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Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Titel: Rico, Oskar und das Herzgebreche
Autoren: Andreas Steinhöfel
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uns gab Porsche ein winziges Fiepen von sich. Bestimmt träumte er von der fürchterlichen Ellie. Er sollte eigentlich froh sein, dass er sie los war, aber wahrscheinlich vermisste er sie, auch wenn sie immer nur fies zu ihm gewesen war. Er kannte es ja nicht anders. Ich legte ihm vorsorglich eine Hand auf das warme Fell, damit er spürte, dass er nicht allein war. Oskar gab kleine Schnarchtöne von sich, womöglich aus Protest, also löschte ich das Licht, streckte die andere Hand aus und streichelte ihm über den Kopf.
    Ich guckte rauf zur Zimmerdecke und sah nur Schwarz, aber das war passend, denn ich lebte in einer undurchschaubaren Welt voller Rätsel und Geheimnisse. Ich dachte an den tapferen Herrn van Scherten, der keine hundert Meter von uns entfernt im Krankenhaus lag. Verkrampfte Bronchien – wie geht so was? Fitzkes Kalbstein fiel mir ein und wie Fitzke sich mit der Enkelin von Fräulein Bonhöfer gestritten hatte – worüber bloß? Ich dachte an Mele, wie sie mit geschminkten Lippen im Treppenhaus gestanden hatte – wie lange würde es wohl noch dauern, bis sie tatsächlich mal einen Jungen aus Liebe küsste und nicht nur deshalb, weil er ein bisschen berühmt geworden war? Und wie lange würde es wohl dauern, bis mich mal ein Mädchen küsste, jetzt, wo Jule abgehauen war und voraussichtlich nicht wiederkam? Warum rannten Menschen überhaupt voneinander weg – nur weil der eine böse war, wie mein Papa, und der andere sich nicht anders zu helfen wusste, wie meine Mama? Weil sie niemanden liebenkonnten, wie Oskars Mama, oder weil sie Abstand brauchten, wie sein Papa?
    Wenn ich für alle Geheimnisse der Welt, für alles, was ich nicht verstehe, ein Schildkrötenkästchen bräuchte, wäre es keine schöne Welt mehr. Auch wenn es immer Dinge geben wird, die ich nicht begreife, wären sie in einem Kästchen doch bloß von mir weggeschoben. Sie wären unsichtbar, aber immer noch da. Da ist es ja wohl entschieden besser, sie gleich alle offen ins Regal zu legen. Dort kann ich sie mir immer mal wieder angucken, und mit etwas Glück, von Fall zu Fall, löst sich vielleicht das eine oder das andere Rätsel von alleine auf.
    Für alle übrigen Fälle habe ich Oskar und Porsche.





Außerdem von Andreas Steinhöfel im Carlsen Verlag erschienen
    O Patria Mia
    Dirk und ich
    Beschützer der Diebe
    Paul Vier und die Schröders
    Froschmaul – Geschichten
    Es ist ein Elch entsprungen
    Die Mitte der Welt
    Defender
    Der mechanische Prinz
    Steinhöfel-Edition – Geschenkkassette
    Rico, Oskar und die Tieferschatten
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