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Die Gelehrten der Scheibenwelt

Die Gelehrten der Scheibenwelt

Titel: Die Gelehrten der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett
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Die Geschichte beginnt hier …
    Es war einmal die Scheibenwelt. Und es gibt sie noch heute.
    Die flache Scheibenwelt wird von einer riesigen Schildkröte durchs All getragen und ist Gegenstand von – bisher – dreiundzwanzig Romanen, vier Karten, einer Enzyklopädie, zwei Trickserien, T-Shirts, Schalen, Modellen, Abzeichen, Bier, Stickereien, Stiften und Postern. Wenn dieses Buch erscheint, dürfte es auch entsprechendes Talkumpuder und Parfüm geben. (Wenn nicht, ist es nur eine Frage der Zeit.)
    Mit anderen Worten: Die Scheibenwelt erfreut sich großer Beliebtheit.
    Und sie funktioniert mit Magie.
    Rundwelt – unser Heimatplanet und das Universum, in dem er sich befindet – funktioniert auf der Grundlage von Naturgesetzen. Genau genommen funktioniert sie einfach. Wir beobachten sie dabei und ziehen Schlußfolgerungen, womit wir bei der Basis der Wissenschaft wären.
    Eigentlich sollte man meinen, daß sich Magier und Wissenschaftler stark voneinander unterscheiden. Hier haben wir einige Leute, die sich sonderbar kleiden, ganz offensichtlich in einer eigenen Welt leben, eine besondere Sprache sprechen und häufig Bemerkungen von sich geben, die in krassem Gegensatz zum gesunden Menschenverstand stehen. Dort sehen wir Menschen, die sich seltsam kleiden, eine besondere Sprache sprechen, ganz offensichtlich in einer eigenen Welt leben und … äh …
    Vielleicht sollten wir es andersherum versuchen. Existiert eine Verbindung zwischen Magie und Wissenschaft? Ist die Magie der Scheibenwelt mit ihren exzentrischen Zauberern, realistisch denkenden Hexen, dummen Trollen, feuerspeienden Drachen, sprechenden Hunden und einem personifizierten Tod imstande, uns die logische, durch und durch rationale Wissenschaft der Erde näherzubringen?
    Wir glauben schon.
    Den Grund dafür erklären wir gleich. Zuerst möchten wir darauf hinweisen, was das Buch ›Die Gelehrten der Scheibenwelt‹ nicht ist. Derzeit sind mehrere Bücher in der Art von The Science of the X-Files oder Die Physik von Star Trek erhältlich. Sie berichten von Bereichen der heutigen Wissenschaft, die vielleicht einmal zu betreffenden Ereignissen oder Apparaten führen könnten. Sind bei Roswell Außerirdische abgestürzt? Könnte jemals ein Warptriebwerk entwickelt werden, das die Energie von Antimaterie verwendet? Stehen uns irgendwann einmal die schier unerschöpflichen Batterien zur Verfügung, die offenbar in den Taschenlampen von Scully und Mulder stecken?
    Wir hätten auf eine solche Weise vorgehen können. Wir hätten darauf hinweisen können, daß Darwins Evolutionstheorie erklärt, wie sich niedere Lebensformen zu höheren entwickeln. Wenn man von derartigen Voraussetzungen ausgeht, wäre es durchaus möglich, daß aus einem Mensch ein Orang-Utan wird (und dabei Bibliothekar bleibt, weil es keine höheren Lebensformen als Bibliothekare gibt). Wir hätten darüber spekulieren können, welche DNS-Sequenzen Asbestschichten im Innern von Drachen ermöglichen. Vielleicht wären wir sogar in Versuchung geraten, die Entstehung einer zehntausend Kilometer langen Schildkröte zu erklären.
    Wir beschlossen aus gutem Grund, auf so etwas zu verzichten. Nun, eigentlich aus zwei guten Gründen.
    Der erste Grund ist: So etwas wäre dumm gewesen.
    Und zwar wegen des zweiten Grunds. Auf der Scheibenwelt spielt die Wissenschaft keine Rolle. Warum also sollten wir von einer solchen Annahme ausgehen? Drachen speien kein Feuer, weil sie Asbestlungen haben, sondern weil alle wissen, daß Drachen Feuer speien.
    Der Motor der Scheibenwelt geht über Magie und Wissenschaft hinaus. Ihre Antriebskraft besteht aus dem narrativen Imperativ, aus der Macht einer Geschichte. Ihr kommt eine ähnliche Rolle zu wie dem sogenannten Phlogiston, einer Substanz, die, wie man im achtzehnten Jahrhundert glaubte, allen brennbaren Körpern beim Verbrennungsvorgang entweicht. Im Universum der Scheibenwelt gibt es das Narrativium. Es zeigt sich im Spin eines jeden Atoms und kommt im Dahintreiben aller Wolken zum Ausdruck. Es macht die Bewohner der Scheibenwelt zu dem, was sie sind, und es gibt ihnen die Möglichkeit, auch weiterhin zu existieren und an den Geschichten mitzuwirken.
    Auf der Rundwelt geschehen die Dinge, weil sie geschehen möchten .* [ * In gewisser Weise. Die Dinge geschehen, weil sie den Naturgesetzen gehorchen. Ein Stein hat keine feststellbare Meinung in Hinsicht auf Gravitation. ] Das Universum nimmt kaum Rücksicht auf die Wünsche seiner Bewohner und ist auch nicht
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