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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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ließ, sprachen in unmissverständlichen Worten.
    Die Nacht war gerade erst geboren und mit ihr die Erkenntnis, dass Auriel richtig gewählt hatte, als sie sich von der weißen Magie abgewandt und den finsteren Wegen zugeneigt hatte.
    „Ich bin daheim“, seufzte sie aus tiefster Seele erleichtert. Die hübsche Frau spürte, dass sie nun vollkommen mit sich im Reinen und somit bereit war, das Ritual zu begehen.
    Und dennoch ...
    Etwas nagte tief in ihrem Inneren, führte ihr in Tagträumen die Verlockungen der weißen Magie vor Augen und strafte sie mit nächtlichen Todesängsten, wann immer sie einen schwarzen Zauber wirkte. Gleichwohl, so hatte sich die junge Novizin geschworen, wollte sie es auf sich nehmen, in die Dunkelheit der Zauberei abzutauchen, um jeden Zweig der finsteren Magie kennenzulernen. Dereinst, in ferner Zukunft, wollte Auriel zu den mächtigsten und gefürchtetsten Schwarzhexerinnen des Landes zu zählen.
    „Brüder und Schwestern, der Mond steht günstig! Das Jahresrad macht diese Nacht zu einem ausgesuchten Zeitpunkt, die Götter erwarten unsere Aufwartung.“ Die Worte des Hohepriesters ließen Auriels Aufmerksamkeit zu ihrem Mentor und den anderen Zauberern zurückkehren.
    Ein kühler Windhauch ließ sie frösteln, der Mond schickte seine silbrigen Strahlen zwischen die glutroten Lichter, die über Auriels Gesicht flackerten. Mit pochendem Herzen hing die Novizin an den Lippen ihres Lehrmeisters.
    „Lasst das Ritual beginnen!“ Der schwarz gewandete Zauberer breitete würdevoll die Arme aus, legte den Kopf in den Nacken. Im gleichen Moment entstanden schwarz und lila flirrende Ströme aus purer magischer Energie über seinen Handflächen, die sich kreisend nach allen Richtungen ausbreiteten. Wirbelnd zuckten sie durch die Nacht, schmiegten sich wie in einem endlosen Tanz umeinander. Dumpfe Trommelschläge untermalten den Zauber, die Chöre stimmten erneut einen düsteren Gesang an.
    Zeitgleich entstand in dem Gedränge der Zauberer auf der Lichtung verhaltene Unruhe, die sich bis zu den Waldrändern hin ausbreitete. Schließlich wichen einige der Anwesenden zurück. Es bildete sich eine breite Gasse, die vom Waldrand direkt auf die Lichtung führte.
    Während die magischen Lichter den Hohepriester beinahe vollständig umhüllten und kaum mehr einen Blick auf ihn zuließen, traten aus den Schatten der Wälder etwa zwanzig in dunkle Gewänder gekleidete Personen hervor. Sie versammelten sich am Waldrand. Dann schritten sie in einer Prozession durch die Gasse auf die Opfereiche zu.
    Bei sich führten sie verschiedene Gerätschaften: unter anderem Taue, Kerzen, Schalen, Bestecke und allerlei magisches Räucherwerk. Langsam und von Gesängen begleitet reihten sie sich im Kreis um Drewja herum auf, ihre Blicke auf den Hohepriester gerichtet.
    „Ihr verwobenen Grauen hört mich an“, ließ der Hohepriester verlauten. Unter rhythmischen Bewegungen seiner Arme schlangen sich die magischen Lichter und Fäden wie ein Strudel umeinander.
    Zunächst langsam, dann immer schneller, strömten sie geradewegs dem Himmel entgegen. Schlussendlich formten sie eine tosende Säule aus brodelnder Magie.
    „Ich bitte Euch, lauscht meinen Worten. Ich stehe in tiefer Ergebenheit vor Euch, ihr verwobenen Grauen. Ich bin Euer Diener, Euer Werkzeug auf dieser Welt. Ich bitte Euch, nehmt die Opfer an, die wir Euch darbringen werden.“
    Der Strudel wurde größer, breitete sich wogend zu allen Seiten aus. Die sprudelnde Energie riss Laub und dünne Zweige mit sich in die Höhe. Gewänder und Haare der Anwesenden flatterten im tosenden Wind und die nahestehenden Bäume neigten sich unter der magischen Kraft des Wirbelsturms.
    „Verwobene Grauen hört mich an! Ich erbitte in Demut Eure Gunst, dieses Opfer anzunehmen.“
    Der Strudel schlug donnernd ein, dicht unterhalb des Himmelszeltes, in einer Höhe, in die kein menschliches Auge zu blicken vermochte. Die oberste Spitze zersprengte sich in etliche Funken und silbrig blitzende Fäden. Sie rieselten in einer blitzenden Sphäre zu Boden.
    „Beginnt!“, befahl der Hohepriester. Er richtete den Blick auf die Zauberer, die im Kreis um die Opfereiche standen. „Bewegt Euch!“ Er fauchte wie eine Katze.
    Einige der Zauberer wichen mit respektvoll gesenkten Köpfen zurück, andere erstarrten vor Ehrfurcht, aber niemand von ihnen wagte, den Obersten des Zirkels direkt anzublicken.
    „Richtet die Stätte her!“ Der Befehl wurde von Magie getragen, weckte Furcht und
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