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Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)

Titel: Rhavîn – Gesang der schwarzen Seele 1 (German Edition)
Autoren: Janine Höcker
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fortbewegen.“ Gleichzeitig schlug er die Kapuze seines schwarzen, langen Umhangs über seine Haare. Der Stoff des Umhangs reflektierte die Farben der Umgebung wie ein Spiegel, sodass er seinen Träger fast vollständig mit der Umwelt verschmelzen ließ. Besonders, wenn Rhavîn sich nicht bewegte, war es beinah unmöglich, ihn zwischen Pflanzen und Felsen zu erkennen.
    „Ich werde mich mithilfe meiner Magie tarnen“, entgegnete Auriel. „Ich habe ja leider keinen magischen Umhang, so wie du.“ Blitzschnell vollführte sie eine symmetrische Bewegung mit beiden Händen und rief einen undefinierbaren Laut aus. Ihre Stimme war noch nicht verhallt, als sich ein Dunst aus schwarzen und blauen Schlieren aus dem Boden erhob und Auriels Körper vollständig umfing. Glitzernde Partikel stoben durch die Luft und verwirbelten die magische Energie in einem Strudel aus Luft. Auriels silberner Stirnreif reflektierte den magischen Schein und auch auf Rhavîns Schmuck spiegelte sich das Funkeln wider. Nur einen Augenblick später war das Spektakel vorbei, der zauberhafte Dunst wurde blitzschnell in den Boden gesogen und Auriel, die noch immer an gleicher Stelle stand, war kaum mehr zu sehen. Ihre Haut schimmerte durchsichtig. Glänzend spiegelte sie die Bilder der Umgebung wider. Der gesamte Körper der Hexerin war nun nicht deutlicher zu erkennen, als die Luftspiegelung über einem besonders heißen Feuer.
    Rhavîn blickte seine Gefährtin bewundernd an. Anerkennend sagte er: „Es scheint doch mehr in dir zu stecken, als ich bisher glaubte.“ Sein freundliches Zwinkern konnte die Hexerin gerade noch erkennen, bevor sich der Dunkelelf die Kapuze tief ins Gesicht zog. Wie auch der Rest seines Körpers verschmolz es mit den grüngrauen Farben der Natur.
    „Führ du uns über den Pfad der Orks, Rhavîn“, bat Auriel. „Ich kann die Spuren nicht verfolgen. Ja, ich sehe sie kaum!“
    Rhavîn nickte. Zielstrebig schlug er eine Richtung ein, die von der Höhle wegführte. Die Orks waren zwischen Waldrand und Hügelgrat entlanggegangen, ohne über die Hügel zu steigen oder den Wald zu betreten. Für die geschulten Augen des Dunkelelfen war es ein Leichtes, die Fußspuren zu verfolgen. Allerdings ärgerte es ihn, dass er unter den orkischen Fußabdrücken keine Hufspuren ausmachen konnte. So wusste er nicht, ob er in die richtige Richtung ging, oder ob er und Auriel lediglich der Spur eines Orktrupps folgten, die sie fort von Revelya und ihren beiden Gefährten führen würde.
    Auriel musste sich sehr konzentrieren, um dem Dunkelelfen zu folgen, da sie ihn zeitweilig kaum erkennen konnte. Doch wann immer sie zurückfiel, hielt Rhavîn inne, um der Hexerin den rechten Weg zu weisen.
     
    An diesem Tag strahlte die Sonne vom wolkenlosen, blauen Himmel herab und ihre Strahlen wärmten sogar ein wenig.
    Die herbstliche Landschaft wirkte friedlich und freundlich. Die wärmende Atmosphäre löste tief in Auriel behagliche Gefühle aus, erinnerten sie an längst vergessene Unbeschwertheit und Frieden.
    Obwohl sie getrennt von Rhavîn ging, als hätte es ihre Vertrautheit am Morgen nie gegeben, fühlte sie sich frei und glücklich, wie lang nicht mehr.
    Der Dunkelelf dagegen hatte keinen Blick für das raschelnde Herbstlaub am Boden, die zahllosen Pilze, die zwischen Farn und Moos aus dem Boden ragten und den Sonnenschein. Er bemerkte nicht die Schönheit der uralten Bäume, deren Kronen sich sacht im Wind wiegten, und reagierte nicht – wie Auriel es tat – erfreut, wenn ein Tier im nahen Wald zu entdecken war. Rhavîn verspürte keinerlei Emotionen und Sehnsüchte, wenn er die unversehrte Natur betrachtete. Für ihn bot jeder Baum ein Versteck für einen Feind, hinter jedem Findling erwartete er einen Hinterhalt. Aufmerksam schritt der Dunkelelf voran, ein Langschwert verborgen unter seinem Umhang stets in der rechten Hand haltend. Er ließ den Blick umherschweifen, war nicht einen Augenblick lang unbedacht. Er konzentrierte sich auf die Spuren am Boden und auf das, was vor ihm lag. Bis jetzt war ihm nicht mehr als die Natur selbst begegnet, doch konnte hinter jeder Biegung ein Lager liegen, oder der Unterschlupf von Revelya selbst.
    Vor Revelya müssen wir uns zu dieser Zeit glücklicherweise nicht in acht nehmen , stellte Rhavîn grimmig fest. Als Vampir wird sie es vorziehen, bei Sonnenlicht in irgendeiner dunklen Spalte zu liegen und auf den Anbruch der Nacht zu warten. Rhavîn blickte über die Schulter zurück. Sein Gesicht lag
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