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Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina

Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Sonderband 002 - Saint Domina
Autoren: Dirk van den Boom (Hrsg.)
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in sich hinein zu lassen. Schicksalsergeben schloss er schließlich die Augen, da er den Anblick des zuckenden Etwas, das aus seinem Mund ragte, nicht mehr ertragen konnte.
    Ein stechender Schmerz in seinen Innersten zeigte ihm kurz darauf, dass der Fangarm den Ort in seinem Körper erreicht hatte, der mit dem menschlichen Magen vergleichbar war. Dann verspürte er ein saugendes Gefühl und ein weiterer panischer Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Das Ding frisst mich von innen auf!
    Der anfängliche Schmerz verwandelte sich in eine Schmerzwelle, die sich sternförmig von seinem Verdauungstrakt über die angrenzenden Bereiche ausbreitete. Seine Säfte begannen zu kochen, zumindest schien es Thorpa so, als er das brennende Gefühl sauerer Flüssigkeiten in den Verdauungsröhren spürte, dass er gut genug von dem her kannte, was die Menschen Sodbrennen nannten. Und dann schien sein Innerstes zu explodieren!
     

     
    Dunkelheit.
    Erinnerung.
    Dunkelheit.
    Kindheit.
    Dunkelheit.
    Jugend.
    Thorpa war erleichtert, dass der Schmerz nicht mehr existierte. Der Schmerz nicht und auch nicht die schreckliche Umgebung mit den grässlichen Gestalten.
    Eigentlich existierte gar nichts mehr.
    Außer ihm.
    Er schwebte in einem endlosen Nichts, befreit von allen Lasten und Pflichten.
    War er tot? Befand er sich dort, wohin alle Pentakka gingen, wenn der Strom des kostbaren Lebenssafts in ihren Blättern und in der Rinde zum Erliegen gekommen war?
    Thorpa hatte sich bisher über den Tod noch keine Gedanken gemacht. Warum auch? Er war ein junger Pentakka gewesen, stand noch am Anfang seines Lebens, hatte noch soviel vor sich. Und jetzt, wo der Tod ihn überrascht hatte, fand er es gar nicht mal so tragisch. Es war alles so ruhig und friedlich.
    Der Pentakka schaltete alle Gedanken ab, ließ sich in dem wohligen Nichts treiben, war zufrieden.
    Aber was war das? Inmitten des Nichts tauchte ein kleiner Lichtpunkt auf, der mit stetiger Geschwindigkeit anwuchs. Thorpa kam sofort eine der Mythen der Menschen in den Sinn, in der dem Tode Entronnene von ihren Sterbeerfahrungen erzählt und auch von einem Licht berichtet hatten, auf das sie zugeflogen waren. Man behauptete, das Licht wäre das Ende eines Tunnels, der nach seiner Durchquerung auf die andere Seite führte. Ins Jenseits.
    Thorpa war entschlossen, das herauszufinden. Er gab sich ganz dem unsichtbaren Strom hin, der ihn immer schneller auf das Licht zu trieb. Das Gefühl von Bewegung wurde intensiver und ließ den Pentakka letztendlich glauben, dass er in einem wilden Sturzflug auf die Helligkeit zuraste. Dann tauchte er in das Licht ein, wurde unkontrolliert herumgewirbelt und verlor sofort jeden Bezug dafür, wo oben unten rechts oder links war.
    Der Sturz endete so plötzlich, dass Thorpa einige Sekunden brauchte, die Veränderung zu verdauen. Wieder war er von Dunkelheit umgeben, bis er bemerkte, dass er seine Augen immer noch fest geschlossen hielt. Ruckartig klappte er die Augenlider nach oben und starrte direkt in das Gesicht von ... Dr. Anande!
     

     
    »Aha! Unser Patient scheint wieder unter uns zu weilen.«
    Der Schiffsarzt der Ikarus schaute mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen auf den Pentakka hinab, der ihn mit einem verwirrten Ausdruck in den Augen anstarrte.
    »Ich glaube wir können unseren Freund jetzt wieder losschnallen. Er dürfte keine Gefahr mehr für sich oder für uns darstellen«, fuhr Dr. Jovian Anande fort und deutete auf die dicken Riemen aus Flexo-Kunststoff, mit denen der baumartige Xenopsychologe der Ikarus auf einer der Sanitätsliegen der Krankenstation des Rettungskreuzers festgeschnallt war.
    Darius Weenderveen schaute den Arzt zweifelnd an, während er sich wieder die linke Schulter rieb, an der einer der Äste des im Fieberwahns tobenden Pentakka ihn getroffen und quer durch den Gang gewirbelt hatte. Dr. Anande nickte ihm nochmals aufmunternd zu, legte den Kunststoffschlauch beiseite, mit dem er kurz zuvor den Verdauungstrakt Thorpas leer gepumpt hatte, und sagte: »Sie brauchen wirklich keine Angst mehr zu haben. Ich kenne unser Bäumchen gut genug. Das ist bei Leibe nicht das erste Mal, dass ich ihn so erlebe. Nach dem Magenauspumpen hat er sich bisher immer sofort wieder beruhigt.«
    Obwohl man Weenderveen ansah, dass die Worte des Arztes ihn keinesfalls beruhigt hatten, begann er jetzt mit spitzen Fingern ebenfalls die Fesseln des Pentakka zu lösen.
    »Wie oft hatten Sie Thorpa denn schon in diesem Zustand auf Ihrer
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