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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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hohen Nordens und unbeugsamer als die Winterstürme der Meere.
    Diesen Göttern wohnte das inne, wonach die Zauberer des Hexenzirkels am meisten trachteten: die mächtigste finstere Magie Thargannions.
     
    „Es ist der Abend des sechsten Tages des Rabenmondes und wieder einmal habt Ihr Euch von nah wie fern aufgemacht, unser Heiligtum zu erreichen.“ Eine durchdringende Stimme durchbrach die Stille der Nacht. Ihr hochmütiger Tonfall zog die Aufmerksamkeit aller Anwesenden in ihren Bann. Es war eine Stimme, die keinen Widerspruch duldete und jeden zur Aufmerksamkeit zwang.
    Mehr als zweihundert, zumeist in dunkle Gewänder gehüllte Zauberer umringten die Opfereiche. Sie scharten sich um die Feuer und drängten sich um die große Lichtung, auf der die Festlichkeit abgehalten wurde.
    Die Gesichter der vorderen Personen wurden von Glut und Flammen in warmen, zuckenden Schein gehüllt, wohingegen die nachfolgenden Zauberer immer mehr in der Dunkelheit des nahen Waldes verschwanden und schließlich eins wurden mit der Nacht.
    Der Ansprache waren rituelle Tänze und Handlungen vorangegangen. Zeremoniell waren bereits Beischlaf, Meditationen und andere wichtige Kulthandlungen vollzogen worden. Der Duft von Rauschmitteln hing schwer in der Luft, er fokussierte die Sinne und stärkte. Alle Anwesenden waren erschöpft aber aufs Äußerste gespannt.
    Der Geruch von Schweiß vermischte sich mit dem beißenden Rauch der Feuer. Zitternde Erwartungsfreude und Ekstase zerflossen zwischen den wogenden Leibern. Über dem gesamten Ort war eine fast greifbare Anspannung zu spüren. Nervosität und die Begierde auf das nahe Ritual schlängelten sich wie Nebelschwaden über die Lichtung zu Füßen der Opfereiche.
    „Lasst uns unsere Kräfte, unsere Magie bündeln und den Göttern die Opfer darbringen, derer sie sich zu bemächtigen gedenken. Lasst uns in Demut vor sie treten und sie um ihre Gunst anrufen!“
    Aus den Schatten der Bäume trat ein in schwarze Gewänder gehüllter Mann. Sein Gesicht lag unter seiner weiten Kapuze im Dunkeln, aber seine Gestalt und Haltung verrieten, dass er jung war.
    „Lasst uns auf die Knie gehen. Angesichts unseres Blutes leiden für die Herrlichkeit der verwobenen Grauen!“
    Seine Ausstrahlung war fesselnd. Wer im Weg des Zauberers stand, wich unwillkürlich zurück, als würde er von einer unsichtbaren Kraft gelenkt.
    Die Masse hielt den Atem an. Alle sanken auf die Knie, gebannt, angespannt.
    „Brüder und Schwestern. Nennt Ihr Euch nun Hexer, Schamane, Druide oder Magier. Es ist gleich, welchen Weg der Magie Ihr beschreitet. Ihr habt Euch an dieser Stätte versammelt, um den Weg der heutigen Nacht gemeinsam zu gehen. Schwarze Pfade haben Euch geleitet, dunkle Gedanken Euch getrieben und finstere Zauber Euch gedient. Heute werdet Ihr den Lohn für Eure Mühen bekommen. An meiner Seite werdet Ihr stehen, wenn der Mond heute seinen Lauf nimmt.“ Der Mann blieb in der Nähe der mächtigen Eiche stehen. Während er seine Worte mit ausladenden Gesten unterstrich, erhob sich mit einem Mal ein dumpfer Gesang.
    Untermalt von eindringlichen Klängen und begleitet von dröhnenden Trommelschlägen, begannen unzählige Stimmen einen Choral zu singen. Die tiefen Töne trieben wie Herbstlaub im Wind durch die Dunkelheit, jagten sich wie spielende Schmetterlinge. Dann verschmolzen sie zu einem einzigen bizarren Ton, trieben unaufhaltsam dem Himmel zu, schraubten sich beschwörend in die Köpfe der Anwesenden.
    Trotz ihrer beeindruckenden Wirkung war die Melodie leise genug, um die Worte des Redners nicht zu übertönen. Der verhüllte Zauberer breitete die Arme aus und donnerte: „So ist es wieder einmal an der Zeit, das Thyng-Hân Ritual zu begehen.“
    Ein Raunen erhob sich über der Lichtung. Verhaltenes Tuscheln mischte sich unter das sachte Rauschen des Windes, der das herbstlich gefärbte Laub der Bäume wispern ließ.
     
    Das braune Haar hing weit über ihren Rücken hinab und wehte, ebenso wie ihr schwerer, dunkelgrüner Umhang im Wind. Einige kunstvoll geflochtene Zöpfe durchwirkten die seidigen Strähnen. Eherne Spangen und glänzende Bänder verliehen der Haartracht Anmut.
    Über ihr feinzügiges Gesicht zuckte der Schein der Flammen in ruckartigen Tänzen. Drängend spiegelte er sich in ihren dunklen Augen wider.
    Auriel kannte den Ritus genau, welcher in den kommenden Stunden abgehalten werden würde, konnte die Worte des Hohepriesters mitsprechen. Sie wusste, welche Handlung zu welchem
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