Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ritterspiele

Ritterspiele

Titel: Ritterspiele
Autoren: Robert Bringston
Vom Netzwerk:
zum Gestüt reiten und mir alles ansehen. Nun gibt es dort nur noch einen Haufen Asche.« Nachdenklich rieb ich über die kleine Beule an meiner Stirn. »Du hast recht, ich sollte ihm keine Vorwürfe machen, dass er mich unverzüglich sprechen will.«
    Harolds Gesicht hatte sich zu einem Grinsen verzogen.
    »Aber so kannst du unmöglich vor deinen Stallmeister treten. Sieh dich einmal an.«
    Ich hatte immer noch die gleichen Sachen wie gestern an, als ich zum Feuer gestürmt war. Die Hose war an mehreren Stellen aufgerissen. Das vormals weiße Hemd nur noch ein braunschwarzer Lappen.
    »Dann wird er sich wenigstens kurz halten und sehen, dass er ungelegen kommt.«
    »Ich glaube, das solltest du nicht tun, mein Freund.« Harold Grinsen wurde immer breiter. Er winkte mich zum Fenster. »Dort unten wartet er.«
    Ich sah Harold über die Schulter.
    »Adam! Wie? Warum?« Ich schnappte nach Luft. Unten im Hof saß Adam auf einem großen Rappen. Neben ihm führte er ein Pferd mit reich verziertem Reitgeschirr. Es war mein Pegasus.
    »Beruhige dich, Richard.« Harold hielt mich an den Schultern fest und sah mich durchdringend an.
    »Du wirst dich jetzt waschen und deine beste Reitkleidung anlegen. Ich werde derweil nach unten gehen und mir deinen Stallmeister ansehen. Ich will dich schließlich in guten Händen wissen.« Er zwinkerte mir mit einem Auge zu. »Ich werde dir jemanden schicken, der dir hilft. Du siehst furchtbar aus.«
    Bevor ich etwas sagen konnte, war er aus der Tür. Ich sah aus dem Fenster. Mein Herz pochte in meiner Brust. Was wollte er nur hier? Wusste er, dass ich ihn gerettet hatte? Wusste er überhaupt ..., dass ich ihn immer noch liebte?
    Ein Diener mit einer Waschschüssel betrat den Raum. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis ich in meinen Sachen steckte. Mein Atem hatte sich beruhigt, aber mein Herz klopfte immer noch erwartungsvoll. Als mein Blick aus dem Fenster fiel, sah ich Harold, wie er gerade Adam umarmte und ihm freundschaftlich auf die Schulter klopfte. Dann verabschiedete er sich und ging in Richtung Burgtor davon.
    Adam sah zu mir hoch.

    »Es ist mir eine Ehre, Eure Lordschaft begrüßen zu können. Leider sind die Umstände, die mich herführen, nicht die glücklichsten.«
    Ich stand im Burghof vor ihm und zeigte keine Regung. Meine Arme hatte ich vor mir verschränkt, um das Zittern meiner Hände zu verbergen. Er verbeugte sich vor mir und verharrte in einer gebückten Haltung. Einen Moment war ich sprachlos. Das hatte ich nicht erwartet.
    »Erhebt Euch, Stallmeister. Wahrlich, die Umstände sind sehr bedauerlich.«
    »Ich habe Euch Euer Pferd mitgebracht. Es wäre zu gütig, wenn Ihr mit mir die Stallun...« Adam stockte. Nur schwer kamen die Worte über seine Lippen. »... die Reste besichtigen würdet.«
    Ich nickte ihm zu und schwang mich in den Sattel. Auch ich fand keine Worte. Meinen ersten Austritt auf Pegasus hatte ich mir anders vorgestellt. Ich strich langsam über seinen Hals. Wir saßen auf. Schweigend ritten Adam und ich nebeneinander den kurzen Weg zum Gestüt hinunter.
    »Niemand ist ernstlich verletzt worden. Alle Pferde konnten gerettet werden«, durchbrach Adam erleichtert die Stille.
    »Das ist sehr erfreulich zu hören. Wir werden alles wieder aufbauen«, sagte ich, als wir vor den noch qualmenden Ruinen standen. »Du wirst sehen, es wird alles noch schöner und größer werden.« Während ich ihn ansah, entspannten sich seine Gesichtszüge.
    »Als Stallmeister wirst du dann endlich ein eigenes Haus bekommen. Dort könnte ich dich dann ...« Er sah mich ernst an. »Adam, ich ...«
    »Komm, folge mir«, unterbrach er mich und drückte die Stiefel leicht in die Flanken seines Pferdes. Er galoppierte über die weite Ebene hinter den abgebrannten Gebäuden, lenkte sein Pferd zum nahen Waldrand und verschwand vor mir in einem schmalen Weg. Erst nach einer Weile hielt er auf einer Lichtung und ließ sein Pferd im Schritt weiter gehen.
    »Weißt du, wo wir sind, Richard?«
    Ich sah mich um und zuckte mit den Schultern.
    »Es hat sich soviel verändert hier in den letzten Jahren.«
    »Ja, du warst lange fort. Und plötzlich, nach mehr als zehn Jahren, steht ein Mann vor mir, den ich fast vergessen glaubte«, brach es aus ihm heraus. »Überrascht mich ..., mit einem Stallburschen.« Herausfordernd sah er mir in die Augen. »Und schlägt mich dann nieder wie einen räudigen Hund.«
    »Ich, ich wollte ...«, setzte ich an.
    »Ich bin noch nicht fertig!« Er hob drohend die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher