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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3
Autoren: jemisin
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und ich hasste sie … hasste und verachtete beide. Wie konnte er es wagen, sie mir wegzunehmen? Wie konnte sie es wagen, ihn zu lieben, wo ich ihm noch nicht vergeben hatte? Wie konnten die beiden es wagen, Naha allein zu lassen, wo er doch so viel gelitten hatte? Wie konnten sie nur? Ich hasste sie, und ich liebte sie. Götter, wie sehr ich bei ihnen sein wollte. Warum konnte ich nicht einer der beiden sein? Es war nicht fair …
    Nein, nein. Jammern war sinnlos. Es half mir nicht einmal dabei, mich besser zu fühlen. Denn die Drei konnten niemals Vier sein. Selbst wenn die Drei auf Zwei reduziert wurden; ein Gottkind konnte niemals einen Gott ersetzen. Den Liebeskummer, den ich in dem Moment spürte, war einzig und allein mein verdammter Fehler, weil ich wollte, was ich nicht haben konnte.
    Als ich ihr Glück nicht länger ertragen konnte, foh ich an einen Ort, der zu dem Mahlstrom in meinem Herzen passte; an den einzigen Ort im Reich der Sterblichen, den ich jemals Zuhause genannt hatte. In meine ganz persönliche Hölle … nach Elysium.
Ich saß in meiner körperlichen Form oben auf der Nirgendwotreppe und schmollte, als die Kinder mich fanden. Völliger Zufall. Sterbliche glauben einfach, wir hingegen planen alles.
    Sie passten perfekt zusammen. Sechs Jahre alt –  ich kann das Alter Sterblicher gut schätzen –, mit glänzenden Augen und wachem Verstand, wie Kinder waren, die gutes Essen bekamen und Vergnügungen nachgingen, die die Seele anregten. Der Junge hatte dunkle Haare, Augen und Haut, war groß für sein Alter und ernsthaft. Das Mädchen war blond, mit grünen Augen, blass und aufmerksam. Beide waren hübsch und gut angezogen. Und sie waren kleine Tyrannen, wie Arameri es in dem Alter meistens sind.
    »Du wirst uns helfen«, sagte das Mädchen von oben herab. Ich konnte nicht anders, als auf ihre Stirnen zu schauen. In Erwartung des Rucks an den Ketten und des schmerzhaften Magieschlags, die sie einst benutzten, um uns zu kontrollieren, krampfte mein Magen sich zusammen. Dann fiel mir ein, dass die Ketten fort waren. Ofenbar blieb dennoch die Gewohnheit, sich dagegenzustemmen. Ärgerlich. Die Zeichen auf ihren Köpfen waren rund, was auf Vollblüter hinwies. Doch die Kreise selbst waren nur Umrisse und nicht ausgemalt. Es waren nur ein paar überlappende Befehlsringe, die sich nicht auf uns, sondern auf die Wirklichkeit im Allgemeinen bezogen. Schutz, Verfolgungsmöglichkeit  –  die üblichen Sicherheitsmaßnahmen. Sie waren nicht dazu da, um Gehorsam zu erzwingen. Weder ihren noch den anderer.
    Ich starrte das Mädchen an und schwankte zwischen Erstaunen und Belustigung. Sie hatte keine Ahnung, wer –  oder was –  ich war, so viel war sicher. Der Junge sah nicht ganz so überzeugt aus. Seine Blicke wanderten zwischen ihr und mir hin und her, aber er sagte nichts.
    »Aramerigören laufen frei herum«, sagte ich afektiert. Mein Lächeln schien den Jungen zu beruhigen und das Mädchen zu verärgern. »Da wird jemand Ärger bekommen, weil er zugelassen hat, dass ihr beide mir hier unten über den Weg lauft.«
    Beide schauten beklommen drein. Da erkannte ich ihr Problem: Sie hatten sich verlaufen. Wir befanden uns im Unterpalast. Diese Etagen unter Elysiums Hauptgebiet liegen im ewigen Schatten. Einst waren sie die Domäne der Palastdiener von niedrigem Geblüt. Ofensichtlich war das jetzt nicht mehr der Fall. Der Boden war von einer dicken Staubschicht überzogen. Außer den beiden, die vor mir standen, gab es nirgends den Geruch von Sterblichen. Wie lange waren sie hier allein herumgelaufen? Sie sahen müde, erschöpft und von Verzweifung ausgelaugt aus.
    Allerdings verbargen sie das hinter Streitlust. »Du wirst uns darüber in Kenntnis setzen, wie wir den Oberpalast erreichen«, forderte das Mädchen, »oder uns dorthin führen.« Sie überlegte kurz, hob dann das Kinn und fügte hinzu: »Tu das jetzt, oder es wird dir nicht gut ergehen!«
    Ich konnte nicht anders … ich lachte. Es war einfach zu perfekt: ihr ungeschickter Versuch, hochnäsig zu wirken, ihr unglaubliches Pech, mir zu begegnen –  einfach alles. Vor langer Zeit hatten kleine Mädchen wie sie mir das Leben zur Hölle gemacht, mir Befehle erteilt und gekichert, wenn ich mich wand, um zu gehorchen. Ich hatte in Schrecken vor den Wutausbrüchen der Arameri gelebt. Jetzt war ich frei und konnte sie als das sehen, was sie wirklich war: ein verängstigtes Geschöpf, das die Verhaltensmuster seiner Eltern
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