zu verleihen. Ich war das erste ihrer vielen, vielen Kinder.
    Da waren wir nun: ein Universum, ein Vater, eine Mutter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher