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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte
Autoren: Ian Fleming
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Fu gerade Geschäftsverbindung mit dem aufsteigenden Hongkong aufgenommen hatten, damals schon das Sprungbrett für den Goldschmuggel ins benachbarte Macao. Das ganze Arrangement war, wie Major Smythe zu sagen pflegte, tipptopp. Er hatte eine äußerst angenehme Unterredung mit den Gebrüdern Fu. Sie stellten keinerlei Fragen, bis es an die Untersuchung der Goldbarren ging. Das Fehlen von Prägestempeln führte zu
    höflichen Erkundigungen nach dem Ursprung des Goldes.
    Der ältere und noch schwerer zu durchschauende Bruder Fu lächelte Major Smythe über den breiten Mahagoni-Schreibtisch hinweg an. »Sehen Sie, Major, auf dem Goldmarkt werden die Prägestempel aller angesehenen Nationalbanken und verantwortlichen Händler anstandslos akzeptiert. Die Zeichen der jeweiligen Münze garantieren den Feinheitsgrad des Goldes. Aber natürlich gibt es auch andere Banken und Händler« - sein gütiges Lächeln wurde noch etwas breiter -, »deren Methoden, sagen wir einmal, nicht ganz so akkurat sind.«
    »Sie meinen den alten Schwindel mit einem Bleiziegel und einer dünnen Schicht Gold drumherum, wie?«
    Beide Gebrüder wiesen diesen Gedanken entrüstet von sich. »Aber nein! Das kommt natürlich nicht in Frage.« Das Lächeln blieb unerschütterlich mild. »Aber wenn Sie die Herkunft der beiden Barren nicht belegen können, dann haben Sie sicher nichts gegen eine Untersuchung des Feinheitsgehalts einzuwenden? Mein Bruder und ich sind auf diesem Gebiet Fachleute, Wollen Sie uns die Barren vielleicht hier lassen und nach dem Essen noch einmal hereinschauen?«
    Ihm blieb nichts anderes übrig. Er mußte den Gebrüdern Fu blind vertrauen. Was sie ihm auch vorsetzten - er mußte es unbesehen schlucken.
    Er ging hinüber zur Myrtle Bank, genehmigte sich zwei steife Drinks und aß dann ein Sandwich, das ihm im Hals steckenblieb. Dann begab er sich wieder in das kühle, vollklimatisierte Büro der Gebrüder Fu.
    Die Szenerie war wie gehabt: die beiden lächelnden Fus, die beiden Goldbarren auf dem Tisch, die Aktentasche - nur lag jetzt vor dem älteren Fu ein Blatt Papier mit einem goldenen ParkerFüllhalter darauf.
    »Wir haben das Rätsel Ihrer feinen Goldbarren gelöst, Major.« Smythe atmete erleichtert auf, als er »fein« hörte. »Sie
    wollen sicher wissen, woher sie wahrscheinlich stammen.«
    »Natürlich«, sagte Major Smythe mit gut gespielter Spannung.
    »Es sind deutsche Barren, Major. Gegen Kriegsende war der Goldgehalt zuweilen etwas geringer als neunundneunzig. Das kam rasch heraus, und der Preis wurde von den internationalen Händlern - hauptsächlich in der Schweiz - dementsprechend berichtigt. Sehr schlecht fürs Geschäft.« Das Lächeln blieb unverändert.
    Major Smythe bewunderte die geschäftliche Beschlagenheit der beiden, aber gleichzeitig verfluchte er sie auch. Was sollte nun geschehen? War er geliefert? Würden sie ihn verraten? Oder war das Gold vielleicht kaum einen Pappenstiel wert? »Das ist alles sehr interessant, Mr. Fu«, sagte er. »Aber traurig für mich. Wenn diese Goldbarren keine gute Ware sind, oder wie man das auf dem Goldmarkt nennen mag...«
    Der ältere Bruder Fu machte eine wegwerfende Handbewegung. »Unwichtig, Major. Jedenfalls spielt das keine erhebliche Rolle. Wir werden das Gold zum echten Münzwert verkaufen, sagen wir, für neunundachtzig Feingold. Was der Käufer damit macht, kann uns gleichgültig sein. Wir bleiben jedenfalls ehrlich.«
    »Aber es bringt einen geringeren Preis.«
    »Leider ja, Major. Aber dafür habe ich, wie ich glaube, auch eine gute Nachricht für Sie. Wie hoch schätzen Sie den Realwert der beiden Goldbarren ein?«
    »Ich hatte mit ungefähr zwanzigtausend Pfund gerechnet.« Der ältere Bruder Fu ließ ein trockenes Kichern hören. »Major, wenn wir das Gold behutsam und geschickt auf den Markt bringen, werden wir dafür über hunderttausend Dollar erzielen. Davon geht natürlich noch unsere Provision ab, die Transportkosten und alle anderen Spesen einschließt.«
    »Wie hoch?«
    »Wir dachten an etwa zehn Prozent, Major - falls es Ihnen recht ist.«
    Major Smythe hatte einmal davon gehört, daß Goldhändler den Bruchteil eines Prozents bekamen. Aber zum Teufel damit! Seit dem Essen hatte er praktisch schon zehntausend Pfund verdient. »Abgemacht!« sagte er, stand auf und reichte den beiden seine Hand über den Schreibtisch.
    Von da an besuchte er vierteljährlich mit einer leeren Aktentasche das Büro der Gebrüder Fu. Auf dem großen Schreibtisch, neben
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