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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte
Autoren: Ian Fleming
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Oberst geleitete Bond zur Tür und bot ihm die Hand, wobei er sagte: »Ich glaube, jetzt hätten wir alles. Fürs Leben gern würde ich mitkommen, denn das Ganze erinnert mich an ein, zwei Heckenschützeneinsätze gegen Ende des Krieges in den Ardennen. Ich war damals in der Achten Armee unter Monty am linken Flügel - dort war die Landschaft übrigens ganz ähnlich, bis auf die Bäume. Nun, Sie wissen ja -der Polizeiberuf! Nichts als Papierkrieg und warten auf den Ruhestand. Also, bis später - und alles, alles Gute! Wie immer es ausgeht, ich werd es sicherlich in der Zeitung lesen!«
    Bond dankte und schüttelte ihm die Hand. Eine letzte Frage fiel ihm ein: »Übrigens, hat dieses Savage einfachen oder doppelten Abzug? Wenn's ernst wird, bleibt mir keine Zeit mehr zum Probieren.«
    »Einfachen Abzug, aber es ist ein Stecher. Ziehen Sie erst durch, wenn Sie ganz sicher sind! Und bleiben Sie, wenn's geht, auf dreihundert Meter weg! Sie werden's mit Scharfschützen zu tun haben!« Er griff nach der Türklinke und legte die andere Hand Bond auf die Schulter. »Unser Commissioner hat einen Grundsatz: >Schick nie den Mann, wenn du die Kugel schicken kannst! < Halten Sie sich daran. Und leben Sie wohl, Commander.«
    Die Nacht und fast den ganzen nächsten Tag verbrachte Bond in einem Motel außerhalb Montreals, wo er für drei Nächte vorausbezahlt hatte. Tagsüber setzte er seine Ausrüstung instand und suchte sich an die Bergschuhe mit den weichen, gerippten Gummisohlen zu gewöhnen, die er in Ottawa erstanden hatte. Er besorgte sich Glukose-Tabletten, Räucherschinken und Brot, kaufte auch eine große Feldflasche, die er zu drei Vierteln mit Bourbon und zu einem Viertel mit Kaffee füllte. Mit Dunkelwerden aß er zu Abend und legte sich ein wenig hin. Später löste er die Nußtinktur in Wasser und wusch sich mehrmals damit ab. Danach sah er wie ein Indianer mit blaugrauen Augen aus. Knapp vor Mitternacht öffnete er geräuschlos die Tür zur Garage, stieg in seinen Plymouth und fuhr ab nach Süden, Richtung Frelighsburg.
    Der Nachtgarage nwärter dort war weniger verschlafen, als Oberst Johns es vermutet hatte: »Sie gehen jagen, Mister?« In Nordamerika läßt sich durch lakonisches Brummen sehr vieles beantworten. Mit einem Hm, Mhm und Hey in den verschiedenen Tonlagen, zusammen mit einem Ja, Möglich, Wirklich? und Verdammt! kann man so ziemlich allen Fragen gerecht werden.
    Bond hängte sich das Gewehr über die Schulter und sagte »Hm.«
    »Letzten Samstag hat einer drüben bei Highgate Springs einen Prachtbiber erwischt.«
    Bond ließ ein unbeteiligtes »Wirklich?« hören, zahlte für zwei Nächte und trat aus der Garage. Sie lag am hinteren Stadtende, und so waren es nur noch hundert Straßenmeter bis zu dem Sandweg, der nach rechts zum Wald führte. Nach einer halben Stunde verlor sich der Weg an einem baufälligen Farmhaus.
    Ein Kettenhund begann wütend zu bellen, aber kein Licht zeigte sich. Bond umging das Haus und hatte bald darauf den Pfad neben dem Fluß gefunden. Ihm sollte er fünf Kilometer weit folgen.
    Nachdem das Bellen hinter ihm verklungen war, umgab Bond das tiefe, samtene Waldesschweigen einer windstillen Nacht. Sie war warm, und das Licht des Vollmonds war auch unter den dichten Nadelbäumen noch hell genug, um den Weg erkennen zu lassen. In den federnden Bergschuhen ging es sich ausgezeichnet, und Bond hatte das Gefühl, gut voranzukommen. Gegen vier Uhr morgens lichtete sich der Wald, und bald waren zur Rechten über offenes Land die spärlichen Lichter von Franklin zu sehen. Bond überquerte eine geteerte Nebenstraße. Der Waldpfad war jetzt breiter geworden, rechts schimmerte ein See durch die Bäume. Um fünf Uhr hatte Bond auch die U.S.-Hauptstraßen 108 und 120 hinter sich gelassen und nahm nun das letzte Stück, einen steilansteigenden Jagdpfad, in Angriff. Nachdem er weit von der Straße war, hielt er an, legte Gewehr und Provianttasche ab, rauchte eine Zigarette und verbrannte die Wegeskizze. Der Himmel wurde schon heller, und aus dem Wald kamen die ersten Laute - ein scharfer, klagender Vogelschrei und das Geraschel kleiner Tiere. Bond stand das Bild des Hauses am Grund jenes kleinen Tales hinter dem Berg deutlich vor Augen. Er vermeinte sogar, die schlafzerknitterten vier Gesichter hinter den verhängten Scheiben zu sehen, den Tau auf dem Rasen vorm Haus und den sich weitenden Lichtkreis der aufgehenden Sonne auf der stahlblauen Wasserfläche. Und diesseits des Berges schritt
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