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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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Geist klar und ihre Gedanken rege.
    Rhavîn behielt die Umgebung im Auge. Dennoch ließ er es sich nicht nehmen, Auriel mit einer gewissen Faszination zu beobachten. Deutlich spürte er die finsteren Einflüsse in der Magie, die sie zu sich rief. Aufgrund seiner angeborenen Empathie zu Hexenwerk und Zauberei vermochte er das Wesen eines jeden Spruchs ohne näheres Wissen zu erkennen. Er fühlte, wie die okkulten Ströme heranjagten, ihn umfingen, nach Auriel tasteten und sich ihr offenbarten.
    Dann ergossen sich Auriels Worte einem lila gefärbten Nebel gleich über ihre Lippen, tropften über ihren Hals entlang hinab zum Boden und versanken dort wie einzelne Regentropfen in der Erde. Die Hexerin drehte und wand sich in einem Tanz, der sie immer näher dem Boden zuführte. Wie die Äste einer Trauerweide im Wind breitete sie die Arme aus und ließ sie in kontrollierten Bewegungen kreisen. Ihre Stimme rezitierte nicht enden wollende Zauberformeln.
    Rhavîn bemerkte, wie sehr der Zauber an Auriels Kraft zehrte. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn und ihre Muskeln begannen vor Anstrengung zu zittern.
    Noch während Auriel die finstere Magie wirkte, die schwarze Erdgeister aus dem Boden locken sollte, brach um sie herum an vielen Stellen der Boden auf.
    Krater schoben sich Maulwurfshügeln gleich in die Höhe. Sobald die oberste Erdschicht zerbröselt war, zwängten sich kleine Hände aus den entstandenen Löchern und suchten Halt in den ringsherum wachsenden Pflanzen. Nur einen Augenblick später zogen sich etliche kleine Geisterwesen aus dem Boden empor auf die Erdoberfläche. Sie maßen bloß einen Schritt in der Höhe, hatten erdbraune bis grau melierte Haut und eine tropfenförmig zulaufende Kopfform mit kaum sichtbaren, seitlich gelegenen Ohren.
    Ihre Hände sahen aus wie die von Maulwürfen, ihre kreisrunden, schwarzen Augen glänzten wie Perlen. Die Kreaturen auf zwei kurzen Beinen hatten einen langen, buschigen Schwanz wie ein Marder und trugen weder Kleidung noch Fell.
    Diese Erdgeister sehen so harmlos aus, wie Gnome oder Feen. Ihre Gesichter sind freundlicher noch als die von Eichhörnchen und ihre Körper wirken furchtbar schwach. Ich hoffe, Auriel weiß, was sie tut , wunderte sich Rhavîn über die schmalen, marderartigen Körper der Erdgeister. Verachtung blitzte in seinen Augen. Seine Lippen umspielte ein überhebliches Lächeln. Sie sehen erbärmlich aus. Lächerlich.
    Die Erdwesen trugen weder Rüstung noch Waffen und schienen sowohl keinen eigenen Willen als auch kein spezifisches Geschlecht zu besitzen.
    Sobald sie ihr jeweiliges Erdloch verlassen hatten, schloss sich der Boden hinter ihnen und die Erdgeister blieben regungslos stehen. Ihre gesamte Aufmerksamkeit galt Auriel, die in dem Moment, als der letzte Erdgeist dem Boden entstiegen war, ihren Zauber beendete.
    Mit ihren runden Knopfaugen starrten sie die Hexerin an, als warteten sie auf Anweisungen oder Befehle von ihr.
    Rhavîn war fasziniert von der hautartigen Oberfläche der Geister, die trocken und nass zugleich, hart und weich erschien und aus keinem ihm bekannten Material geschaffen war. Als der Dunkelelf jedoch seine Hand ausstreckte, um einen der Geister zu berühren, griff er in völlige Leere – seine Finger tauchten durch das Gewebe des Erdgeistes hindurch. Er erschauderte, zog schnell die Hand zurück. Doch nichts als ein kühles Gefühl blieb auf seiner Haut zurück. Das kleine Wesen selbst war unbeeindruckt.
    Schwer atmend stand Auriel vom Boden auf und wischte sich keuchend über die Stirn.
    „Diese Erdgeister sind schwer unter Kontrolle zu bringen“, erklärte sie lächelnd. „Sie sind keine Erdelementarwesen, sondern richtige Geisterwesen, Geschöpfe der Finsternis. Daher verfügen sie über eine hohe Widerstandskraft und sind nur schwer zu zügeln.“ Sie blickte einen Augenblick prüfend auf die Winzlinge um sich herum. Mit gedämpfter Stimme fügte sie dann hinzu: „Es ist schon eine gute Leistung, gleich zwölf von ihnen aus dem Boden zu bannen. Ich bin sehr zufrieden mit meiner Magie!“
    „Nun, ich möchte dich nicht beleidigen, Auriel“, gab Rhavîn zu bedenken. Irritiert glitt sein Blick von Auriel zu dem Orklager und wieder zurück. „Aber wie sollen uns diese kleinen Geister beistehen? Sie tragen keine Rüstung und keine Waffen. Sie sehen ausgesprochen harmlos aus und man kann sie nicht einmal berühren. Wie sollen sie uns ...“
    Auriel unterbrach den Dunkelelfen, indem sie den Zeigefinger an die Lippen
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