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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte
Autoren: Ian Fleming
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der Linken ab und drückte ihn gegen die Brust. Haaröl und strahlend weiße Zähne glitzerten in der Sonne, als er, die Rechte ausstreckend, auf den Obersten zutrat: »Major Gonzalez - aus Havana. Ich freue mich, Sie kennenzulernen, Herr Oberst.«
    Der Akzent war der imitiert amerikanische eines jamaikanischen Taxichauffeurs. Oberst Havelock war aufgestanden. Flüchtig berührte er die dargebotene Hand und blickte über des Majors Schulter auf die beiden anderen Männer, die sich beiderseits der Tür aufgepflanzt hatten. Jeder von ihnen trug eine dieser neuerdings in den Tropen beliebten Pan-American-Tragtaschen, die recht gewichtig wirkten, als ihre Träger sich bückten, um sie neben ihren gelben Schuhen abzustellen. Die beiden trugen weiße Tellermützen mit transparentgrünem Schirm, aus dessen grünem Schatten ihre animalisch intelligenten Augen den Major fixierten, um ihm die fremden Worte vom Gesicht abzulesen. »Das sind meine Sekretäre.«
    Oberst Havelock zog eine Pfeife aus der Tasche und begann sie zu stopfen. Seinen scharfen blauen Augen entging nicht der Kontrast zwischen der aufdringlichen Eleganz des Majors und den Blue jeans und Kalypsohemden der beiden anderen. Er überlegte, wie er diese drei in sein Arbeitszimmer und damit in die Nähe seines Revolvers in der obersten Schreibtischlade bugsieren könnte. Er fragte: »Was wünschen Sie?« - und beobachtete, während er den Tabak in Brand setzte, durch den Rauch Augen und Mund des Majors.
    Major Gonzalez spreizte die Hände. Mit unverändert freundlichem Lächeln und einem heiteren Blick aus seinen klaren, fast goldfarbenen Augen sagte er: »Es handelt sich um ein Geschäft, Herr Oberst. Mein Auftraggeber ist ein Gentleman in Havana« - er machte eine jeden Zweifel ausschließende Handbewegung - »ein mächtiger, ein sehr feiner Mann!« Major Gonzalez strahlte vor Biederkeit. »Der würde Ihnen gefallen, Herr Oberst. Er hat mich gebeten, Ihnen seine Empfehlungen zu überbringen und nach dem Preis Ihres Besitzes zu fragen.« Jetzt trat Mrs. Havelock, die der Szene mit einem höflichen Lächeln gefolgt war, neben ihren Mann. Freundlich, um den Fragenden nicht in Verlegenheit zu bringen, sagte sie: »Wie schade, Major, dieser weite Weg auf den staubigen Straßen! Ihr Freund hätte wirklich zuerst schreiben oder jemanden in Kingston oder im Regierungsgebäude fragen sollen! Sie müssen wissen, daß die Familie meines Mannes seit fast dreihundert Jahren hier ansässig ist.« Und mit freundlich bedauerndem Blick setzte sie hinzu: »Ich fürchte, ein Verkauf von Content steht ganz außer Frage und wurde auch nie erwogen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie Ihr einflußreicher Freund auf diesen Gedanken kommen konnte.«
    Major Gonzalez verbeugte sich knapp. Lächelnd blickte er Oberst Havelock an, lächelnd, als habe Mrs. Havelock überhaupt nicht gesprochen, fuhr er fort: »Man hat meinem Auftraggeber erzählt, daß dies eine der schönsten Estanzias auf Jamaika sei. Er ist so generös, daß Sie jeden vernünftigen Preis nennen können.«
    Oberst Havelock entgegnete bestimmt: »Sie haben gehört, was Mrs. Havelock gesagt hat. Der Besitz ist unverkäuflich.« Major Gonzalez lachte. Es klang ganz echt. Dann schüttelte er den Kopf, als müsse er einem begriffsstutzigen Kind etwas zum zweitenmal erklären. »Sie mißverstehen mich, Herr Oberst. Mein Auftraggeber wünscht diesen und keinen anderen Besitz auf Jamaika. Er hat gewisse Gelder, Sondergelder zu Anlagezwecken. Diese Gelder suchen ein Heim auf Jamaika, und mein Auftraggeber wünscht, daß dies hier ihr Heim sein möge.« Oberst Havelock blieb geduldig: »Ich verstehe sehr wohl, Major. Und es tut mir wirklich leid, daß Sie Ihre Zeit vergeudet haben. Aber solange ich lebe, wird Content nicht zu verkaufen sein! Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, meine Frau und ich essen immer früh zu Abend, und Sie selbst haben noch einen langen Weg vor sich.« Er wies nach links, zur Veranda. »Ich denke, hier ist es am kürzesten zu Ihrem Wagen. Darf ich Ihnen den Weg zeigen?«
    Oberst Havelock machte einen einladenden Schritt, blieb aber stehen, als Major Gonzalez sich nicht vom Fleck rührte. Sein Blick wurde eisig.
    Das Lächeln des Majors war um einen Zahn schmaler, sein Blick wachsamer geworden. Dennoch gab er sich freundlich und sagte voll Munterkeit: »Einen Moment noch, Herr Oberst!« Während er einen kurzen Befehl über die Schulter gab, bemerkten beide Havelocks, wie die freundliche Maske verschwand.
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