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Revierkönige (German Edition)

Revierkönige (German Edition)

Titel: Revierkönige (German Edition)
Autoren: Daniela Gerlach
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Industrie und Werbung spezialisiert. Manchmal mach ich aber auch People, das kommt dann von meinem Studiokollegen, wenn er überlastet ist.“
    „Sag bloß, du hast ein eigenes Studio!“
    „Ein halbes. Die andere Hälfte gehört Bruno Zeiner.“
    „Bruno Zeiner? Der Name kommt mir bekannt vor.“
    Vera sah ihn von der Seite an und nickte. „In Fotografenkreisen jedenfalls ist er bekannt. Ja, ja, der Bruno ... Ist zwar ein Chaot, aber ich hab ne Menge von ihm gelernt. Leider säuft er zu viel.“
    „Erzähl doch mal was über deine Arbeit. Ich find das interessant.“
    „Na ja, interessant ist es, aber man muss auch dafür kämpfen, dass man interessante Aufträge kriegt. Die fallen nämlich nicht vom Himmel. Ich bin ja noch ein unbeschriebenes Blatt, auch mit Bruno Zeiner als Ausbilder. Trotzdem kann ich mich eigentlich nicht beklagen, man kommt rum, schnuppert überall mal rein. Letzte Woche zum Beispiel, da hab ich eine Reportage für die Kundenzeitschrift von sonner Farbfirma gemacht, Autolackierer bei der Arbeit.“
    „Echt? Und jetzt hat deine Kamera Farbkleckse.“
    „Quatsch! Aber ich im Schutzanzug und dann in der engen Spritzkabine, war ganz schön unbequem. Ich sollte mir dann auch noch ne Maske aufsetzen. Der Chef hat ein Gezeter gemacht von wegen Schutzbestimmungen und Vergiftungsgefahr. Ich sag: Hör mal, Meister, und wie soll ich durch die Kamera kucken? Werd in der halben Stunde schon keinen Schaden nehmen. Wenn ich draußen rumlaufe, setz ich auch keine Maske auf, obwohl die Luft reichlich verpestet ist, oder?“
    Vera lachte, der Freese auch, etwas zu spät allerdings, weil er sich Vera im Schutzanzug ohne was drunter vorstellte. In der engen Spritzkabine. Darüber hinaus fand er Lachen überflüssig. Er konnte es auch gar nicht richtig. Wenn man zu viel lachte, nahm einen keiner mehr ernst, dann ging der Respekt flöten, den man in gewissen Situationen brauchte. Jetzt aber durchströmte ihn für Sekunden ein unbekanntes Gefühl und machte ihn ganz warm von innen. Er freute sich auf den Abend – und hatte sogar Lust zu lachen.
     
     
    Er hatte sich umgezogen, rauchte eine Zigarette und fühlte sich wahrscheinlich wohl. Weil er sich bestimmt wohl fühlte, umspielte ein Lächeln seine Lippen bei dem Gedanken an Freese und Vera. Zwei Kinder aus gutem Haus, die vom Leben noch nichts mitbekommen hatten. Der Freese rückte einem gar nicht mehr von der Pelle, seit Vera da war. Olaf hatte eigentlich nichts gegen ihn, im Gegenteil, seine Gesellschaft war ihm an manchen Tagen sogar angenehm. Besonders dann, wenn ihn alle mit den verbalen Kostproben ihrer verkifften Hirne nur noch nervten. Wenn sie sich mit ihren plädderigen Ärschen hier festsaßen und dummes Zeug redeten oder sich darüber lustig machten, weil Olaf sich Bücher aus der Stadtbücherei lieh. Dabei waren sie nichts als Parasiten. Der Freese war auch ein Parasit, ein Egoist, ein Aasgeier, der nur darauf wartete, dass einer Schwäche zeigte. Der musste wieder mal in seine Schranken gewiesen werden, bestimmte Dinge duldete der Spargel nicht, das gab er dann jedem auch unmissverständlich zu verstehen. Vera aber, die fuhr nicht auf den Freese ab, sondern auf den guten alten Spargel. Als er einen Schluck Bier aus der Dose nahm, tropfte ihm zusammen mit dem Schaum auch etwas Genugtuung von den Lippen. Gelitten hatte das arme Mädchen. Das machte sie nun etwas menschlicher. Die tolle Fotografin ist aus Liebe vom Olymp gestürzt, direkt auf den heimatlichen Boden.
    Tja, so war das. Alle wollten sie was von ihm, alle kamen sie angeschissen. Er hatte eben was zu bieten, war jemand, der etwas erzählen konnte, eine Persönlichkeit, wenn man so will, ein beschriebenes Blatt, das jeder kannte. Und wenn einer wirklich begriffen hatte, was ablief, dann er. Die Zusammenhänge zwischen Gestern und Heute? Fragen Sie Olaf Keune, den alten Spargel.
    Er hatte auch begriffen, was psychedelisch war. Obwohl er ja generationsmäßig eigentlich nichts damit zu tun hatte, aber was soll´s? Als Olaf lernte, das magische Wort einwandfrei auszusprechen, bewegte er sich schon ganz gut darin und besuchte regelmäßig das Opossum (
nordamerikanische Beutelratte mit wertvollem Fell
, lt. Duden), den Psycho-Laden von Hippie-Horst. Der wiederum brachte ihn auf den Geschmack bestimmter Pilzsorten und anderer Nahrungsergänzungsmittel und wurde so etwas wie sein Guru, heute würde man eher sagen: Stilberater. Auf jeden Fall hatte er jetzt die Weisheit gefressen, und als
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