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Hahn, Nikola

Hahn, Nikola

Titel: Hahn, Nikola
Autoren: Die Farbe von Kristall
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    Nikola Hahn
     
     
     
    Die Farbe von Kristall
     
     
    Nichts
ist, wie es auf den ersten Blick scheint,
    Der
mysteriöse Raubmord an Klavierhändler Lichtenstein sorgt in Frankfurt für
Aufregung und Schlagzeilen. Die Polizei tappt im Dunkeln. Erst durch die Recherche
der jungen Polizeiassistentin Laura Rothe kommt Kommissar Biddling in seinen
Ermittlungen einen entscheidenden Schritt weiter. Noch ahnt er nicht, dass eine
Spur in seine eigene Vergangenheit führt
     
    Scanned by
cully
     
     
    Prolog
    Der
Wind hatte nachgelassen, aber es regnete noch. Auf dem Weg zwischen den Gräbern
lag nasses Laub. Es roch nach Vergänglichkeit. Victoria hatte gewußt, daß er
da sein würde. Sie blieb neben ihm stehen. Er hielt den Kopf gesenkt; von
seinem Hut tropfte der Regen. Der Grabstein glänzte im Licht einer Laterne.
Die Rosen hatte der Sturm zerstört.
    »Ich
werde Frankfurt verlassen«, sagte sie.
    »Wann?«
fragte er leise.
    Sie
kämpfte gegen die Tränen. »Sobald das Urteil gesprochen ist.«
    Er sah
sie an. »Sie sind stark, und Sie werden darüber hinwegkommen, Victoria. Über
das - und alles andere.«
    »Das
haben Sie schon einmal zu mir gesagt, Herr Braun.«
    »Und
hatte ich denn nicht recht?« sagte er lächelnd.
     
     
    Kapitel
1
     
    Zweites Morgenblatt
    Freitag , 26. Februar 1904
    Frankfurter
Zeitung und Handelsblatt
     
    Dem
»Petit Parisien« wird von seinem Berliner Korrespondenten der Inhalt einer
Unterredung mitgeteilt, die der deutsche Reichskanzler Graf Bülow dieser Tage
mit einem französischen Besucher gehabt hat. Nachdem der Reichskanzler
bestritten hatte, daß Deutschland irgendwelche schwarzen Pläne in China oder
im nahen Orient habe, gab er einen kleinen Exkurs über Weltpolitik. Deutschland
ist
    friedlich
und wünscht wesentlich seinen friedlichen Einfluß in der Welt auszuüben. Nicht
als Eroberer, sondern als Kaufleute erscheinen wir bei den nächsten wie bei
den entferntesten Nationen.
    Die
Verantwortlichkeit für die Richtigkeit dieser Äußerungen hat der »Petit Parisien«
zu tragen. Unbülowisch klingen sie übrigens nicht.
     
    H ermann Lichtenstein legte die Zeitung beiseite und sah aus dem
Fenster: ein trister, verregneter Wintertag, aber auf der Straße herrschte
reges Treiben. Das Rattern der Droschken und Fuhrwerke und das Geschrei der
Zeitungsjungen drangen bis in den ersten Stock hinauf. Lichtenstein schaute zur
Hauptwache hinüber, an deren verlassenen Anblick er sich noch immer nicht
gewöhnt hatte. Das Klingeln des Telephons riß ihn aus seinen Gedanken. Fr nahm
den Fernsprecher vom Haken.
    »Hier
Pianofortefabrik Lichtenstein & Co - Wer dort?... Ah, Herr Consolo!
Herzlich willkommen in Frankfurt! Ihr Konzert heute abend? Selbstverständlich
werde ich Sie beehren, mein
    Lieber!
Zusammen mit meiner Gattin und meiner ältesten Tochter. Bitte? Sie suchen
etwas Besonderes? Ich glaube, ich kann Ihnen helfen ... einen Bechstein,
wunderbar im Klang, erlesen in der Verarbeitung. Vergangene Woche ausgeliefert
... Ja, ich habe Zeit. Ich erwarte Sie in meinem Kontor. Ende.«
    Ein
älterer Mann kam herein. »Ich wollte fragen, ob ich zu Tisch gehen kann. Herr
Lichtenstein? Frischer Kaffee steht nebenan auf dem Ofen.«
    »Danke.
Anton. Ich habe gerade mit Herrn Consolo telephoniert. Er logiert im Frankfurter
Hof und möchte sich den Bechsteinflügel ansehen.«
    Der
Auslaufer strich sich über sein schütteres Haar. »Dann werde ich solange
warten.«
    Lichtenstein
schüttelte den Kopf. »Soll ich dir jeden Tag das gleiche Lied singen, mein
Lieber?«
    »Sie
sollten nicht so oft allein hier sein, Herr Lichtenstein.«
    »Deine
Sorge um mein Wohlergehen ehrt mich, aber wie du weißt, befinden sich in meinem
Kassenschrank in der Hauptsache alte Bücher. Im übrigen pflegen Diebe nicht zu
Zeiten zu erscheinen in denen draußen die halbe Stadt vorbeipromeniert..
    Der
alte Auslaufer musterte seinen Chef mit zusammengekniffenen Augen. »Statt den
ganzen Tag in diesem zugigen Büro zu stehen, sollten Sie lieber das Bett hüten,
Herr Lichtenstein.«
    »Ach    was«,    murmelte    der   Klavierhändler.   
    »Das    bisschen Schnupfen vergeht von allein.«
    »Wenn
Sie bitte erlauben: Sie sehen aus, als plagte Sie ein wenig mehr als bloß
Schnupfen.«
    »Dummes
Zeug!«
    Achselzuckend
wandte sich der Auslaufer ab und ging hinaus. Hermann Lichtenstein sah ihm mit
gemischten Gefühlen hinterher. Anton Schick stand seit dreiundzwanzig Jahren in
den Diensten der Familie Lichtenstein; er
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