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Ritterspiele

Ritterspiele

Titel: Ritterspiele
Autoren: Robert Bringston
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unweigerlich Adam begegnet. Und davor hatte ich Angst.
    In der nächsten Nacht hielt Harold nicht bei mir Wache. Ich konnte es ihm nicht einmal verdenken.
    Ein helles Glockengeläut weckte mich aus einem unruhigen Halbschlaf. Aufgeregte Stimmen riefen etwas. Schwere Stiefel rannten durch die Flure. Ich setzte mich auf und zog mein Schwert, das neben dem Bett lag. Draußen war es noch dunkel, nur ein merkwürdiger Lichtschein drang schwach durch das Fensterglas. Plötzlich donnerte eine Faust gegen meine Tür.
    »Die Pferdeställe brennen!« Harold stand bereits angezogen im Türrahmen. »Schnell, Richard, das Gestüt brennt lichterloh.« Nun hörte ich auch das aufgeregte Geschrei aus dem Burghof. »Feuer, Feuer! «
    Das ferne Wiehern von gehetzten Pferden ließ mich erschaudern.
    »Lauf vor, ich komme sofort«, rief ich ihm zu, während ich schon meine Hosen hochzog.
    Hoffentlich ist Adam nichts passiert , dachte ich nur, als ich in meine Stiefel stieg. Was, wenn ich ihn nie mehr sehen würde? Mein Herzschlag setzte für einen kurzen Moment aus. Schwindel erfasste mich. Schwer atmend eilte ich hinaus.
    Starker Brandgeruch schlug mir entgegen, als ich über den Burghof lief. Die Ställe lagen am Fuß der Burg in einer weiten Senke, weil hier die Pferde immer genug Auslauf hatten. Nach und nach waren allerdings immer wieder neue Gebäude errichtet worden, die nun viel zu eng beieinander standen. Als ich den Platz vor den Stallungen erreichte, schlugen die Flammen bis weit in den Himmel hoch. Eine Menschenkette schöpfte Wasser aus einem Brunnen und reichte die Eimer weiter bis zu den Männern direkt vor den Flammen, aber schon wurde es zu heiß, um sich überhaupt dem Feuer zu nähern. Ich konnte Adam nicht entdecken. Auch Harold war nirgends zu sehen. Ängstliches Wiehern war aus einem Stall zu hören, dessen Vorderseite bereits vollends in Flammen stand. Ich rannte auf den Eingang zu und wurde von drängenden Händen zurückgehalten.
    »Nicht, Lord Haringshire. Es ist zu spät.« Zwei Männer versuchten, mich aufzuhalten. »Da ist nichts mehr zu machen, der Dachstuhl stürzt jeden Moment ein.«
    »Lasst mich los«, blaffte ich die Kerle an und wand mich aus der Umklammerung. Ich riss einem anderen Mann einen vollen Eimer aus den Händen, goss das Wasser über mich und rannte los. Beißender Rauch und eine glühende Hitzewelle schlugen mir entgegen, als ich durch den brennenden Torbogen in das Innere lief. Pferdehufe schlugen wild gegen eine Stallwand. Die Box vor mir erzitterte, aber die Holzwand gab nicht nach. Als ich den heißen Eisenriegel packte, schrie ich vor Schmerz laut auf, aber endlich bewegte er sich und die Tür sprang auf. Der Hengst starrte mich mit weiten Augen an und sprang dann an mir vorbei zum hinteren Ausgang. Ich bekam kaum noch Luft und folgte dem Tier, das schon seinen Weg in die Freiheit gefunden hatte. Gerade als ich die letzte Box erreichte hatte, stürzte hinter mir ein Teil des vorderen Daches herunter. Glühende Funken stoben gegen den Himmel, dessen Schwärze sich plötzlich über mir wie ein tiefer Schlund öffnete. Aus dem Augenwinkel sah ich einen Mann auf dem Boden liegen. Er bewegte sich nicht mehr. Ich kroch zu dem Kerl hinüber und drehte ihn um. Adams markantes Gesicht sah mich an. Blut rann von seiner Stirn seitlich am Kopf herunter. Verzweifelt sah ich mich um, aber wir waren allein. Mitten in dieser Flammenhölle saß ich neben Adam und hielt ihn mit zitternden Händen an mich gedrückt.
    »Halte durch. Ich hole dich hier heraus«, rief ich und schob zitternd meine Arme unter ihn. Vor meinen Augen funkelten helle Blitze, als ich ihn hochhob. Loderndes Feuer drang in meinen Rachen, als ich versuchte zu atmen. Mit letzter Kraft zog ich den schweren Kerl weiter ins Freie. Vor dem Stall gaben plötzlich meine Knie nach und ich sackte zusammen.
    »Adam, Adam!« ächzte ich und musste immer wieder husten. »Adam, kannst du mich hören?«
    Er lag in meinen Armen. Er sah aus, als schliefe er friedlich. Ich nahm vorsichtig seinen Kopf und hob ihn hoch. Meine Hand berührte seine Wange. Sanft schob ich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. Mein Atem ging schwer. Ich musste würgen. Der Rauch trieb mir Tränen in die Augen.
    »Ich liebe dich doch«, flüsterte ich mit rauer Stimme. »Ich lieb dich doch, du verdammter Kerl. Stirb jetzt nicht. Hörst du?« Er öffnete kurz die Augen und sah mich an. Dann erschlaffte sein Körper in meinen Armen.
    »Nein, NEIN!« Ich küsste seine weichen
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