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Rivalin der Götter erbin3

Rivalin der Götter erbin3

Titel: Rivalin der Götter erbin3
Autoren: jemisin
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Winkel ihrer Jochbeine … und ihr Haar war eher wie Bronze denn wie sonnenbeschienenes Gold. Für Amn-Augen waren dies lediglich interessante Eigenarten  –  ein Hauch Exotik ohne die unangenehmen politischen Begleiterscheinungen. Wäre da nicht ihr Bruder gewesen, hätte niemand jemals vermutet, dass sie nicht von reinem Geblüt war.
    Wieder warf ich dem Jungen einen Blick zu und sah die Skepsis als Warnzeichen in seinen Augen. Ja, natürlich. Sie hatten bestimmt schon damit begonnen, ihm das Leben zur Hölle zu machen.
    Ich grübelte darüber nach. Die Kinder verfielen in Flüstern und diskutierten, ob ich nun mehr nach diesem oder jenem oder einer anderen sterblichen Rasse aussah. Ich konnte jedes Wort verstehen, aber aus Höfichkeit gab ich vor, dass das nicht der Fall war. Schließlich füsterte der Junge gewollt laut: »Ich glaube nicht, dass er ein Temaner ist.« Der Tonfall ließ mich wissen, dass er vermutete, was ich wirklich war.
    Mit geradezu unheimlicher Eintracht sahen sie mich wieder an.
    »Es ist egal, ob du ein Diener oder ein Temaner bist oder nicht«, sagte das Mädchen. »Wir sind Vollblüter, und das heißt, du musst tun, was wir sagen.«
    »Nein, das heißt es nicht«, sagte ich.
    »Doch, tut es!«
    Ich gähnte und schloss meine Augen. »Zwingt mich doch.«
     
    Sie verfielen wieder in Schweigen. Ich spürte ihre Fassungslosigkeit und hätte Mitleid mit ihnen haben können, aber ich amüsierte mich zu gut. Schließlich spürte ich Wärme und wie sich die Luft in meiner Nähe bewegte. Ich öfnete meine Augen und sah, dass der Junge sich neben mich gesetzt hatte.
    »Warum willst du uns nicht helfen?«, fragte er. Seine Stimme brachte ehrliche Besorgnis zum Ausdruck. Beinahe wäre ich vor dem Sturmangriff seiner großen dunklen Augen zurückgezuckt.
»Wir sind schon den ganzen Tag hier unten, haben unsere Brote bereits aufgegessen und kennen den Weg zurück nicht.«
    Verdammt. Ich bin auch für Niedlichkeit sehr empfänglich. »Also gut«, sagte ich und gab nach. »Wo wollt ihr eigentlich hingehen?«
    Das Gesicht des Jungen hellte sich auf. »Zum Herz des Weltenbaums!« Doch dann legte sich seine Aufregung wieder. »Wenigstens wollten wir dorthin gehen. Jetzt wollen wir nur noch in unsere Zimmer zurück.«
    »Das traurige Ende eines großen Abenteuers«, psalmodierte ich. »Aber ihr hättet ohnehin nicht gefunden, was ihr gesucht habt. Der Weltenbaum wurde von Yeine, der Mutter des Lebens, erschafen. Sein Herz ist ihr Herz. Selbst wenn ihr das Holzstück gefunden hättet, das im Kern des Baums existiert, würde das nichts bedeuten.«
     
    »Oh.« Der Junge sackte noch mehr in sich zusammen. »Wir wissen nicht, wie wir sie finden können.«
    »Ich schon«, sagte ich. Dann war es an mir, zusammenzusacken. Mir fiel ein, was mich nach Elysium geführt hatte. Waren sie immer noch zusammen, sie und Itempas? Er war sterblich mit rein sterblichem Durchhaltevermögen, aber sie konnte seine Stärke wieder und wieder erneuern, solange es ihr gefiel. Wie sehr ich sie hasste. Hm, eigentlich nicht. Doch, wirklich. Nein, eigentlich nicht.
    »Ich schon«, wiederholte ich, »aber das würde euch nichts nützen. Sie hat heutzutage andere Dinge zu tun. Da ist nicht mehr viel Zeit für mich oder ihre anderen Kinder.«
    »Oh, sie ist deine Mutter?« Der Junge sah überrascht aus. »Das hört sich wie unsere Mutter an. Sie hat nie Zeit für uns. Ist deine Mutter auch das Oberhaupt der Familie?«
    »In gewisser Weise schon. Obwohl sie erst neu in der Familie ist, was eine gewisse Unbeholfenheit zur Folge hat.« Erneut
seufzte ich. Das Geräusch hallte auf der Nirgendwotreppe, die zu unseren Füßen in die Finsternis führte, wider. Damals, als ich und die anderen Enefadeh diese Version von Elysium erbauten, hatten wir diese Wendeltreppe geschafen, die ins Nichts führte. Sie führte zwanzig Fuß abwärts und endete vor einer Wand in einer Sackgasse. Es war ein langer Tag gewesen, an dem wir den zankenden Architekten zugehört hatten. Uns war langweilig geworden.
    »Das ist etwa so, als ob man eine Stiefmutter hat«, fuhr ich fort. »Wisst ihr, was das ist?«
    Der Junge schaute nachdenklich. Das Mädchen setzte sich neben ihn. »So wie Lady Meull von Agru«, sagte sie zu dem Jungen. »Erinnerst du dich an unsere Lehrstunden über Abstammung? Sie ist jetzt mit dem Herzog verheiratet, aber die Kinder des Herzogs sind von seiner ersten Frau. Seine erste Frau ist die Mutter, Lady Meull die Stiefmutter.« Sie sah mich an
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