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Riskante Geschäfte

Titel: Riskante Geschäfte
Autoren: Ian Fleming
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die er mit Übernahme des Geheimdienstes gegen die sichere Aussicht eingetauscht hatte, Fünfter Seelord zu werden. Offensichtlich stand er jetzt vor einem Problem. Welcher Art es wohl sein mochte? Mit Gefahr war es kaum verbunden, denn M pflegte einfach alles zu wagen, wenn die Chancen nur halbwegs günstig standen. Auch um Politik konnte sich's nicht handeln, denn M scherte sich den Teufel um die Empfindlichkeiten eines Ministeriums und holte sich wenn nötig seine Vollmachten vom Premierminister persönlich. Also würde es wohl ein Problem moralischer oder persönlicher Art sein. Bond erkundigte sich: »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein, Sir?« Nachdenklich blickte M ihn an, drehte dann seinen Stuhl nach dem Fenster mit den hohen Sommerwolken und fragte abrupt: »Erinnern Sie sich noch an den Fall Havelock?«
    »Nur an die Zeitungsberichte, Sir. Ein älteres Ehepaar auf Jamaika. Eines Abends beim Heimkommen fand die Tochter die beiden Alten mit Kugeln vollgepumpt. Man sprach damals von irgendwelchen Havana-Gangstern. Die Haushälterin erzählte von drei Männern in einem Wagen, die sie für Kubaner hielt. Wie sich herausstellte, war der Wagen gestohlen, und in derselben Nacht hat man eine Jacht aus dem dortigen Hafen auslaufen sehen. Soviel ich weiß, hat aber die Polizei nichts erreicht. Sonst weiß ich nichts darüber, Sir. Habe keine Meldungen über den Fall gesehen.«
    M sagte heiser: »Konnten Sie auch nicht. Ging alles an mich persönlich. Man ist in dieser Sache auch nicht an uns herangetreten. Aber zufällig« - M räusperte sich; es fiel ihm sichtlich schwer, Privates im Dienst zu behandeln - »waren die
    Havelocks persönliche Bekannte von mir. Ich war sogar ihr Trauzeuge, in Malta, 1925.«
    »Verstehe, Sir. Böse Geschichte!«
    M sagte kurz: »Waren nette Leute. Jedenfalls hab ich die Station C mit Nachforschungen beauftragt. Bei den Batista-Leuten haben sie nichts erreicht, aber wir haben einen guten Mann auf der Gegenseite, bei diesem Castro, und der hat seine Geheimagenten in der Batista-Regierung sitzen. Vor zwei Wochen hab ich den Bericht bekommen. Danach hat ein gewisser Hammerstein oder von Hammerstein die beiden ermorden lassen. Es laufen ja massenhaft Deutsche in diesen Bananenrepubliken herum, alles Nazis, die zu Kriegsende noch die Kurve gekriegt haben. Hammerstein war Gestapomann und hat drüben Batistas Spionage-Abwehr geleitet. Hat dabei einen Haufen Geld verdient, mit Erpressung, Wucher, durch Schutzgelder und so weiter. Eine Lebensstellung - bis zu Castros Auftreten. Da war Hammerstein einer der ersten, die sich abzusetzen begannen. Er beteiligte einen seiner Beamten oder Offiziere, einen gewissen Gonzalez, und der hat in seinem Auftrag mit zwei Revolvermännern die Antillen abgeklappert, um Hammersteins Kapitalien außerhalb Kubas anzulegen - in Grundbesitz und dergleichen. Kaufte über Strohmänner nur das Beste, aber zu Höchstpreisen. Er konnte sich's ja leisten! Und wenn's einmal nicht mit Geld ging, so brauchte er Gewalt -Kindesraub, Brandschatzung - und brachte die Besitzer auf diese Weise zur Räson. Nun, dieser Hammerstein hörte auch von Havelocks Besitzung, einer der besten auf Jamaika, und beauftragte Gonzalez mit ihrem Erwerb. Ich nehme an, Gonzalez sollte die Havelocks umbringen, falls sie nicht verkaufen wollten, und dann die Tochter unter Druck setzen. Die hab ich übrigens noch gar nicht erwähnt - sie müßte jetzt fünfundzwanzig sein, hab sie aber nie gesehen. Jedenfalls, so war es. Die Havelocks mußten dran glauben, aber Batista hat Hammerstein vor zwei Wochen aus gebootet - vielleicht hat er
    Wind von seinen Manipulationen bekommen, ich weiß es nicht. Wie dem auch sei, Hammerstein ist getürmt, hat aber seine Dreiermannschaft mitgenommen. Der Zeitpunkt dafür war recht gut gewählt, möcht ich sagen. Wenn nicht alles täuscht, kommt Castro noch in diesem Winter an die Macht.«
    Bond fragte leise: »Wo sind sie jetzt?«
    »In Amerika, oben in Vermont, nahe der kanadischen Grenze. Solche Leute sind immer gern in Grenznähe. Echo Lake heißt der Ort, eine Art Millionärsfarm. Auf den Fotos sieht sie sehr hübsch aus, hoch oben in den Bergen, mit diesem kleinen See dabei. Ganz ungestört, weitab von allen Besuchern.«
    »Wie sind Sie draufgekommen, Sir?«
    »Hab einen Bericht über den Fall an Herbert Hoover geschickt. Wie erwartet, wußte er von dem Mann, denn es hat seinerzeit mit dem Waffenschmuggel, der von Miami aus für Castro betrieben wurde, eine Menge
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