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Ritterspiele

Ritterspiele

Titel: Ritterspiele
Autoren: Robert Bringston
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hier dein neuer Herr. Geh zurück zu deinem Stallburschen.« Mehr brachte ich nicht heraus. Meine Hand griff zum Schwert und fasste ins Leere. Ich hatte es bei Hector im Wald gelassen.
    Adams Augen weiten sich entsetzt, sein Kinn begann zu zittern.
    »Warum nur, Adam!« Meine Stimme begann zu versagen. Ich hatte so sehr gehofft, Adam wiederzusehen. Ihn in meine Arme zu schließen. Wie würde es nur sein, ihn als erwachsenen Mann wieder zu sehen? Ich hatte erwartet, ihn ganz für mich zu haben, wie damals. Wie töricht nur waren meine Schwärmereien gewesen! Wie hatte ich glauben können, dass er in den vergangenen Jahren nur auf mich alleine warten würde?
    Ich drehte mich um und lief in Richtung Wald davon. Benommen stolperte ich über die Wiese. Nach einer endlos erscheinenden Zeit erreichte ich die ersten Bäume und fand mein Pferd. Ich umklammerte seinen Hals und weinte bitterlich um einen verloren Freund. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Warum hatte er mich so überrumpelt? Wie konnte er sich nur auf mich zu stürzen, als wäre ich einer seiner vielen Liebhaber? Ich schlug mit meinen Fäusten gegen einen Baum, bis sie bluteten, und schrie meine Wut in die dunkle Nacht hinaus.
    Nur zu gerne würde ich jetzt in seinen starken Armen liegen.

    Hectors leises Schnauben weckte mich am frühen Morgen. Ich hatte die Nacht schlafend zwischen den Wurzeln einer dicken Eiche verbracht. Mein Pferd stand vor mir und sah mich mit großen Augen an. Immer noch schläfrig erhob ich mich. Ich versuchte die losen Blätter und das Moos von meiner Kleidung klopfen.
    »Das wird nicht einfach zu erklären sein, mein Freund,« sah ich zu ihm hoch. Die Spuren meiner unfreiwilligen Schlafstätte waren nicht zu übersehen. Das vormals weiße Hemd zeigte grüne und braune Flecken. An den hellen Beinlingen hing immer noch trockenes Blattwerk und die schwarzen Stiefel waren mit einer grauen Schlammschicht überzogen. Zumindest der Fleck in meinem Schritt war nicht mehr allzu deutlich zu sehen.
    »Lass uns nach einem Bach umsehen, um das Schlimmste zu beseitigen.« Ich strich Hector über den langen Hals und führte ihn an den Zügel neben mir her. Ein paar Schritte würden mir gut tun.
    Immer wieder hatte ich in meinen Träumen Adam vor mir gesehen. Nackt saß er ohne Sattel auf einem Rappen, ritt über eine weite Ebene und winkte mir zu. Ich verfolgte ihn auf einem Schimmel, ebenfalls nackt. Mein Schwanz zuckte schmerzhaft zwischen meinen Beinen. Adam lachte laut. Ich konnte ihn nicht einholen, konnte ihn einfach nicht erreichen...
    Missmutig schüttelte ich den Kopf.
    »Komm Hector, es wird Zeit, dass der Herr von Dennery Castle sein neues Zuhause in Besitz nimmt.« An einem kleinen Bach versuchte ich, wenigstens meinem Gesicht mit viel kaltem Wasser einen frischen Ausdruck zu geben.
    Noch bevor die Sonne über dem Baumwipfel auftauchte, wartete ich an dem vereinbarten Treffpunkt auf den Rest unserer kleinen Gesellschaft. Meine drei Ritter führten den Tross an.
    »Hast du etwa die Nacht auf einem Misthaufen verbracht?«, fuhr Harold mich an, als er mich sah.
    »Ich erbiete auch meinen Rittern einen schönen Morgen«, erwiderte ich und überging damit seinen Tadel.
    »Eure Lordschaft können doch so nicht auf der Burg erscheinen!« Sein empörter Blick musterte mich missbilligend.
    »Ich bin gestürzt, aber danke der Nachfrage, mir ist nichts geschehen, und ein paar saubere Kleidungsstücke werden sich ja wohl noch finden lassen.« Verärgert lenkte ich mein Pferd zum hinteren Teil der Wagenkolonne, ohne Harold noch einmal anzusehen.
    Einer der Diener legte mir gerade einen langen Mantel aus edler Wolle über die Schultern, als Harold auf mich zukam.
    »Versteh doch, Richard, wir haben uns Sorgen um dich gemacht. Du warst so schnell verschwunden. Was ist denn los? So kenne ich dich gar nicht.« Mit besorgter Miene sah er mich an.
    »Ich wollte dich nicht verletzen, Harold. Du bist der beste Freund, den ich habe. Aber ich musste einfach diese Nacht für mich allein sein.« Ich drehte mich einmal vor ihm und sah ihn lächelnd an. »Nun, gefalle ich dir so? Entspricht das nun deiner Vorstellung von einem Earl of Haringshire?«
    Harold brachte ein gequältes Grinsen fertig und nickte zufrieden.
    »Dann sollten wir die Leute nicht warten lassen.«
    Das Wappen meiner Familie wehte über dem höchsten Turm der Burg, als wir den kurzen, steilen Weg zum Tor einschlugen. Auf gelbem und grünem Grund der flatternden Fahne zeigte sich rechts ein
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