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Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Titel: Rico, Oskar und das Herzgebreche
Autoren: Andreas Steinhöfel
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angerufen?«
    Um seinen Mund zuckte es ein bisschen, als versuchte er krampfhaft zu lächeln oder als würde er gleich anfangen zu weinen. Da hatte ich meine Antwort. Ich war froh in diesem Moment, dass ich den Bühl wieder mochte, denn so konnte ich jetzt alle Verachtung für Oskars Vater übrig haben. Echt,so langsam reichte es mir mit diesem bescheuerten Abstandhalter.
    Â»Hier.« Ich kramte meine Schlüssel aus der Hosentasche. »Falls er da ist, aber du lieber wieder zu uns kommen willst …«
    Oskar schniefte leise und steckte die Schlüssel ein. »Spätestens morgen komme ich sowieso wieder, um meine Sachen zu holen. Und dann lade ich dich zum Eisessen ein.«
    Mir war auch ganz schniefig zumute, aber ich riss mich zusammen. Es war ja keine Trennung für ewig. Als hinter uns Irina lautstark verkündete, dass sie Frau Dahling mit zu sich nach Hause nehmen würde, wandten wir uns beide erleichtert um.
    Â»Ich bin gar nicht mehr so arg betrunken, Jungs«, erklärte Frau Dahling uns sorgfältig und langsam. »Ich bin nur einfach hundemüde, aber ich kann jetzt nicht gut allein sein.«
    Â»Es war großartig von Ihnen, dass Sie uns geholfen haben«, sagte Oskar. »Vielen Dank.«
    Ich nickte zustimmend. »Miss Marple wäre stolz auf Sie!«
    Â»Das will ich doch meinen, was?«, tönte Frau Dahling unerwartet los. »Das fette Möpschen!«
    Mama humpelte einen Schritt auf die beiden Frauen zu, aber Irina hob gebieterisch eine Hand. »Tanja, ich weiß, du willst dir erklären, aber schweig still! Du hast mir enttäuscht, aber ich hab große russische Herz, ich kann verzeihen. Wenn du hast Geheimnisse gehabt, dann aus guter Grund, klar?«  
    Mama stiegen Tränen in die Augen. Sie konnte nur nicken.
    Â»So, bitte, ich wusste. Kannst mir also alles erklären morgen oder wann, wenn wir haben neuer Fummel gekauft, aber von bessere Qualität.« Irina wischte mit einer Hand abfällig über den zerknitterten blauen Stoff. »Der hier ist nur noch Putzenlumpen.«
    Wir verabschiedeten uns von ihr und Frau Dahling und sahen ihnen nach, zwei neue Freundinnen, die Arm in Arm unter dem aufgespannten Regenschirm gemeinsam zum Parkplatz loszogen, wo Irinas Flitzer wartete. Dann kam der Bühl angetrabt.
    Â»Ich hole rasch meinen Wagen«, verkündete er. »Ist zwar nicht weit bis nach Hause, aber Tanja kann den Weg ja wohl schlecht auf Krücken humpeln.«
    Tanja?
    Â»Danke, Simon«, sagte Mama.
    Simon?
    Ich schaute verblüfft zwischen den beiden hin und her. Seit wann nannten sie sich beim Vornamen?
    Der Bühl hob die Achseln. »Hey, ich bin bei deiner Mutter aufgelaufen, als du noch im Krankenhaus lagst, vor meinem Urlaub. Sie hat die Rosen angenommen, sie hat das Du akzeptiert.« Er grinste. »Und dann hat sie mich unmissverständlich rausgeworfen.«
    Â»Auf nicht sehr nette Weise«, sagte Mama betreten.
    Â»Gar nicht nett«, bestätigte der Bühl.
    Jetzt wusste ich, woher der vertrocknete Blumenstrauß auf Mamas Nachttisch stammte. Ich wusste auch, warum der Bühl uns keine Karte aus seinem Urlaub geschickt hatte.Und er wusste seit heute Nacht, warum Mama zwar die schönen weißen Rosen angenommen hatte, aber nicht ihn.

    Mama und ich schafften es umständlich die Treppen rauf, bemüht, so leise wie möglich zu sein. Es hätte gerade noch gefehlt, dass der Mommsen oder Fitzke oder – Gott bewahre – welche von den Kesslers angetanzt kamen. Ich fröstelte, als wir die Wohnung betraten. Man hörte leise das Rauschen des Regens vor den Fenstern, aber trotzdem war es mir hier noch nie so still vorgekommen.
    Â»Ich glaube, ich muss kurz in die Wanne«, sagte Mama. »Ich fühl mich fürchterlich dreckig.«
    Â»Schaffst du das alleine?«
    Â»Denke schon.«
    Ich ließ Badewasser einlaufen, während sie sich auszog, und kippte, ohne sie zu fragen, ordentlich griechisches Mittelmeeraroma dazu. Es tat gut, sich beschäftigen zu können. Feuchtheißer Dampf stieg auf und erfüllte die Luft. Ich steckte eine Hand in das schaumige Geplansche, um die Temperatur zu überprüfen, und Fitzkes Wassersteine fielen mir ein. Ich drückte sie sofort wieder weg aus meinem Kopf.
    Schließlich musste ich Mama doch in die Wanne helfen, und es war dabei sogar ganz lustig, weil der verknackste Fuß nicht ins Heiße durfte. Als sie endlich
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