Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
massiger, grauer Steinbau, der winterhart und schwerfällig-wichtig aussieht. Bond sollte sich dort, wenn er nach dem Commissioner fragte, als »Mr. James« vorstellen. Nachdem er das getan hatte, nahm ihn ein junger Korporal der Royal Canadian Mounted Police, dem der Innendienst sichtlich nicht behagte, im Aufzug zum dritten
    Stock und übergab ihn dort einem Feldwebel in einem großen, sauberen Büro mit vielen schweren Möbeln und zwei Sekretärinnen. Der Feldwebel benützte eine Gegensprechanlage und bedeutete Bond, er möge sich zehn Minuten gedulden. Rauchend durchblätterte Bond eine Werbebroschüre, worin die Berittenen, die »Mounties«, aussahen wie eine Mischung aus Erholungsfarmpatient, Dick Tracy und Musicalstar.
    Als Bond durch die Verbindungstür hineingeführt wurde, drehte sich ein hochgewachsener, jüngerer Mann in dunkelblauem Anzug, weißem Hemd und schwarzer Krawatte vom Fenster zu ihm um und trat auf ihn zu. »Mr. James?« Er lächelte mokant. »Nun, ich bin Oberst, sagen wir - Johns.«
    Sie reichten einander die Hand. »Kommen Sie, setzen wir uns. Der Commissioner muß sich leider entschuldigen lassen, er ist arg erkältet - Sie kennen ja diese diplomatischen Krankheiten!« Oberst Johns wirkte leicht amüsiert. »Eben ein freier Tag mehr, nicht wahr? Ich bin dem Commissioner zugeteilt, und weil ich selbst schon ein-, zweimal draußen gejagt habe, soll ich jetzt auch Ihnen bei Ihrem geplanten Jagdausflug an die Hand gehen.«
    Der Oberst machte eine Pause. »Allein an die Hand gehen, wohlverstanden!«
    Bond mußte lächeln. Obwohl der Commissioner seine Hilfe gern zur Verfügung stellte, war er doch vorsichtig genug, die ganze Sache mit Glacehandschuhen anzufassen, damit nichts davon auf seine Dienststelle zurückfiele. Ein vorsichtiger, vernünftiger Mann! Bond sagte: »Ich verstehe vollkommen. Auch meine Londoner Freunde wollen den Commissioner nicht persönlich bemühen. Ich habe ihn also nie gesehen und war nicht einmal in der Nähe seines Hauptquartiers. Und da das so ist - könnten wir jetzt nicht zehn Minuten lang unter vier Augen englisch reden?«
    Oberst Johns lachte. »Aber sicher! Ich war nur angewiesen, diese kleine Rede zu halten, bevor wir zur Sache kämen. Denn, sehen Sie, Commander, Sie und ich, wir sind nun dabei, eine ganze Reihe schwerer Vergehen vorzubereiten, angefangen mit dem unlauteren Erwerb einer kanadischen Jagdlizenz über die Mitschuld an Grenzverletzung bis zu noch ärgeren Dingen! Wie leicht kann da ein Schuß verkehrt losgehen, meinen Sie nicht auch?«
    »Meine Freunde denken ebenso. Sobald ich diesen Raum verlassen habe, wollen wir einander vergessen, und lande ich in Sing-Sing, so wird das allein meine Sache sein. Also?« Oberst Johns öffnete eine Schreibtischlade, entnahm ihr eine dicke Aktenmappe und klappte sie auf. Obenauf lag eine Liste. Er wies mit dem Bleistift auf ihre erste Zeile und sah zu Bond hinüber, wobei er nur das Wort »Anzug« sagte. Damit schob er Bond die Liste zu. »Hier finden Sie alles, was Sie brauchen werden, auch die Adresse eines großen Altkleiderhändlers in der Stadt. Besorgen Sie sich möglichst unauffällige, getragene Sachen - Khakihemd, dunkelgraue Jeans, gute Bergschuhe oder Stiefel - aber bequeme! Ja, und hier noch die Adresse eines Apothekers: kaufen Sie dort fünf Liter Walnußtinktur und baden Sie darin, denn um diese Zeit ist man in den Bergen braungebrannt. Wenn man Sie anhält, so sind Sie ein Engländer auf Jagdausflug in Kanada, haben die Orientierung verloren und sind irrtümlich über die Grenze geraten. Jetzt das Gewehr! Ich hab es selbst in den Gepäckraum Ihres Plymoth gelegt, während Sie hier gewartet haben. Es ist eines dieser neuen Savage 99F Zielfernrohrgewehre für zwanzig Schuß Schnellfeuer, für Großwildjagd das leichteste auf dem Markt. Wiegt nur dreieinviertel Kilo. Es ist eingeschossen und bis 500 okay.« -Oberst Johns schob Bond ein weiteres Blatt zu: »Der Waffenschein. Ausgestellt hier in der Stadt auf Ihren wahren Namen, damit er mit dem Paß übereinstimmt. Ebenso der Jagdschein, der aber nur für Niederwild und Kroppzeug gilt, denn der Hirschabschuß hat noch nicht begonnen. Hier noch der
    Führerschein statt des provisorischen, den ich bei Hertz für Sie hinterlegen ließ. Provianttasche, Kompaß, beides übertragen, sind schon im Gepäckraum Ihres Wagens. Übrigens« - Oberst Johns blickte von der Mappe auf - »haben Sie ein eigenes Schießeisen?«
    »Jawohl, eine Walther PPK in
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher