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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3
Autoren: jemisin
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und ein Naha sowie ein paar Hundert Kinder. Und unser Großvater, glaube ich –  der Mahlstrom. Falls man Ihn überhaupt als solchen bezeichnen kann, wenn man bedenkt, dass Er uns alle zerstört, wenn wir nicht aufpassen. Und die Sterblichen, als Enefa sie schließlich erschuf. Ich denke, sie waren wie Haustiere: Teil der Familie, aber eigentlich auch wiederum nicht, die man verwöhnte, disziplinierte, liebte und in schönen Käfigen oder an sanften Leinen sicher verwahrte. Wir töteten sie nur, wenn es nicht anders ging.
    Eine Zeit lang liefen die Dinge schlecht, aber zu der Zeit, als all das hier begann, hatte es sich etwas gebessert. Meine Mutter war tot, aber sie erholte sich. Meinen Vater und mich hatte man gefangen genommen, aber wir hatten unseren Weg in die Freiheit zurückgewonnen. Mein anderer Vater war allerdings immer noch ein mordender, betrügerischer Bastard, und nichts würde das jemals ändern, ganz gleich, wie viel Buße er tat. Das bedeutete, dass die Drei niemals wieder eins werden konnten, obwohl alle drei lebten und überwiegend bei Verstand waren. Das hinterließ eine schmerzhafte Leere in unserer Familie, die an den Nerven zerrte. Zu ertragen war sie nur, weil wir bereits viel Schlimmeres durchgemacht hatten.
    Da beschloss meine Mutter, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.
     
    Eines Tages folgte ich Yeine, als sie in das Reich der Sterblichen ging. Sie nahm ihre Form aus Fleisch und Blut an und erschien in dem muffigen Gasthauszimmer, das Itempas gemietet hatte. Dort sprachen sie miteinander, tauschten Bedeutungslosigkeiten und Warnungen aus, während ich ohne Körper in einer Tasche des Schweigens lauerte und spionierte. Möglicherweise bemerkte
Yeine mich –  meine Tricks zogen bei ihr nur selten. Wenn sie mich bemerkte, so war es ihr egal, dass ich sie beobachtete. Ich wünschte, ich hätte gewusst, was das zu bedeuten hatte.
    Denn dann kam der gefürchtete Moment, als sie ihn ansah, wirklich ansah und sagte: »Du hast dich verändert.«
    Er erwiderte: »Nicht genug.«
    Sie fragte: »Wovor hast du Angst?« Darauf sagte er natürlich nichts, weil es nicht in seiner Natur liegt, derartige Dinge zuzugeben.
    Also sagte sie: »Du bist jetzt stärker. Sie muss gut für dich gewesen sein.«
    Der Raum füllte sich mit seinem Zorn, doch sein Ausdruck veränderte sich nicht. »Ja. Das war sie.«
    Für einen Moment stand Spannung zwischen ihnen. Ich schöpfte Hofnung. Yeine ist die Beste von uns und besitzt soliden, gesunden Menschenverstand sowie ein großzügiges Maß an Stolz. Sie würde sicherlich nicht klein beigeben! Doch der Moment ging vorüber. Sie seufzte, sah beschämt aus und sagte: »Es war … falsch von uns, sie dir wegzunehmen.«
    Dieses Eingeständnis war alles, was nötig war. In der ewigen Stille, die darauf folgte, verzieh er ihr. Ich wusste es, so wie man als sterbliche Kreatur wusste, dass die Sonne aufgegangen war. Er verzieh auch sich selbst –  wofür, weiß ich nicht genau und wage erst gar nicht, Vermutungen anzustellen. Doch auch das war eine spürbare Veränderung. Plötzlich stand er ein wenig aufrechter, wirkte ruhiger und ließ das Schild der Arroganz, das er seit seiner Ankunft aufrechterhalten hatte, fallen. Sie sah, wie die Mauern fielen und dahinter ein Hauch seines alten Ichs zum Vorschein kam. Der Itempas, der einst ihre gekränkte Vorgängerin für sich gewonnen hatte, der den wilden Nahadoth gezähmt und einen widerspenstigen Haufen Gottkinder diszipliniert hatte. Außerdem hatte er Zeit, Schwerkraft und all die anderen erstaunlichen Dinge, die das Leben möglich –  und interessant –  machten, frei
erfunden. Es ist nicht weiter schwierig, diese Version von ihm zu lieben. Ich weiß das.
    Also mache ich ihr eigentlich keinen Vorwurf daraus, dass sie mich verraten hat.
    Doch es tat so weh, zuzuschauen, wie sie zu ihm ging und seine Lippen mit ihren Fingern berührte. Auf ihrem Gesicht lag ein verwirrter Ausdruck, als sie den Glanz seines wahren Selbst erblickte. Sie gab so einfach nach. Wann war sie so schwach geworden? Verdammt soll sie sein. Verdammt in ihre eigenen, vernebelten Höllen.
    Sie stutzte kurz und sagte: »Ich weiß nicht, warum ich hergekommen bin.«
    »Ein Liebhaber war noch nie genug für einen von uns«, sagte Itempas und lächelte traurig, als ob er wüsste, wie wenig er ihres Verlangens würdig war. Dennoch nahm er sie bei den Schultern, zog sie zu sich heran, und ihre Lippen berührten sich. Ihre Essenzen verschmolzen,
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