Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0924 - Das Totenbuch

0924 - Das Totenbuch

Titel: 0924 - Das Totenbuch
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Das Haus hatte all die Hitze gespeichert. Der Geruch war widerlich, eben dieser Todesgeruch. Nach alten Lumpen, verblichener Farbe, Moder und mehr stank es, wobei dieses mehr aus dem Haus selbst drang. Da befand sich ein China-Lokal, aber eines von der billigeren Sorte…
    Wer in den Zimmern hauste, wollte ich erst gar nicht wissen, mir kam es einzig und allein auf den Dachboden an, und ich begann damit, die Stufen hochzusteigen. Zuvor hatte ich noch einen Blick über die Schulter geworfen, aber keinen Verfolger entdecken können.
    Die einzelnen Stufen waren mit schmalen Filzstücken belegt. Im Laufe der Zeit hatte sich in ihnen der Dreck festgesetzt.
    Staub klebte auch an den Wänden, und die Decke über mir war ebenfalls nicht verschont worden.
    Wer hier lebte, braucht nicht großartig auf Sauberkeit zu achten.
    Je näher ich der Tür kam, um so enger wurde der Gang für mich. Er war letztendlich nur mehr ein Schlauch, und die Luft war kaum zu atmen. Die Tür hatte kein Schloß, auch keine richtige Klinke, sondern nur mehr einen schlichten Metallgriff, der Rost angesetzt hatte und sich feucht anfühlte.
    Ich sah auch einen Riegel, der allerdings befand sich außen und war nicht vorgeschoben.
    Ich drückte die Tür vorsichtig auf. Der Filzboden auf den Stufen hatte meine Tritte stark gedämpft.
    Nun bewegte sich die verdammte Tür knirschend in ihren Scharnieren, als wollte sie mich mit besonderen Lauten begrüßen.
    Hinzu kam noch die Düsternis des Dachbodens. Er war relativ groß, das konnte ich sehen, aber die Proportionen der Fenster stimmten einfach nicht. Es waren nur mehr Luken, durch die schwaches Tageslicht sickerte.
    Wie gesagt, Wolken verhinderten, daß die Sonne richtig durchkam. Dafür war es noch windstill geworden, und die Schwüle hatte zugenommen.
    Die Düsternis gefiel mir nicht. Schatteninseln lauerten überall.
    Ich war von der offenen Tür weggegangen und hatte sicherheitshalber den helleren Ausschnitt verlassen. Das hier oben war eine Welt für sich. Von den anderen Aktivitäten in diesem Haus war kaum etwas wahrzunehmen, weil es sehr verschachtelt war. Auf den Fensterscheiben lag eine Schmutzschicht.
    Fremde Geräusche waren nicht zu hören. Die Stille wirkte belastend. Sie war nicht normal. In ihr hatte sich etwas versteckt.
    Ich setzte die ersten Schritte und hörte, wie unter meinen Füßen etwas knirschte. Dreck und Staub bildeten hier einen Teppich. Über mir sah ich das kahle Gebälk und auch die zahlreichen Spinnweben in den Ecken. Dieser Dachboden sah aus, als wäre er seit Jahren nicht mehr betreten oder benutzt worden. Das konnte, mußte aber nicht so sein.
    Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an das trübe Licht, deshalb holte ich meine kleine Leuchte hervor und schaltete sie ein.
    Der Strahl wirkte wie ein Fremdkörper in dem Dämmerlicht. Ich bewegte ihn, und er durchdrang die graue, staubige Leere. Nichts ungewöhnliches war zu sehen: ein glatter Boden, die schmutzigen Wände und Fenster. Zumindest auf der linken Seite. Mein Licht hatte auch noch andere Bewohner erschreckt, nicht nur Käfer oder Spinnen, sondern auch Mäuse, die durch dunkle Ecken huschten und neue Verstecke suchten.
    Ich fing an, mich zu ärgern und hoffte nicht, daß man mich grundlos in diesen verdammten Bau geschickt hatte. Das Licht suchte noch immer ein Ziel. Etwas mußte doch hier zu finden sein!
    Und es war etwas da.
    Ein Tisch - oder?
    Ich schwenkte die Lampe wieder zurück, bis der Strahl den Tisch erneut erfaßt hatte. Dann ließ ich den Kegel langsam über die graue Platte wandern.
    Dabei fiel mir auf, daß sie nicht leer war. Ein Buch lag darauf, und genau dort, wo es seinen Platz gefunden hatte, entdeckte ich einen Stuhl mit besonders niedriger Lehne.
    Er war weiter zurückgeschoben, zwischen ihm und dem Tisch bestand ein gewisser Freiraum.
    Weiter war ich nicht gegangen. Ich leuchtete gegen die Platte, denn dort lag etwas, was mich interessierte.
    Es war ein Buch.
    Der dunkle Einband fiel mir auch deshalb auf, weil etwas auf ihm lag. Kein Aschenbecher, nichts, was das Buch festhalten sollte, obwohl es als Halt diente.
    Ich sah auf dem Buch eine bleiche Hand liegen. Die Hand eines Menschen!
    ***
    Für einen Moment stockte mir der Atem. Mein Herz schlug schneller, und es kam zu einem kurzen Schweißausbruch. Es wollte mir nicht in den Sinn, daß die Hand künstlich war. Man kann sie täuschend echt nachbilden, aber das war eine echte Hand, vielleicht abgeschnitten worden und…
    Es stimmte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher