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Ritterspiele

Ritterspiele

Titel: Ritterspiele
Autoren: Robert Bringston
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Obwohl sich mein Schwertmeister, oben auf der Burg, immer bitterlich beschwerte, dass nach meinen Übungen mit den Stallburschen mein Schwert wie bei einem Bauerflegel durch die Luft torkeln würde.
    Die Stallungen lagen jetzt bereits im Schatten der Burg. In den Wohngebäuden daneben brannte schon vereinzelt Licht. Eine leise Männerstimme sang ein altes Lied. Aus den Boxen drang das Klappern von Pferdehufen.
    Ich saß ab und band Hector an einen Baum. Ein fremder Hengst zu nahe an den Ställen würde die anderen Tiere nur unruhig machen. Vom Waldrand bis zu den Ställen waren es nicht mehr als hundert Yards über eine ebene Wiesenfläche. Vorsichtig schlich ich zum hinteren Scheunentor. Ich wollte noch einmal diesen Stallgeruch um mich herum haben. Noch einmal, so wie früher. Von den Pferden eine Leckerei aus der Hand fressen lassen und wie damals über die weichen Nüstern streichen, bevor ich morgen als Lord Haringshire das Gestüt besichtigen würde. Das große Tor stand noch weit offen. Eigentlich sollte es kurz vor Sonnenuntergang geschlossen werden. Leise betrat ich den Stall. Im Inneren war es schon fast dunkel. Ob Pegasus wohl noch an seinem alten Platz stand? Es war mein erstes eigenes Pferd gewesen, das mein Vater mir gekauft hatte. Wehmütig hatte ich ihn zurücklassen müssen. Als meine Dienstzeit bei Lord Wollcock begann, durfte ich ihn nicht mitbringen. Einem einfachen Knappen wie mir wurde dort ein Pferd zugeteilt.
    Ich suchte in meinen Taschen nach etwas Essbarem. Ein kleiner Apfel, schon etwas runzelig, aber noch gut, war genau das Richtige. Pegasus spitzte die Ohren, als ich vor seiner Box stand. Er war noch da! Mein Herz schlug schneller. Neugierig streckte er den Hals über die hohe Holzwand.
    »Hier mein treuer Freund. Für heute ist es nur ein Apfel«, flüsterte ich. »Aber bald schon werden wir wieder gemeinsam reiten und die Gegend unsicher machen.« Ich strich liebevoll über seine Mähne und legte meinen Kopf an seine Stirn. Hier hatte ich mich immer Zuhause gefühlt. Viel mehr als oben in der Burg, wo ich meistens nur  der junge Herr, der kleine Bruder oder einfach nur der schlaksige Grünschnabel gewesen war.
    Noch immer war niemand zu sehen, der einen letzten Rundgang durch die Stallungen machen würde. Ich dachte gerade an meine ersten Ausritte auf Pegasus, wie wir gemeinsam durch die Wälder gejagt waren, als vorne aus der ersten Box ein schepperndes Geräusch die Stille durchbrach. Eine unterdrückte Stimme fluchte leise. Ich zuckte zusammen. Ein heller Lichtschein flackerte auf. Feuer!, war mein erster Gedanke. Aber dann wurde das Licht wieder dunkler. Jemand musste eine Laterne angezündet haben. Einige Pferde stampften unruhig in ihrem Verschlag. Hinter mir lag das offene Tor. Der Wald war nicht mehr auszumachen. Dünne Nebelfetzen zogen über die Wiese. Kalte Nachtluft drang herein. Es würde nicht einfach werden zu erklären, warum sich der Earl of Haringshire nachts bei den Pferdeställen herumtrieb. Andererseits, wer hätte mehr Recht dazu als ich, hier und jetzt, nach meinen Pferden zu sehen. Pegasus schien zur Bestätigung mit dem Kopf zu nicken. Trotzdem sollte ich vorsichtig sein. So leise wie möglich schlich auf das Licht zu. Der untere Teil der Tür zu einer der ersten Pferdeboxen nahe am Eingang war mit einem Riegel verschlossen. Der obere Teil stand ein Stück weit offen. Hier fiel ein matter Lichtschein auf den Mittelgang.
    Durch einen Spalt sah ich den nackten Rücken eines Mannes. Leise trat ich näher. Er kniete vor etwas, was im Schatten der Laterne nicht zu erkennen war. Seine Hände hielten sich daran fest. Plötzlich beugte sich eine Gestalt nach vorne. Breitbeinig stand dort ein Mann mit heruntergelassener Hose und nacktem Oberkörper. Gemächlich bewegte der seine Lenden vor und zurück. Mir stockte der Atem.
    »Das konntest du schon mal besser, Gordon«, tadelte der Mann, von dem nur sein imposanter Brustkasten zu sehen war. Eine Linie kurzer, dunkler Haare stieg von seinem Bauchnabel aufwärts, wurde breiter und legte sich wie ein dunkler Schatten über seine Brust, aus der zu beiden Seiten seine roten Brustwarzen hervorleuchteten. Kräftige Oberarme tauchten im Lichtschein der Laterne auf. Große, raue Hände legten sich nun über die empfindlichen Stellen und kneteten die angespannten Muskeln. Er brummte leise. Sein Gesicht lag noch immer im Dunkeln.
    »Ja, so wird es langsam besser. Noch ein Stück tiefer, ja viel besser so. Mhhh …, jaaa.« Der
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